Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 63: Odenwaldkreis (2005)
Nr. 37 Erbach, Schloß, aus Michelstadt, Evangelische Stadtkirche 1461
Beschreibung
Grabplatte für Philipp I. Schenk von Erbach. Die Platte aus grauem Sandstein lag vor dem herrschaftlichen Stuhl der Grafen von Erbach und wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts unter Graf Franz I. von Erbach in das Erbacher Schloß verbracht, wo sie in der Einhardskapelle aufgestellt ist.1) Im Feld ist in flachem Relief ein Vollwappen dargestellt, dessen Helm und Helmzier fast vollständig abgearbeitet wurden. Die Inschrift läuft zwischen Linien um. Als Worttrenner dienen Quadrangel.
Maße: H. 220, B. 96, Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
+ Anno · d(omi)ni · mo · cccco · / lxi · ip(s)a · die · fabiani · et · sebastia(n)i · obiit · nobilis · / Schenck · philips / · d(omi)n(u)sa) · de · Erpach · cui(us) · a(n)i(m)a · r(e)q(ui)escat · i(n) · s(anc)tab) · pace · am(en) ·
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1461, eben am Fest von Fabian und Sebastian (20. Januar) starb der edle Schenk Philipp, Herr von Erbach, dessen Seele in heiligem Frieden ruhen möge, Amen.
Erbach. |
Textkritischer Apparat
- Philippus Pincerna et Dominus Schneider.
- sancta fehlt bei Schneider.
Anmerkungen
- Schneider 80; Morneweg, Haus Erbach Nr. 140, Anm.*.
- Möller, Stammtafeln NF I, Taf. XV; Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 1; Simon, Geschichte 341; zu Philipps Eltern vgl. Nr. 30; zu Lukardis vgl. Nr. 47.
- Simon, Geschichte 342; Voss, Dietrich von Erbach 267 f.
- Voss, Dietrich von Erbach 268 f.
- Simon, Geschichte Urk. Nr. CCLIX.
- Schneider, Urk. Nr. CXIII, 164 f.; Simon, Geschichte 341 f.
- Vgl. dazu auch die Inschrift für Philipps Frau Lukardis (Nr. 47) und dort den Kommentar.
- Krebs, Baugeschichte 34 und Nr. 39.
- Schneider 266.
- Vgl. die folgende Nr. und Nr. 53.
Nachweise
- Schneider, Historie 80, Nr. 65.
Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 37 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0003708.
Kommentar
Das versale A ist vom pseudounzialen A der gotischen Majuskel abgeleitet, doch wird der mit einer tropfenförmigen Verdickung versehene linke Schaft von einem parallel verlaufenden Zierstrich begleitet. Dagegen gehören E und S zu den typischen Versalien der gotischen Minuskel. Die oberen Enden der Schäfte von b, h, k und l sowie die unteren Enden der Schäfte von p und q sind gespalten.
Philipp I. war ein Sohn Konrads VII. und der Agnes von Erbach und heiratete vor 1436 Lukardis von Eppstein.2) Er war unter Erzbischof Dietrich von Mainz, der aus der Michelstädter Linie der Schenken von Erbach stammte, zunächst Burggraf von Miltenberg (1444 – 1447/49), dann Viztum zu Aschaffenburg (1451 – 1454/55) und schließlich Hofmeister des Erzstifts Mainz (1458 – 59).3) In dieser Zeit läßt sich Philipp auch unter den Räten des Erzbischofs nachweisen.4) Im Jahr 1451 ernannten ihn Pfalzgraf Friedrich und Markgraf Jakob von Baden zum Obmann ihres Burgfriedens zu Kreuznach.5) Mit seiner Frau Lukardis ließ sich Philipp 1452 in die Bruderschaft des heiligen Franziskus und der heiligen Clara aufnehmen.6) Er zeichnete sich durch verschiedene Stiftungen und andere fromme Tätigkeiten aus7) und plante offenbar auch den Neubau der Michelstädter Kirche, dessen Beginn im Jahr 1461 er jedoch nicht mehr erlebte.8) 1462 stiftete Lukardis für ihn eine Seelenmesse, die jeweils am Dienstag vor Fabian und Sebastian von 15 Priestern gefeiert werden sollte.9) Für Philipp ist noch ein wohl unmittelbar nach seinem Tode errichtetes und heute verschollenes Epitaph überliefert. Ein weiteres Epitaph erhielt er 1481 zusammen mit seinem Sohn Georg.10)