Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 23 Steinbach (Michelstadt), Einhards-Basilika 1370

Beschreibung

Grabplatte der Anna Schenkin von Erbach, geborene von Bruck. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute im Langhaus. Die obere rechte Ecke der Platte ist weggebrochen, und unten links fehlt ein Stück der Leiste. Die gesamte Platte ist aber durch einen Stich bei Schneider überliefert. Im eingetieften Feld steht die Figur der Verstorbenen in Kleid, Mantel und Kruseler auf einem Hund. Ihre linke Hand liegt auf dem Bauch, und darüber ist ein Schild mit dem Erbacher Wappen angebracht. In den oberen Ecken befinden sich zwei Wappenschilde, von denen das heraldisch linke weggebrochen ist. Die auf dem Rand zwischen Linien angebrachte Inschrift beginnt wie üblich oben links, endet aber auf der unteren Leiste. Als Worttrenner dienen Quadrangel. In den Ecken der Leisten sind die Evangelistensymbole dargestellt: oben links der Engel des Matthäus, oben rechts der heute verlorene Adler des Johannes, unten links der Löwe des Markus und unten rechts der ebenfalls nicht mehr vorhandene Stier des Lukas.

Ergänzt nach Schneider.

Maße: H. 194, B. 99, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. + anno · d(omi)ni · m [· ccc · lxxa) · / in · vigilia · asce(n)sioni]s · d(omi)ni · obiit · anna · pincern[a · d(omi)na · ] / de · erpach ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1370, am Tag vor dem Fest der Himmelfahrt des Herrn (22. Mai) starb Anna Schenkin, Frau von Erbach.

Wappen:
Erbach
BruckHenneberg.

Kommentar

Auffällig ist die Anordnung der Schrift, die nur auf der oberen, der rechten sowie auf der ersten Hälfte der unteren Leiste angebracht ist. Dasselbe Phänomen weisen auch die Platten für Annas Mann Konrad (Nr. 26) sowie für die 1375 verstorbene Anna Schenkin von Erbach (Nr. 24) und ihren 1387 verstorbenen Mann Heinrich I. Schenk von Erbach (Nr. 25) auf. Noch deutlicher wird die Verwandtschaft der Platten in der Gestaltung mit den vier Evanglistensymbolen in den Ecken sowie in der Ausarbeitung der Figuren. Allerdings ist die Figur Annas weniger sorgfältig ausgeführt als bei den anderen Denkmälern. Trotzdem dürften alle vier Platten von derselben Werkstatt hergestellt worden sein.

Anna entstammte der Ehe des Johann von Bruck mit Anna von Henneberg. Sie war mit Konrad Schenk von Erbach genannt Rauch verheiratet.1)

Textkritischer Apparat

  1. 1361 Gabelkover, der den Rest der Inschrift bis de erpach nach eigener Angabe nicht lesen konnte.

Anmerkungen

  1. Möller, Stammtafeln NF I, Taf. XV; Europ. Stammtafeln NF V, Taf. 1; Anna wurde in der Stammtafel Schneiders gar nicht eingeordnet, vgl. Schneider 12, und von Simon, Geschichte 324 als Tochter Konrads von Erbach genannt Rauch geführt; vgl. dazu den Kommentar der folgenden Nr.; erst bei Morneweg, Stammtafeln, Taf. 1 Nr. 33 ist sie richtig zugeordnet.

Nachweise

  1. Gabelkover, Kollektaneen 447.
  2. Schneider, Historie, Abb. Taf. III,48.
  3. Luck, Historische Genealogie 12, Nr. 51.
  4. Beeh-Lustenberger, Grabdenkmäler 273, Nr. I,4 mit Abb. Taf. 121.

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 23 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0002304.