Inschriftenkatalog: Odenwaldkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 63: Odenwaldkreis (2005)

Nr. 18 Erbach, Evangelische Kirche, aus Kloster Schönau (Rhein-Neckar-Kreis) 1357

Beschreibung

Herstellungs- und Meisterinschrift sowie Gebetsinschrift auf einer Glocke. Sie wurde ursprünglich für die Klosterkirche in Schönau gegossen, nach der Aufhebung des Klosters 1563 auf den Turm der alten Erbacher Pfarrkirche verbracht und 1750 in den Neubau der Kirche übernommen.1) Inschrift (A) läuft zwischen Doppelstegen auf der Schulter um, und Inschrift (B) befindet sich von unten nach oben laufend auf den sechs Bügeln der Krone.2) Als Worttrenner dienen Punkte.

Nach DI 12 und nach Photo.3)

Maße: H. 117, Dm. 122, Bu. 3 (A), 2 (B) cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften Heidelberg (Herbert Neumüllers) [1/1]

  1. A

    + Mo · CCCo · LVIIo · Vo · K(A)L(ENDAS) · SEPT(EMBRIS) · F(A)C(TV)M · E(ST) · HO(C)a) · OP(VS) · I(N) · HO(NOR)E · S(AN)C(T)E · VI(RGINIS)b) · MARIE · SVB · D(OMIN)Oa) · IOH(ANN)E · ABB(AT)Ec) · XXXo · Io · A · FR(ATR)E · NICOLAO · D(I)C(T)O · SNITZ(O) · SAC(ERDOT)Ec) · ET · MO(NA)CHO

  2. B

    AVE · MARIA // · GRACId) · PLENA // · DOMINVS · TE//CVM · BENEDICTA // TV · I(N) · MVLIERIB(VS) // · ET · B(E)N(E)DICT(VS) · F(RVCTVS) · V(ENTRIS) · T(VI)4)

Übersetzung:

(A) 1357, am 5. Tag vor den Kalenden des September (28. August) ist dieses Werk zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria unter dem Herrn Johannes, dem 31. Abt, vom Bruder Nikolaus genannt Snitz, Priester und Mönch, gemacht worden. – (B) Sei gegrüßt, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gesegnet unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.

Kommentar

Der Gießer Nikolaus genannt Snitz, ein Priestermönch und vermutlich Mitglied des Zisterzienserklosters Schönau, ist sonst nicht bekannt.5) Bei dem genannten Abt handelt es sich um Johannes II., der seit dem 6. Februar 1356 das Abbatiat innehatte und 1357 verstarb.6)

Textkritischer Apparat

  1. O klein und hochgestellt.
  2. V mit darübergestelltem I.
  3. E klein und hochgestellt.
  4. So statt GRACIA.

Anmerkungen

  1. Schaefer 48.
  2. Glocken, die eine mit Modeln gefertigte Inschrift auf den Kronenbügeln tragen, sind äußerst selten; DGA Bayerisch-Schwaben 7 verweist auf eine Glocke von 1264, bei der die Inschrift im Kronenbügel jedoch eingeritzt ist.
  3. Für die zur Verfügung gestellten Photos danke ich herzlich Herrn Dr. Harald Drös, Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  4. Beginn des „Ave Maria“ nach Lk 1,28 und Lk 1,42; zu seiner Verbreitung auf Glocken vgl. Nr. 32.
  5. Walter, Glockenkunde 827.
  6. Huffschmid, Beiträge 100.

Nachweise

  1. Schneider, Historie 351 (A).
  2. Schaefer, Kdm. 48 (A).
  3. Kraus, Zur pfälzischen Glockenkunde (1894) 13 (A).
  4. DI 12 (Heidelberg) Nr. 49 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 63, Odenwaldkreis, Nr. 18 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di063mz09k0001801.