Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 160 Dom 1622
Beschreibung
Epitaph des Johann von Schorlemer in Form eines Altaraufbaus. Sandstein, farbig gefaßt, Marmor. Der Seitenaltar ist heute an der Ostwand des nördlichen Querhauses aufgestellt. Ursprünglich stand er vor dem südlichen Vierungspfeiler; nach der Beschädigung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg wurde er in das Querhaus versetzt. Dabei wurden die Wandmalereien am Vierungspfeiler (Nr. 26) freigelegt. Im Mittelteil des mehrteiligen Altaraufbaus ein oben durch einen Bogen abgeschlossenes Relief, das die Anbetung durch die Hirten zeigt, darüber in den Wolken Engel. Seitlich des Reliefs Nischen, darin links die Figur des Johannes mit dem Adler, rechts Lukas mit dem Stier; auf dem Rollwerk, das den Altar seitlich abschließt, stehen links Matthäus mit dem Engel, rechts Markus mit dem Löwen. Auf dem seitlich vorspringenden Gesims oberhalb der Mittelzone steht außen links und rechts jeweils eine Bischofsfigur, davor links und rechts eine männliche Figur, die linke mit Buch, die rechte mit Buch und Gefäß. Auf dem Gesims beidseitig des Mittelreliefs je zwei Säulen, die beiden inneren aus Marmor, die beiden äußeren heute in Sandstein erneuert. Sie tragen ein Gesims, an dessen seitlichen Vorsprüngen heute je zwei Wappenschilde angebracht sind, deren Anordnung offenbar willkürlich und nicht nach dem alten Vorbild vorgenommen wurde. Im 19. Jahrhundert befanden sich hier noch je drei Wappenschilde.1) Darüber in der Mitte ein Relief, das die Ausgießung des Heiligen Geistes zeigt, seitlich davon mit Engelsköpfen besetztes Ornamentwerk. In der Bekrönung des Altars ein weiterer Wappenschild, seitlich davon links Maria mit dem Christuskind, rechts Anna mit der kleinen Maria. Unterhalb der Mittelzone von seitlich vorspringenden Sockeln gerahmt eine querrechteckige Tafel mit einer Inschrift, die erhaben gehauen und farbig gefaßt ist. Das äußere Rollwerk des Epitaphs ist mit Engelsköpfen besetzt.
Maße: H.: ca. 400 cm; B.: 314 cm; Bu.: 3,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.
R(EVERENDISSI)M(V)S ET PRAENOB(ILIS) D(OMI)N(V)S IOANNES A SCHORLEMER / CATHED(RALIVM) ECCLESIARVM, HVIVS ET OSNABRVG(ENSIS) / AC S. IO(ANN)IS IBIDEM P(RAE)POSITVS ET CANON(ICVS) 13. IVNIJ, / A(NN)O 1622, AD DEXTRAM ALTARIS HVIVS AB IPSO / ERECTI, SEPVLTVS, AEVITERNITATEM EXPECTAT . / R(EQVIESCAT) I(N) P(ACE)
Übersetzung:
Der hochehrwürdige und überaus edle Herr Johann von Schorlemer, Propst und Kanoniker dieser Domkirche und der Osnabrücker sowie dort an St. Johannis, der am 13. Juni 1622 zur rechten Seite des Altars, den er selbst errichtet hat, begraben ist, erwartet (hier) das ewige Leben. Er ruhe in Frieden.
Schorlemer2) | |||
Haxthausen3) | Schorlemer2) | Amelunxen4) | ?5) |
Anmerkungen
- Von der Horst, Denkmäler, S. 61, verzeichnet sechs Wappenschilde an dem Epitaph, hat dabei aber offensichtlich das als Bekrönung angebrachte Wappen Schorlemer nicht berücksichtigt. Im Lapidarium des Domes befindet sich ein Wappenschild, der in der Gestaltung zu den Wappen des Schorlemer-Epitaphs paßt und früher wohl an diesem angebracht war. Es handelt sich dabei vermutlich um das Wappen Hapken (Harfe); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 65; Bd. 2, Tafel 158.
- Wappen Schorlemer (gezinnter rechtsschräger Balken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 115; Bd. 2, Tafel 287.
- Wappen Haxthausen (Wagenflechte). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 66; Bd. 2, Tafel 160.
- Wappen Amelunxen (zwei mit je vier Eisenhüten belegte Pfähle). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 4 u. Tafel 6.
- Wappen ? (zwei rechtsschräge Balken).
- Vgl. von der Horst, Denkmäler, S. 61.
- StA Osnabrück, Rep. 560 III, Nr. 4, fol. 32r, u. Nr. 7, fol. 73v.
- Matrikel Köln, Bd. 4, S. 184, 717,42.
- Culemann, Dompröpste, S. 69, gibt als Todesdatum den 13. Juni an. Vermutlich bezieht er diese Information aber aus der Grabschrift des Epitaphs.
Nachweise
- Von der Horst, Denkmäler, S. 61.
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 160 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0016000.
Kommentar
Johann von Schorlemer war der Sohn des Rembert von Schorlemer und der Elisabeth von Amelunxen.6) Den Kapitelsprotokollen des Osnabrücker Domstifts zufolge fand die Aufnahme Schorlemers in das Domkapitel am 28. Januar 1595 statt, seine Emanzipation am 7. April 1597.7) Im Februar 1599 immatrikulierte er sich an der Universität Köln.8) Ob es sich bei dem in der Inschrift genannten Datum tatsächlich um den Tag des Begräbnisses und nicht um den Todestag gehandelt hat, läßt sich nicht klären.9) Die Protokolle des Osnabrücker Domkapitels verzeichnen Schorlemer erst am 4. Juli als verstorben.