Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 193 St. Martini 1647
Beschreibung
Grabplatte des Zacharias Brandshagen. Sandstein. Die hochrechteckige Grabplatte ist heute in der Eingangshalle der Martinikirche aufgestellt. Sie zeigt im Innenfeld eine Darstellung des Verstorbenen mit zum Gebet zusammengelegten Händen. Er trägt eine Rüstung und einen umgegürteten Degen, zu seinen Füßen links die Handschuhe, rechts der Helm. Die Figur steht in einer Nische, deren seitliche Begrenzungen jeweils von zwei übereinandergestellten Knochen gebildet werden; die beiden oberen Knochen gehen in Ornament über. In der linken unteren Ecke des Innenfeldes ein Totenschädel. Oben in den Bogenzwickeln links und rechts je ein Wappenschild, darunter jeweils Initialen. Auf den Rahmenleisten verläuft eine erhaben gehauene Inschrift um den Stein.
Maße: H.: 220 cm; B.: 127 cm; Bu.: 6 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
DER HOCHEDEL · GESTRENGR HERR ZACH/ARIAS BRANDSHAGEN KONIGL(ICHER) MAIEST(ET) ZU SCHWEDN OBRSTER ZU / FUS IST DEN 4. MAII · A(NN)O 1647 VOR VEC/HT IM ANGRIFF GESCHOSSEN IN GOTT ENTSCHLAFFEN ALT 44 IAR
Wappen mit Beischriften: | |
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Anmerkungen
- Z(ACHARIAS) B(RANDSHAGEN). Wappen Brandshagen (Schrägkreuz, dazwischen vier Rosen).
- M(ARIA) E(LISABETH) V(ON) K(IAW). Wappen Kiaw (zwei hintereinandergestellte Flügel).
- Die biographischen Angaben sind seiner Leichenpredigt, verfaßt von Hermann Ebert, gedr. Rinteln 1647 (Landesbibliothek Hannover, Leichenpredigtsammlung Cm 220), entnommen.
Nachweise
- Dedeke, Mindener Kirchen. In: MHB 3, 1925, Nr. 15.
- St. Martini, S. 56.
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 193 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0019305.
Kommentar
Zacharias Brandshagen machte eine für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges typische Militärkarriere.3) Er wurde am 14. März 1603 in Vorpommern geboren. Nach dem Schulbesuch diente er seit 1620 zunächst in den Niederlanden als Musketier und stieg von da an zu immer höheren militärischen Rängen auf. Er stellte sich in die Dienste des schwedischen Königs und wurde zunächst Leutnant, später Kapitän. Im Jahr 1644 erhielt er als Obrist im Heer Königsmarcks den Auftrag, vom Musterungsplatz Minden aus ein neues Regiment zusammenzustellen. Mit diesem nahm er Lemgo ein und wurde dort als Kommandant eingesetzt. Seiner Leichenpredigt zufolge wurde Brandshagen am 5. Mai 1647 im Feld tödlich verwundet. Verheiratet war er in erster Ehe mit der Hamburger Bürgerstochter Augusta Lucia Veer, mit der er zwölf Kinder hatte, in zweiter Ehe seit 1644 mit Maria Elisabeth von Kiaw, mit der er zwei Kinder hatte. Zum Zeitpunkt seines Todes war seine zweite Ehefrau wieder schwanger. Zu der makaberen Ornamentik der Grabplatte paßt die in der Leichenpredigt auf Brandshagen überlieferte Nachricht, daß dieser sich ständig den bevorstehenden Tod vor Augen hielt und zu diesem Zweck am Tage seiner Hochzeit 1644 zwei Totenköpfe auf das Ehebett setzen ließ.