Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 185 St. Simeonis 1635

Beschreibung

Vier Gemälde mit alttestamentlichen Szenen. Öl auf Holz. Die vier in neue Rahmen gefaßten Gemälde hängen im nördlichen Kirchenschiff. Über ihren ursprünglichen Platz in der Kirche liegen keine Angaben vor, sie stammen jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Emporenbrüstung. Bei der Kirchenrenovierung der Jahre 1911/12 wurde die Orgel verlegt und anstelle der alten Orgelempore an der Westwand eine neue Empore errichtet. Deren Brüstung wurde mit Gemälden verkleidet, zu denen offensichtlich auch diese vier Gemälde gehörten. Die Brüstung enthielt auch drei Tafeln mit den Bibelzitaten Jes. 3,10, Jes. 51,10 und Ps. 1,6, die möglicherweise zur selben Zeit entstanden wie die vier Gemälde, aber nicht mehr erhalten sind.1) Im ersten Bild Daniel in der Löwengrube; auf einem Mauervorsprung die Inschrift A, in der unteren rechten Ecke ein Wappenschild mit Hausmarke (M15), darunter die Inschrift B. Das zweite Bild stellt den Kampf Jakobs mit dem Engel dar; in der linken unteren Ecke ein Wappenschild, darunter die Inschrift C. Das dritte Bild zeigt den schlafenden Elias in der Wüste, der von einem Engel geweckt wird; in der unteren rechten Ecke zwei Wappenschilde, im linken über einer Hausmarke (M16) Initialen (D), im rechten ein Monogramm (E). Im vierten Bild der König Manasse im Gefängnis; in der rechten unteren Ecke ein Wappenschild mit einer Hausmarke (M17), darunter die Inschrift F.

Maße: Daniel: H.: 92,5 cm; B.: 114,5 cm; Bu.: 2 cm (A), 1,3 cm (B).Jakob: H.: 89,5 cm; B.: 59,5 cm; Bu.: 1 cm (C).Elias: H.: 92,5 cm; B.: 78 cm; Bu.: 0,8 cm (D), 6 cm (E).Manasse: H.: 91,5 cm; B.: 89 cm; Bu.: 0,9 cm (F).

Schriftart(en): Kapitalis.Kapitalis.Kapitalis.Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    1635 / · HMP ·

  2. B

    DANIEL · MVNTER

  3. C

    DANIEL COSTED

  4. D

    H. O.

  5. E

    SRa)

  6. F

    GERTD · COSTED .

Wappen:
Munter2)
Costede3)

Kommentar

Alle vier Gemälde stammen vom gleichen Künstler und dürften im Jahr 1635 zusammen entstanden sein. Ob die drei Buchstaben HMP den Namen des Künstlers darstellen oder für HM P(INXIT) oder P(ICTOR) stehen, läßt sich nicht entscheiden. Dieselbe Signatur findet sich auch an dem farbig gefaßten Epitaph des Hieronymus von Grapendorf (Nr. 171).

Gerd Costede und Daniel Munter sind im Jahr 1625 in den Kontributionsregistern als im Hahlertorviertel ansässig nachzuweisen.4) Daniel Munter fungierte 1641 als Bauverordneter der Stadt, im Jahr 1644 ist er in einer Urkunde als einer der Vorsteher des Nicolai-Hospitals genannt.5) Daniel Costede ist am 7. August 1642 als Bürge im Bürgerbuch aufgeführt. Er wird dort als unser collega bezeichnet.6) Dies bezieht sich wohl darauf, daß Daniel Costede im Jahr 1641 als Ziegelherr der Stadt fungierte.7) Im Jahr 1642 führen ihn die Ratsprotokolle nicht in einer städtischen Funktion auf. Bei den auf den Gemälden Genannten dürfte es sich um Mitglieder der Gemeinde St. Simeonis gehandelt haben, die die Emporenbilder stifteten. Es läßt sich nicht ausschließen, daß die heute an der Brüstung der Orgelempore angebrachten Bilder, die offenbar vom selben Maler stammen und vermutlich zur selben Zeit entstanden sind, ebenfalls mit den Namen der Stifter bezeichnet waren, aber für eine erneute Verwendung so beschnitten wurden, daß die Stifternamen auf dem unteren Rand weggefallen sind.

Textkritischer Apparat

  1. Auch RS ist möglich, da die Buchstaben übereinandergelegt sind.

Anmerkungen

  1. Niemann, St. Simeonis, S. 41.
  2. Wappen Munter (geteilt, oben ein aus einer Wolke am linken oberen Schildrand hervorwachsender Arm, der einen Kranz hält, unten die Hausmarke M15, die ein Monogramm des Nachnamens darstellt).
  3. Wappen Costede (von Schwert durchbohrter steigender Löwe).
  4. KAM, Stadt Minden B, Nr. 131, fol. 2v u. 4v.
  5. KAM, Stadt Minden B, Nr. 311, fol. 32v, u. AI, Nr. 825.
  6. KAM, Stadt Minden B, Nr. 793, fol. 10v.
  7. Ebd., Nr. 311, fol. 33v.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 185 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0018507.