Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 163 St. Martini 1623

Beschreibung

Epitaph des Heinrich Becker. Sandstein. Das Epitaph hängt am ersten nordwestlichen Pfeiler des Kirchenschiffs. Im Mittelteil eine hochrechteckige Schrifttafel, die von zwei Nischen gerahmt wird, in denen Putten stehen. Die Nischen sind jeweils von zwei Säulen umgeben; oberhalb der Nischen und auf den Sockeln darunter insgesamt vier Wappenschilde. Außen links und rechts zwei große Frauenfiguren. Den oberen Abschluß des Epitaphs bildet eine weitere Inschriftentafel, auf der die Inschrift A beginnt, die sich auf der Tafel der mittleren Zone fortsetzt. Auf dem Segmentbogen über dem Aufsatz und links und rechts davon jeweils ein Putto. Den unteren Abschluß bildet eine von zwei Putten gehaltene herzförmige Kartusche mit der Inschrift B. Die Buchstaben der Inschriften sind erhaben gehauen und in goldener Farbe hervorgehoben.

Maße: H.: ca. 400 cm; B.: 244 cm; Bu.: 3,5–6 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    ADVEPTITEa) / QVI PRAETERITIS / QVANTUS ET QVAM / SOLERS AMOR SIT / CAST(US) ILLE et JUGALIS // QVI / QVOD MORTALE NOVIT, / AETERNUM ESSE DESIDERAT, / QVO QVIDEM ADFECTU, / MONUMENTUM HOC / MARITI NUPER KARISSIMI / HENRICI BECKERI / MEMORIAE SI CUM VOTO, FATA SINT, / IN SECULA DURATURAE,/ SEPULTIS QVOQ(VE) MANIB(US) FIDISSIMA / DEDICAVIT, VIDUA / BEATA SOBBE / IMITAMINI EXEMPLUM CONIUGES / NAMQVE / POTENS HIC ET VERUS AMOR EST / PER QVEM / POST FUNERA FELICES VI/VUNT MORTUI

  2. B

    OBIIT AN(NO) CHRI(STI) / MDCXXIII XIII. (SEPTEM)BRIS / HORA XII NOCTIS VIXIT AN(NOS) XXXVII / MEN(SES) V DI(ES) XVI / HO(RAS) X

Übersetzung:

Seht her, die ihr vorübergeht, wie groß und wie klug jene keusche und eheliche Liebe ist. Sie sehnt sich danach, daß das, von dem sie weiß, daß es sterblich ist, ewig dauert. Aufgrund dieser Zuneigung hat die treueste Witwe Beata Sobbe neulich dieses Denkmal dem Jahrhunderte überdauernden Andenken – wenn die Schicksalsmächte mit dem Wunsch im Bunde sind – an ihren liebsten Ehemann Heinrich Becker und auch den Seelen ihrer verstorbenen Ahnen gewidmet. Eheleute, ahmt das Beispiel nach, denn hier ist mächtige und wahre Liebe, durch die nach der Beisetzung die Toten glücklich leben. (A)

Er starb im Jahr Christi 1623 am 13. September zur 12. Stunde der Nacht. Er lebte 37 Jahre, 5 Monate, 16 Tage und 10 Stunden. (B)

Wappen:
Becker1)?2)
Wentrup3)Kampen4)

Kommentar

Heinrich Becker war der Enkel des Rektors des Ratsgymnasiums und Arztes Heinrich Becker (vgl. Nr. 91). Die Ehefrau des Heinrich Becker, Beata Sobbe, war eine Enkelin des Johann Sobbe und der Anna Cholwoes (vgl. Nr. 153). Heinrich Becker wurde in den Jahren 1620, 1621 und 1623 vom Rat der Stadt als Zuschlagsherr5) bestimmt. Im Jahr 1622 fungierte er als Quartiermeister des Wesertorquartiers, in dem er ansässig war, und hatte sich um die Angelegenheiten des Marstalls zu kümmern.6)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Steinmetzfehler, lies: ADVERTITE.

Anmerkungen

  1. Wappen Becker (zwei gekreuzte Rosen).
  2. Wappen ? (Äskulapstab).
  3. Wappen Wentrup (zwei Äste übereinander mit drei daraus hervorwachsenden Zweigen). Vgl. Nr. 93.
  4. Wappen Kampen (Hausmarke M6).
  5. Der Zuschlag war ein Stück Wald oder Feld, das aus der Allmende herausgenommen war. Vgl. DWb, Bd. 32, Sp. 795.
  6. Ratsprotokolle, KAM, Stadt Minden B, Nr. 21, u. a. fol. 4v u. fol. 52r.

Nachweise

  1. St. Martini, S. 55f.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 163 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0016301.