Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 162† St. Marien 1622

Beschreibung

Epitaph des Pastors Werner Müller. Das Epitaph hing im Chor der Marienkirche. Den Angaben von Schlichthaber1) läßt sich entnehmen, daß das Grabdenkmal eine Darstellung des Verstorbenen in Lebensgröße zeigte. Oberhalb der Darstellung befand sich die Inschrift A, die zur Zeit Schlichthabers bereits nicht mehr vollständig zu lesen war; darunter die Inschriften B und C, die Schlichthaber zwar vollständig wiedergibt, aber dazu bemerkt, daß viele Buchstaben abgefallen sind.2) Über den Verbleib des Grabdenkmals ist nichts bekannt. Vermutlich wurde es im 19. Jahrhundert aus der Kirche entfernt.

Inschrift nach Schlichthaber.

  1. A

    Memoria viri reverend(issimi) Werneri Mülleri Pastoris in hac aede vigilantissimi V. August(i) Ann(o) 1622 ex hac vita in coelestem placide obdormiendo evocati filii intimi affectus ergo apponi c[ . . . ]

  2. B

    Sic frontem sic ille oculos sic ora gerebatWernerus purae religionis amansSeptuaginta annos transegit in aede MariaeEdocuit solers lustra per octo gregemDisce mori vivens moriens ut vivere possisAtque pie sophia est maxima posse mori

  3. C

    Also war Werner Müller gestaltDa er war siebentzig Jahr altIndem er über viertzig JahrMit Fleiß gedienet Christi SchaarSchau lieber Leser bedenck dabeyChristlich sterben ein Kunst=Stück sey

Übersetzung:

Im Gedenken an den hochehrwürdigen Werner Müller, an den sehr fürsorglichen Pastor dieser Kirche, der am 5. August im Jahr 1622 aus diesem Leben durch einen sanften Tod in das himmlische abberufen wurde, haben (dies) die Kinder aus tiefster Anhänglichkeit setzen (lassen) ... (A) Solch eine Stirn, solche Augen und solch ein Gesicht hatte der den unverfälschten Glauben liebende Werner. Siebzig Jahre verlebte er, an der Marienkirche unterwies der kluge (Mann) die Gemeinde 40 Jahre lang. Lerne zu sterben, solange du lebst, damit du, wenn du stirbst, leben kannst; und es ist die höchste Weisheit, fromm sterben zu können. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Die Inschrift C stellt die deutsche Version von Inschrift B dar. Möglicherweise waren beide Texte in zwei Spalten nebeneinander angebracht. Laut Schlichthaber stammte Werner Müller aus Mansfeld. Im Jahr 1581 übernahm Müller die Pastorenstelle an St. Marien, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1622 innehatte.3)

Anmerkungen

  1. Schlichthaber, Kirchengeschichte, Teil 2, S. 195f.
  2. Ebd., S. 196.
  3. Ebd., S. 194.

Nachweise

  1. Schlichthaber, Kirchengeschichte, Teil 2, S. 195–197.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 162† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0016204.