Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 154 Rathaus 1612

Beschreibung

Gedenktafel für den Bürgermeister Heinrich Giseler. Sandstein. Die Tafel, die heute am Treppenaufgang im alten Rathaus angebracht ist, stammt vom Nicolai-Hospital an der Obermarktstraße. Als die Gebäude des Hospitals im Jahr 1833 an zwei Kaufleute verkauft wurden, gehörte sie zu den Gegenständen, die vom Verkauf ausgenommen waren.1) Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sie sich im Mindener Heimatmuseum. Der hochrechteckige Stein wird oben durch einen mit Rollwerk besetzten Giebel abgeschlossen, in dem sich ein Engelskopf befindet. Auf dem Fries darunter links und rechts je ein Medaillon mit einer Hausmarke (M8, M9). In der Umrahmung der Medaillons links und rechts jeweils eingehauene Buchstaben der Initialen (A). Den Hauptteil bildet eine oben durch einen Bogen abgeschlossene Tafel mit der erhaben gehauenen Inschrift B, die seitlich von Pfeilern eingefaßt wird.

Maße: H.: 139 cm; B.: 76 cm; Bu.: 1,3 cm (A), 3,5 u. 3,2 cm (B), 4,5 u. 4 cm (Versalien B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    I HB R

  2. B

    EIN BVRGEMEISTER HOCHGEEHRT /HINRICH GISLER IST HIE BEERDT, /DER VNLENGEST IN DIESER STAT /DAS HOSPITAL FVNDIERET HAT, 1396a) /VND ALL SEIN GVTT DAR ANGEWANT. /DOMIT SEIN NAM NVN PLEIB BEKANT, /IST AVFGERICHT DIES MONV MENT, /DEM REICHEN MAN ZVM DOCVMENT. /WOLAN IHR REICHE TRET HERAN, /NEMBT EIN BEISPIEL VON DIESEM MAN, /BEDENCKT DIE ARMEN MILDIGLICH, /GOTT WIRDTS ERSTATTEN EWIGLICH /POS(VERVNT) PROVISORES A(NN)O 1612 ·

Übersetzung:

Im Jahr 1612 haben die Vorsteher (dies) gesetzt. (B)

Kommentar

Die Anfangsbuchstaben der meisten Wörter der Inschrift sind durch ihre Größe als Versalien hervorgehoben. Das Schriftbild ist abgesehen von der letzten Zeile durch eine Rechtsneigung der eng aneinandergefügten Buchstaben charakterisiert.

Heinrich Giseler stiftete im Jahr 1396 ein an der Obermarktstraße gelegenes Hospital und stattete es mit Einkünften aus verschiedenen Ländereien aus.2) Das Hospital wurde später mit dem 1331 vor dem Simeonstor gegründeten Leprosenhospital St. Nicolai zusammengelegt; die dazugehörigen Gebäude standen auf einem Areal zwischen Obermarkt- und Ritterstraße, das Haupthaus, an dem wohl auch die Inschriftentafel angebracht war, auf dem Grundstück Obermarktstr. 36 (vgl. a. Nr. 187).3)

Textkritischer Apparat

  1. Die Jahreszahl, deren Ziffern kleiner sind als die Buchstaben der Inschrift und die den Reim zerstört, ist vermutlich später nachgetragen worden.

Anmerkungen

  1. Vgl. Peczynsky, St. Nicolai, S. 164.
  2. Die Stiftungsurkunden sind gedruckt bei Schlichthaber, Kirchengeschichte, Teil 2, S. 45–51.
  3. Vgl. Peczynsky, St. Nicolai, passim.

Nachweise

  1. Matthey, Führer, S. 23.
  2. Krieg, St. Nicolai.
  3. St. Martini, S. 53.
  4. Peczynsky, St. Nicolai, S. 165, Anm. 32, Abb. S. 159.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 154 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0015402.