Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 101 St. Petri 1579

Beschreibung

Grabplatte der Ilsa von Münchhausen. Sandstein. Die Grabplatte befand sich Ende des 19. Jahrhunderts unter den von dem Maurer Julius Wernicke auf dem Grundstück Deichhof 12 zusammengetragenen steinernen Denkmälern (vgl. Nr. 112). Von dort wurde sie zunächst ins Museum gebracht und später außen am Chor der Petrikirche aufgestellt.1) Über ihre ursprüngliche Herkunft ist nichts bekannt. Der hochrechteckige Stein trägt auf der Rahmenleiste eine umlaufende Inschrift, deren Buchstaben erhaben sind. Im Innenfeld die Darstellung der Verstorbenen im Flachrelief; sie zeigt eine sehr schlanke, hohe Frauenfigur mit zum Gebet gefalteten Händen; das Kleid mit hoch-geschlossenem und gekräuseltem Kragen, der Rock in zahlreiche senkrechte Falten gelegt, darauf ein Gürtel, dessen lange Enden fast bis zum Saum herabhängen. In den vier Ecken des Innenfeldes je ein Wappenschild im Flachrelief.

Maße: H.: 207 cm; B.: 111 cm; Bu.: 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. AN(N)O 1579 DEN 23 DECEMBRIS / IST DIE EDLE VNDT VIELTVGENTREICHE IVNGFRAVW ILSA / VON MVNCHAVSEN IOBTES / SELIGERS TOCHTER SELIGLICH IN GOTT ENTSCHLAFFEN

Wappen:
Münchhausen2)Hodenberg3)
Ditfurt4)Gröpelingen5)

Kommentar

Die sehr qualitätvolle Darstellung der Verstorbenen, die durch die regelmäßige Gestaltung der Gewandfalten, die hochgesteckte gekräuselte Frisur und die Körperhaltung der Figur ein auffallend strenges Erscheinungsbild aufweist, paßt zu der sorgfältigen Ausführung der Inschrift in Kapitalisbuchstaben. Der Vater der Ilsa, Jobst von Münchhausen, starb im Jahr 1565 und wurde in der Marienkirche beigesetzt.6) Ihre Mutter, Anna von Hodenberg, starb 1576; sie ist ebenfalls in der Marienkirche beerdigt.7) Die Grabplatte der Ilsa von Münchhausen ist im Verzeichnis der Begräbnisse von St. Marien aus dem Jahr 1705 nicht erwähnt; es ist jedoch wahrscheinlich, daß Ilsa in derselben Kirche beigesetzt wurde wie ihre Eltern. Im Jahr 1557 ist Ilsa von Münchhausen im Schoßregister des Kuhtorviertels als am Papenmarkt ansässig verzeichnet.8) Man wird daher davon ausgehen können, daß sie dort einen eigenen Haushalt führte. Zugleich läßt diese Erwähnung darauf schließen, daß die Darstellung der Verstorbenen als junge Frau auf der Grabplatte nicht deren tatsächlich erreichtem Alter entspricht.

Anmerkungen

  1. Freundliche Auskunft von Herrn Dr. Fred Kaspar, Stadtforschung Minden.
  2. Wappen Münchhausen (Mönch). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Hodenberg (Adlerflügel). Die Angabe zum Wappen Hodenberg bei Siebmacher/Hefner (Wappen-buch, Bd. 2, Abt. 9, S. 9 u. Tafel 10) differiert etwas von der Ausführung auf dem Grabstein: querliegender Adlerflügel, oben in einen einwärts gekehrten Adlerkopf auslaufend.
  4. Wappen Ditfurt (vierfach geteilt). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 40 u. Tafel 96.
  5. Wappen Gröpelingen (Grapen). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 61; Bd. 2, Tafel 147.
  6. Vgl. Vieth, Begräbnisse, S. 142. Zu Jobst von Münchhausen vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil 2, S. 67.
  7. Vgl. ebd., S. 141.
  8. KAM, Stadt Minden B, Nr. 168,15.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 101 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0010101.