Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 99 St. Simeonis 1578

Beschreibung

Epitaph des Albert Ludeking. Sandstein. Das Epitaph hing vor dem Zweiten Weltkrieg an einem Strebepfeiler außen an der Südseite der Kirche, heute ist es an der südlichen Außenwand des Kirchenschiffs angebracht. Der stark verwitterte hochrechteckige Stein zeigt unter einem Rundbogen im Flachrelief den Verstorbenen und seine Ehefrau unter dem Kreuz, das in den Fries über dem Bogen hineinragt. Am Kreuz der Titulus A, auf dem Fries die Inschrift B. Das Relief wird von Pilastern mit Karyatiden gerahmt, unter denen sich jeweils ein Wappenschild befindet. Den unteren Teil des Epitaphs bildet eine Tafel mit der zu großen Teilen verwitterten Inschrift C. Alle Inschriften sind in erhabenen Buchstaben gehauen.

Maße: H.: 146 cm; B.: 118 cm; Bu.: 2,8 cm (A), 3,3 cm (B, 1. Zeile), 3,9 cm (B, 2. Zeile), 2,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    EPITAPHIVM ALBERTI LVDEKINGES · SENATORIS / CRVDELITER ET INNOCENTER GLADIO INTERE(M)PTI A(NN)O 1578 7 IA(NVARII)a)

  3. C

    [...]b) LOCVS HOC BVSTV[.] POSVIT [Q]VO FRIGIDA ME(M)BRAc) /ALBERT(VS) LVDEKING SPIRI[T(VS)] ASTRA COLIT /[ . . . ]AS[ . . . ]OR[ . . . ]GE[ . . . ]MVSVd) /[ . . . ]RNAB[...]T SVB[..]MOR[...]G[.]EM[......] /[ . . . ] /[ . . . ]LOR[.]N [ . . . ] /[ . . . ] ENSE CRVDE[LI] /[....]M SONTEM[...... V]VLNERA SAEVA FA[...] /DESINE MOESTA TVV[.........] DEFLERE MARI[T]V(M) /DESINE NAM FACIEM NV(N)C VIDET IPSE DEI

Übersetzung:

Epitaph des Ratsherrn Albert Ludeking, der am 7. Januar des Jahres 1578 grausam und unschuldig mit dem Schwert umgebracht wurde. (B)

Dieses Grab ist der Ort, an dem Albert Ludeking seine kalten Gebeine niedergelegt hat; sein Geist wohnt in den Sternen ... durch das grausame Schwert ... grausame Wunden. Höre auf, Trauernde, deinen Ehemann ... zu beweinen, höre auf, denn er sieht nun das Angesicht Gottes. (C)

Versmaß: Elegische Distichen (C).

Wappen:
Ludeking2)Vogt3)

Kommentar

Albert Ludeking war im Marktviertel ansässig und ist dort in den Jahren 1558 und 1560 in den Schoßregistern verzeichnet.4) Er gehörte in den Jahren 1573 bis 1577 dem Mindener Rat an.5) Für das Jahr 1578 ist er nicht mehr aufgeführt, da er bereits im Januar ermordet wurde. Piel berichtet darüber: Den andern tag nach Epiphanie, als dinstetages abende zu 9 schlegen, ist Albert Ludekinck, ein radesherr, oben dem markede, so er vur der tuere sein wasser gelassen, von fromden hofeleuten, so nach ihrer herberge gehen wollen, neden am ende der Weberstraßen unschuldichen erstochen. Laut Piel wurden die Täter nicht gefaßt.6) Dem Wappen auf dem Epitaph zufolge stammte die Ehefrau des Albert Ludeking aus der Familie des 1565 in St. Simeonis beigesetzten Bürgermeisters Rudolf Vogt (vgl. Nr. 89).

Textkritischer Apparat

  1. IA aus Platzgründen in kleineren Buchstaben.
  2. Das erste Wort wird von dem Knie der Figur darüber verdeckt.
  3. Das A steht auf dem Rand der Tafel.
  4. Das V ist mit einem Nasalkürzel versehen, es steht auf dem Rand der Tafel.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Wappen Ludeking (Pferdestriegel).
  3. Wappen Vogt (zwei voneinander abgewendete Straußenfedern).
  4. KAM, Stadt Minden B, Nr. 168,19 u. 21.
  5. KAM, Stadt Minden B, Nr. 764.
  6. Piel, Chronicon, S. 191.

Nachweise

  1. Niemann, St. Simeonis, S. 47 (B).

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 99 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0009900.