Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 95 Mindener Museum 1571
Beschreibung
Steinerner Sturz.1) Der Sturz war früher auf der Rückseite des Hauses Bäckerstr. 55 vermauert. Die erhaben gehauene Inschrift verläuft in zwei leicht vertieften Zeilen über den Stein.
Maße: H.: 23 cm; B.: 257 cm; Bu.: 8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
FARE AGE QVO PRAESENS NOVITAS?a) TE SCILICET ILLA /SECVLA MATTHIA POSTERIORA LEGENTb) · 1571 · AMc)
Übersetzung:
Sag doch, wofür ist die heutige Neuigkeit? Dich, Matthias, werden jedenfalls noch die kommenden Jahrhunderte lesen (?).
Versmaß: Ein elegisches Distichon.
Textkritischer Apparat
- Das Fragezeichen ist spiegelverkehrt.
- LEGENT] LECENT Matthey.
- M mit eingestelltem A, der Mittelteil des M bildet zugleich den gebrochenen Querbalken des A. Auch die Lesung MA ist möglich, der Name Matthias in der Inschrift deutet jedoch darauf, daß es sich bei dem M um diesen Nachnamen handeln könnte.
Anmerkungen
- Lap. Nr. 156.
Nachweise
- Matthey, Führer, S. 23.
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 95 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0009506.
Kommentar
Die Inschrift ist in einer leicht rechtsgeneigten Kapitalis mit großen Spatien zwischen den Wörtern ausgeführt, die sich durch besondere Qualität auszeichnet. Charakteristisch sind die keilförmigen Balken des E, die feine Schräghaste des N, der kleine Balken des A und die wechselnde Strichstärke des O. Dieselben Merkmale finden sich auch auf dem Epitaph des Rudolf Vogt (Nr. 89), das aus derselben Werkstatt stammen dürfte. Besonders auffällig in dieser Inschrift ist auch das in Form einer geschweiften Klammer gestaltete I in ILLA.
Der Text der Inschrift ergibt nur dann einen Sinn, wenn man davon ausgeht, daß das Haus Bäckerstraße 55 von einem Bauherrn namens Matthias errichtet wurde, der sich jedoch anhand der einschlägigen Archivalien nicht nachweisen läßt. Allerdings decken die überlieferten Schoßregister das Jahr 1571 nicht ab, so daß das Fehlen des Namens Matthias in diesen Quellen nichts zu besagen hat. Der im Text angesprochene Matthias wäre dann der Verfasser der Inschrift, die in Stein gehauen überdauert und von der Nachwelt gelesen wird.