Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 85 Dom, Schatzkammer vor 1561
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Der Sechspaßfuß trägt ein eingraviertes Kreuz mit einem aufgesetzten plastischen Kruzifix. In die Sechspässe sind gerade verlaufende Schriftbänder eingestellt, die von Doppellinien begrenzt werden, darauf die Inschrift A; die Worttrenner haben die Form von Paragraphenzeichen. Die Schaftstücke ober- und unterhalb des Nodus tragen eingravierte Ornamente, auf dem Nodus eingraviertes Maßwerk und sechs Rotuli mit den Buchstaben der Inschrift B.
Maße: H.: 16,3 cm; Dm.: 14 cm (Fuß), 10,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,9 cm (A), 0,8 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Majuskel mit epsilonförmigem E (B).
- A
me(moria)lea) d(omi)ni · // ernesti · // canonici · // ioha(n)nis · e//rici · fratru(m) · // de · scho(m)borch
- B
IHESVS
Übersetzung:
Zum Gedächtnis des Herrn Kanonikers Ernst von Schaumburg und (seiner) Brüder Johannes und Erich. (A)
Textkritischer Apparat
- me(moria)le] Über dem ersten e ein Kürzungszeichen. Es ist nicht ganz sicher, ob die Kürzung so aufzulösen ist. Die Inschrift wird nach mele durch den Stamm des aufgesetzten Kruzifixes unterbrochen.
Anmerkungen
- Matrikel Köln, Bd. 2, S. 671, 488,116.
- StA Münster, Minden, Stift St. Martini, Urkunden, Nr. 500 u. 550.
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 85 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0008502.
Kommentar
Erich von Schaumburg immatrikulierte sich im Dezember 1510 an der Universität Köln.1) Der Kanoniker an St. Martini, Ernst von Schaumburg, wird im Jahr 1532 anläßlich einer Verpachtung genannt. Im Jahr 1561 verzichteten mehrere Kanoniker von St. Martini auf das Anrecht an einer Hofstätte, die der verstorbene Kanoniker Ernst von Schaumburg und seine Brüder Heinrich, Otto, Johann und Erich innehatten.2) Der Kelch kann nach dieser Urkunde, in der Ernst von Schaumburg als verstorben bezeichnet ist, auf die Zeit vor 1561 datiert werden. Er könnte aber bereits in den 30er oder 40er Jahren des 16. Jahrhunderts entstanden sein.