Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 69 Dom, Schatzkammer 1512
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Der runde Fuß erhebt sich über einer breiten Sockelplatte und einer profilierten Zarge. Dem schlichten Fuß ist ein in einem Signaculum endendes Kreuz eingraviert, dem eine plastische Christusfigur aufgesetzt ist. Das Kreuz ist mit einem gravierten Titulus versehen (A). Um die runden Schaftstücke ober- und unterhalb des Nodus verlaufen Inschriften (B, C) vor schraffiertem Hintergrund. Der Nodus ist mit plastischem Maßwerkornament und rautenförmigen emaillierten Rotuli verziert. Unter dem Fuß verläuft um die Sockelplatte die auf einem gravierten Schriftband ausgeführte Inschrift D. Offenbar ist dem Goldschmied beim Gravieren der Jahreszahl ein Fehler unterlaufen, den er durch eine Ergänzung der Inschrift im Innenteil des Fußes oberhalb der fehlerhaften Stelle korrigiert hat (E).
Maße: H.: 16 cm; Dm.: 13,5 cm (Fuß), 10,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,7 cm (B), 1,2 cm (C), 0,5 cm (D), 0,4 cm (E).
Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit Versalien (C, D, E).
- A
i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)1)
- B
ihesus ma(r)ia
- C
Jh(esus) osanna
- D
· helwicus · kemerer · ad · vsvm · dei · Sancto · Martino · me · dedit · anno · d(omi)ni · eta) · dvodecimo ·b)
- E
· Anno · mo · ccccco ·
Übersetzung:
Helwich Kemerer gab mich zum Nutzen Gottes dem heiligen Martin im Jahr des Herrn 1512. (D, E)
Textkritischer Apparat
- et ] Unsichere Lesung. An den abgeknickten oberen Teil des zweiten Buchstabens setzt ein nach links über den Buchstaben zurückgeführter Haken an.
- Zwischen dedit und anno eine gravierte Ranke, ebenso am Ende der Inschrift.
Anmerkungen
- Io. 19,19.
- Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 20.
- KAM, Stadt Minden A I, Nr. 432 u. 434.
Nachweise
- Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 62 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 69 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0006905.
Kommentar
Luckhardt datiert den Kelch auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts.2) Dies würde bedeuten, daß die Stifterinschrift erst nachträglich unter dem Fuß angebracht worden wäre. Es gibt jedoch keinerlei Grund zu dieser Annahme, da Kelche in spätgotischer Form auch im 16. Jahrhundert noch hergestellt wurden. Der Inschrift D zufolge stiftete Helwich Kemerer den Kelch im Jahr 1512 der Martinikirche. Zu welchem Zeitpunkt er in den Besitz des Domes gelangte, läßt sich nicht feststellen. Helwich Kemerer ist urkundlich in den Jahren 1501 und 1503 nachzuweisen.3)