Inschriftenkatalog: Stadt Minden
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 46: Stadt Minden (1997)
Nr. 50 St. Martini 1442
Beschreibung
Glocke. Die Glocke stammt aus der Johanniskirche. Um den Glockenhals verläuft zwischen Stegen eine Inschrift, die beiden letzten Worte sind außerhalb der Stege unter die Zeile gesetzt. Auf dem Mantel im Flachrelief die Figur des Johannes Baptista, die auf einem Sockel steht, seitlich und darunter je ein Wappenschild.
Maße: H.: 95 cm; Dm.: 110 cm; Bu.: 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Jhesvs · maria · Johannes · datu(m)a) · anno · d(omi)ni · mo cccco xliio · feria sexta corporis Chr(ist)ib)1) meyster arnold / schelle · fecit
Übersetzung:
Jesus, Maria, Johannes der Täufer. Gegeben im Jahr des Herrn 1442 am Freitag nach Fronleichnam. Meister Arnold Schelle hat (die Glocke) gemacht.
Minden2) | Deutsches Reich3) | Hoya4) |
Textkritischer Apparat
- datu(m)] dato Marowsky.
- xpi.
Anmerkungen
- 1. Juni.
- Bistum Minden (zwei ins Andreaskreuz gestellte Schlüssel). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 5, Teil 1, S. 122.
- Wappen Deutsches Reich (einköpfiger Adler). Vgl. ebd., Bd. 1, Abt. 1, Teil 1, S. 5 u. Tafel 1.
- Wappen Hoya (zwei abgewendete Bärentatzen, aufgerichtet und unten zusammengewachsen). Vgl. ebd., Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 116 u. Tafel 117.
- Vgl. dazu Martin Krieg, Das Mindener Bischofswappen und der Reichsadler. In: MHB 26, 1954, S. 89–93.
Nachweise
- Ledebur, Denkmäler, S. 16.
- Ludorff, Denkmäler, S. 90.
- Klaus Marowsky, Die St. Johannesglocke von St. Martini. In: MHB 26, 1954, S. 93, Abb. S. 94.
- St. Martini, S. 59.
Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 50 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0005009.
Kommentar
Die Herstellung der Glocke wurde möglicherweise durch den Mindener Bischof Albert von Hoya (1436–1473) veranlaßt, der dann neben seinem Familienwappen und den Mindener Schlüsseln auch das Reichswappen mit dem einköpfigen Adler hätte anbringen lassen. Allerdings wäre dies eine für einen Bischof unübliche Handlungsweise, die dann wohl nur allgemein die Verbundenheit des Bischofs zum Deutschen Reich dokumentieren würde.5) Es wäre jedoch auch denkbar, daß man auf der Glocke mit den drei Wappen, die für die Stadt, das Reich und die Kirche – in diesem Fall die Person des Bischofs – stehen, die Gewalten nennen wollte, denen das Stift St. Johannis untergeordnet war. Um einen ähnlichen Fall könnte es sich auch bei dem Wappenstein am Turm der Marienkirche handeln, auf dem die überkreuzten Schlüssel zusammen mit dem Adler und dem Familienwappen des Bischofs Hermann von Schaumburg (1566–1582) vorkommen.