Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 44† Dom vor 1416

Beschreibung

Kelch.1) Der Kelch war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch vorhanden und wurde in der Sakristei verwahrt. Nach Ledebur trug er – vermutlich auf dem Fuß – einen Wappenschild, auf dem achteckigen Nodus die Inschrift A und die nicht weiter lokalisierte Umschrift B.2) Über den Verbleib ist nichts bekannt.

Inschriften nach Ledebur.

  1. A

    A . U . E . M . A . R . J . A . a)3)

  2. B

    Gratia plena dominus3)

Übersetzung:

Gegrüßet seist du, Maria. (A)

Gnadenreiche, der Herr (ist mit dir). (B)

Wappen:
Rottorp4)

Kommentar

Das Wappen verweist darauf, daß der Kelch eine Stiftung des Johann von Rottorp war, der 1357 als Domherr nachzuweisen ist,5) nach Mooyer, der allerdings keinen Beleg dafür anführt, bereits seit 1353.6) In der Zeit von 1381 bis 1389 amtierte Johann von Rottorp als Domdechant. Ein Eintrag, der ihn als Stifter eines Kelches bezeichnet, findet sich im Domnekrolog: qui dedit ad armarium aureum calicem habentem in pondere quatuor Marchas auri puri.7) In den Jahren 1397 bis 1404 amtierte ein Kanoniker gleichen Namens als Propst des Stifts St. Bonifatii in Hameln. Ob es sich hierbei um die gleiche Person handelt, wie Dräger8) annimmt, muß fraglich bleiben, da der Mindener Kanoniker zu dieser Zeit bereits ein hohes Alter erreicht hatte. Laut seiner Grabschrift (vgl. Nr. 45) starb Johann von Rottorp im Jahr 1416 im Alter von hundert Jahren.

Textkritischer Apparat

  1. Ledebur, der den Sinn der Inschrift offenbar nicht erfaßt hatte, gibt hier M. A. R. J. A. A. U. C. wieder.

Anmerkungen

  1. Ledebur, Denkmäler, S. 11, erwähnt, daß der Kelch aus Silber sei. Wenn man den Nekrologeintrag (vgl. Kommentar) auf diesen Kelch bezieht, war er vergoldet oder aus Gold.
  2. Ledebur, Denkmäler, S. 11.
  3. Liturgischer Text nach Lc. 1,28.
  4. Wappen Rottorp (drei halbe Kammräder). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108. Möglicherweise war der Wappenschild emailliert, da Ledebur (Denkmäler, S. 11) von drei halben roten Rädern in silbernem Feld spricht.
  5. Dräger, Domkapitel, S. 79.
  6. Mooyer, Studien zur Mindener Geschichte, StA Münster, Msc. VII, Nr. 2414.
  7. Mooyer, Kalendar-Nekrolog, StA Münster, Msc. VII 2415, Eintrag zum 24. April.
  8. Dräger, Domkapitel, S. 58.

Nachweise

  1. Ledebur, Denkmäler, S. 11.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 44† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0004401.