Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 39 Dom, Schatzkammer vor 1399

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der sechsseitige Fuß mit leicht eingebuchteten Seiten erhebt sich über einer profilierten Zarge. In den Ecken des Fußes je ein plastisches Blatt; um den Rand des Fußes verläuft ein Schriftband, darin vor schraffiertem Hintergrund die Inschrift A. In den ersten Teil des Schriftbands ragt die plastische Darstellung der Anna Selbdritt. Auf den zum Fußhals hin ansteigenden Segmenten gefaßte Edelsteine und eine Gemme. Die sechsseitigen Schaftstücke ober- und unterhalb des Nodus sind ebenso wie dieser mit Maßwerkornament verziert. Auf den sechs rautenförmigen Rotuli des Nodus die Buchstaben der Inschrift B. Die schlichte Kuppa ist trichterförmig.

Maße: H.: 14,5 cm; Dm.: 12,8 cm (Fuß), 10,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,8 cm (A), 0,6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), gotische Majuskel (B).

  1. A

    dedit / yuittea) uxo/r domini / heineken /de monkhus/en militis

  2. B

    IHESUS

Übersetzung:

(Diesen Kelch) stiftete Jutte, die Ehefrau des Ritters Herrn Heineke von Münchhausen.

Kommentar

Heineke von Münchhausen ist in der Zeit von 1344 bis 1399 urkundlich nachweisbar. Im Jahr 1399 wird er als verstorben erwähnt. Daraus ergibt sich die Datierung1) des Kelches, die dadurch noch weiter eingegrenzt werden kann, daß Heineke von Münchhausen seit 1389 in den Urkunden ebenso wie in der Inschrift als Ritter bezeichnet wird. Da er in der Inschrift nicht als verstorben genannt ist, kann man wohl davon ausgehen, daß seine Ehefrau den Kelch noch zu seinen Lebzeiten stiftete. Die Ehefrau Heinekes, Jutte, wird urkundlich erstmals im Jahr 1382 erwähnt.2)

Textkritischer Apparat

  1. yuitte] Omitte Ludorff, Yutte Lübke.

Anmerkungen

  1. Bei Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 62, Nr. 36, ist der Kelch aus stilistischen Gründen auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert.
  2. Vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil 2, S. 29f.

Nachweise

  1. Ludorff, Kunstdenkmäler, S. 76.
  2. Lübke, Mittelalterliche Kunst, S. 424.
  3. Kat. Kunst und Kultur, Bd. 2, Nr. 323, S. 615.
  4. Heppe, Goldschmiedekunst, Nr. 197, S. 455.
  5. Kessemeier/Luckhardt, Dom und Domschatz, S. 62 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 39 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0003907.