Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 31 Mindener Museum 1367

Beschreibung

Steintafel mit einer Grabschrift für den Stiftskanoniker an St. Martini Degenhard von Ellerbeck.1) Der querrechteckige Stein, der sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Heimatmuseum Minden befand, stammt vermutlich aus dem bereits im 19. Jahrhundert abgebrochenen Kreuzgang des Stifts St. Martini. Die Tafel trägt in fünf durch Linien voneinander abgegrenzten Zeilen eine eingehauene Inschrift. Die obere linke Ecke des Steins ist abgebrochen.

Maße: H.: 43 cm; B.: 87 cm; Bu.: 5,5–6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Sabine Wehking [1/1]

  1. [A]N(N)O · D(OMI)NI · M · CCC · LXO · / VIJO · JN CRASTJNO · XI ·/ MILIV(M) · VIRGINV(M)2) · OBIJTa) · / DEGHENHARD(VS) DE · ELR/EBEKEb) · CAN(ONICVS) HVJ(VS) ECCL(ESI)Ec)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1367 am Tag nach dem Fest der 11000 Jungfrauen starb Degenhard von Ellerbeck, Kanoniker dieser Kirche.

Kommentar

Die Inschrift ist in einer Spätform der gotischen Majuskel gestaltet, die – abgesehen von den ausschließlich verwendeten V – durchgehend runde Buchstabenformen und einige Manierismen zeigt. A ist in pseudounzialer Form ausgeführt mit breitem Mittelbalken und dünn ausgeführtem Deckstrich; drei E der letzten Zeile weisen einen doppelten Mittelbalken auf; O ist spitzoval, ebenso das T in OBIJT, das in Form eines Spitzovals mit darübergesetztem keilförmigen Deckbalken gestaltet ist. L besteht aus einer Haste und einem großen keilförmigen Balkensporn, der fast bis zur Oberlinie reicht; B ist innen offen. Die beiden X weisen eine fast gerade Schrägrechtshaste und eine geschwungene und gebrochene Schräglinkshaste auf. Bogen und Cauda des R in DEGHENHARD(VS) sind in Form eines Rankenornaments ausgeführt; besonders ornamentalen Charakter haben auch die drei unterschiedlich gestalteten us-Kürzel in den beiden letzten Zeilen.

Degenhard von Ellerbeck ist in den Urkunden des Kollegiatsstifts St. Martini im Jahr 1352 genannt, als er seine an der Kampstraße gelegene Kurie dem Stift gegen Zahlung einer Rente überließ,3) sowie in zwei weiteren Urkunden aus den Jahren 1353 und 1366,4) in denen er jeweils als Kanoniker an St. Martini bezeichnet ist.

Textkritischer Apparat

  1. OBIJT] obiit Dominicv Matthey.
  2. DE · ELREBEKE] do Elvebecke Matthey.
  3. ECCL(ESI)E] ecclaise Matthey.

Anmerkungen

  1. Lap. Nr. 157.
  2. 22. Oktober.
  3. StA Münster, Minden, Kollegiatsstift St. Martini, Urkunden Nr. 143.
  4. Ebd., Nr. 62 u. 114.

Nachweise

  1. Matthey, Führer, S. 22.
  2. St. Martini, S. 50.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 31 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0003104.