Inschriftenkatalog: Stadt Minden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 46: Stadt Minden (1997)

Nr. 13† Dom 2. H. 12. Jh.

Beschreibung

Dorsal. Auf dem Banklaken, das im Chor hing und das Gegenstück zu dem Petrus-Dorsal (Nr. 12) bildete, waren Szenen aus der Vita der Heiligen Gorgonius und Dorotheus dargestellt.1) Das Dorsal ist im Domschatzinventar von 1683 nicht aufgeführt und findet auch sonst keine Erwähnung mehr.

Inschrift nach der Jüngeren Bischofschronik.

  1. Sis benedictea) Deus Gorgonius et DorotheusPro quo tormentis plectuntur nec monimentisRegis flectuntur sed Christum morte sequunturPoenarumque metum derident sal et acetumSpernunt assantur laqueis demum crucianturConfessor fidei sacrae socius DorotheiSprevit tortorem mundi contempsit honoremUt sic cum Christo mundo salvetur in istoConcilietqueb) Deo cum consocio Dorotheo

Übersetzung:

Sei gepriesen, Gott, um dessentwillen Gorgonius und Dorotheus gefoltert werden und sich nicht beugen lassen von den Götterstatuen des Kaisers, sondern Christus mit ihrem Tod nachfolgen, die Angst vor Strafen verlachen, Salz und Essig sich nichts anhaben lassen, in Fesseln geröstet und schließlich zu Tode gemartert werden. Der Gefährte des Dorotheus machte sich als Bekenner des heiligen Glaubens nichts aus dem Folterknecht, er verschmähte weltliche Ehre, damit er mit Christus in dieser Welt gerettet und zusammen mit dem Gefährten Dorotheus mit Gott vereinigt werde.

Versmaß: Zweisilbig gereimte leoninische Hexameter.

Kommentar

Ebenso wie das Petrus-Dorsal trug auch das Gorgonius/Dorotheus-Dorsal insgesamt neun Hexameter, von denen die ersten fünf – in Entsprechung zum Gegenstück – als Beischriften szenischer Darstellungen ausgeführt gewesen sein können, während die letzten vier Hexameter analog zu den entsprechenden Hexametern auf dem Petrus-Dorsal eine zusammenfassende Bewertung des Heiligenlebens enthalten. Auch diese waren wahrscheinlich als Umschrift ausgeführt. Hier steht – anders als in den ersten Versen – vor allem Gorgonius als Hauptpatron des Mindener Domes im Mittelpunkt, während Dorotheus nur als Gefährte erwähnt wird. Das in den ersten fünf Versen beschriebene Martyrium der beiden Heiligen folgt der seit dem 10. Jahrhundert in Minden bekannten Passio des heiligen Gorgonius und seines Gefährten (vgl. Nr. 1).2) Das Gorgonius/Dorotheus-Dorsal gehörte wie sein Gegenstück zu den Stiftungen der Oda von Blankenburg. Daraus ergibt sich die Datierung auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Textkritischer Apparat

  1. benedicte] Sprachlich problematisch, eigentlich benedictus.
  2. Concilietque] Reflexiv bzw. passivisch zu verstehen.

Anmerkungen

  1. Jüngere Bischofschronik, S. 163f.
  2. L'Auteur et les Sources de la Passion des SS. Gorgone et Dorothée, Analecta Bollandiana, Tom. XVIII, Brüssel 1899, S. 14f.

Nachweise

  1. Jüngere Bischofschronik, S. 163f.

Zitierhinweis:
DI 46, Stadt Minden, Nr. 13† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di046d003k0001306.