Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 260 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1584

Beschreibung

Grabplatte des Schulmeisters und Oberkaplans Georg Schleweis. Im Langhaus, vor dem rechten Seitenaltar im Boden. Muschelkalk. Rahmung durch doppelte Ritzlinie; in der oberen Hälfte zeilenweise eingehauene Inschrift, darunter die eingetieften Umrisse eines Kelchs mit Hostie. Die dort ursprünglich mit zwei Dübeln befestigte Messingauflage fehlt. Abgetreten, unterer Rand mit ungerader Bruchkante abgebrochen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (Rest) 160,5, B. 74, Bu. 3,6–4,0 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANOa) · DOMINI · 15 · 84 · DIE / SIMONI · ET · JVDAE / VENERANDVS · VIR · /D(OMI)N(V)S · GERGIVSb) / SCHLEWEIS · RHODEVSISc)d) / DIACONVS · ANNO / AETATIS · SVAE · LXXVI / PIE · OBIIT · QVI / SCHOLAE · CREGLINGANAEd) / XIIe) · ET ECCLESIAE / JBIDEM · XXXVIIIe) / ANNOS · FERE / FIDELITER / PRAEFVIT / JN CHRISTOd)f)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1584 am Tag Simon und Judas (28. Oktober a. St.=7. November n. St.) ist der ehrwürdige Mann Herr Georg Schleweis aus Stadtroda, Diakon, im Alter von 76 Jahren selig in Christo gestorben. Er stand der Creglinger Schule zwölf und der Kirche ebenda fast 38 Jahre lang treu vor.

Kommentar

Das kapitale D hat häufig einen auf halbe Zeilenhöhe verkürzten Schaft und ist dadurch nach links hin offen. I wird im Anlaut durch J mit schräggestelltem, von einem Mittelbalken durchschnittenen Schaft ersetzt. Dem niedrigen Niveau der Schriftgestaltung entspricht die ungeschickte Platzaufteilung. Die Grabplatte ist wahrscheinlich ein Werk des Creglinger Maurers Hans Reisner1.

Der aus Stadtroda in Thüringen stammende Georg Schleweis studierte in Erfurt und Marburg2. Die in der Inschrift aufgeführte zwölfjährige Amtszeit als Schulmeister in Creglingen begann 1534, 1545 wurde er Oberkaplan. Er starb an der Pest3.

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzungszeichen.
  2. Sic!
  3. So statt RHODENSIS.
  4. Die letzten beiden Buchstaben auf dem Rahmen.
  5. Über dem Zahlzeichen ein nach oben rechtwinklig ausgebuchteter Strich zur Hervorhebung.
  6. Letzte Zeile rechts neben dem Kelchsymbol angefügt; mit flacherer Kerbe, aber offenbar von derselben Hand eingehauen. Der Nachtrag ist sicherlich auf die Sterbeformel zu beziehen, nicht auf die unmittelbar davor erwähnte Tätigkeit des Verstorbenen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Einl. LXII.
  2. So jedenfalls Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch 433 nr. 2600; Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 392 nr. 2290. In den Matrikeln der beiden Universitäten ist Schleweis allerdings nicht verzeichnet.
  3. Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch 433 nr. 2600.

Nachweise

  1. Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch 433 nr. 2600 (nur erwähnt).
  2. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 392 nr. 2290 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 260 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0026000.