Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 252 Edelfingen (Stadt Bad Mergentheim), Friedhof 1581

Beschreibung

Steinkruzifixus. In der Nordwestecke des Friedhofs auf einem gemauerten Podest; angeblich ursprünglich in der Wallfahrtskapelle St. Theobald auf der Heineburg links der Tauber1. Breiter Kreuzstamm mit ebenso breitem, relativ kurzem Balken; vollrunde Figur des Gekreuzigten, darüber in den Stamm eingehauener, von Ritzlinien gerahmter Kreuztitulus (A); rechts neben den Füßen Stz. nr. 16. Auf der unteren Hälfte des Kreuzstamms vielzeilige Inschrift (B), die links und rechts jeweils durch eine senkrechte Ritzlinie gerahmt ist. Roter Sandstein; Stz. und Inschrift (B) mit dunkelbrauner Farbe nachgezogen.

Maße: H. 262,5, B. (gesamt) 107, B. (Stamm) 29, T. 15, Bu. ca. 3,8 (A), 3,6–4,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    INRI

  2. B

    ANNO DOMI/NI 15 · 81 IAR / LAST DAS / ERBER GERI/CHT DAS CRV/CIFIxa) GOT ZV / EHR AVFRI/CHTEN NEM/LICH HANS / MECKLE / WENDEL FV/CHS BASTI/AN LVCZ / WENDEL / HERTLE HANS / WACHTER / LORENCZ RO/LER HANS / STVMPF / HANS RAB / IOP MAST / BASTIAN / FREVNDT / GORG GEB/HART IACOBb) / HERTLE

Kommentar

Die insgesamt nicht sehr gleichmäßig gehauene Kapitalis weist einige Fremdformen auf: spitzovales unziales D, spitzovales O und zweistöckiges Z. M hat ausgesprochen weit ausgestellte schräge Hasten und einen kurzen Mittelteil, G hat eine rechtwinklig geknickte Cauda, die nicht mit dem Bogen verbunden ist. Nach Ausweis des Steinmetzzeichens hat derselbe Steinmetz 1593 das Steinkruzifix auf der Tauberbrücke in Lauda geschaffen2, ferner die beiden 1581 gestifteten Kruzifixe an der ev. und an der kath. Pfarrkirche in Lauda3 sowie das Doppelkreuz in der Laudaer Tauberstraße4. Die figürliche Darstellung des Gekreuzigten stimmt bei allen Werken weitgehend überein, die Gestaltung der Inschriften weicht aber stark voneinander ab. Die Edelfinger Inschrift (B) wurde demnach offensichtlich von einem anderen (ortsansässigen?) Steinmetz dem fertigen Bildwerk hinzugefügt.

In der Inschrift sind alle zwölf Mitglieder des Edelfinger Gerichts genannt. Die Ortsherrschaft lag 1581 zu fünf Achteln beim Deutschen Orden, zu zwei Achteln bei Hohenlohe und zu einem Achtel bei den von Adelsheim als Würzburger Lehensträgern5.

Textkritischer Apparat

  1. Das x wie ein symmetrisches Y mit Mittelbalken; offenbar stand dem Steinmetz ein x der gotischen Minuskel vor Augen.
  2. Schaft des I durchkreuzt.

Anmerkungen

  1. So Ottmar Schönhuth, St. Theobald bei Edelfingen, in: Zs. d. hist. Vereins f. d. württ. Franken 4 H. 1 (1856) 140–143, hier: 142f.; ders., Burgen … Württembergs, 2. Aufl., V 431 (jeweils zu 1580!). Die Kapelle ist seit dem Ende des 17. Jahrhunderts Ruine.
  2. DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nr. 365, m. Abb.
  3. Letzteres ursprünglich als Brückenkreuz über dem Stadtgraben; vgl. Günter Besserer / Günter Schifferdecker, Bildstöcke, Kreuze und Madonnen. Steinerne Zeugen der Volksfrömmigkeit, Lauda o. J. [1984], Abb. 42–45.
  4. Ebd. Abb. 46–48.
  5. Vgl. LdBW IV 284.

Nachweise

  1. Schönhuth (wie Anm. 1, nur erwähnt).
  2. OAB Mergentheim 518 (nur erwähnt, zu 1580).
  3. Keppler 226 (nur erwähnt, zu 1580).
  4. Kolb, Bildstöcke 12 Nr. 16.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 252 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0025208.