Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 244 Niederstetten, ev. Pfarrkirche (St. Jakob) 1580

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Philipp Geyer von Giebelstadt und Ursula geb. von Rosenberg. Innen an der Nordwand, 11. Grabmal von Osten. Bis zur Kirchenrenovierung 1961–63 standen Mittelteil und Sockel des Grabmals getrennt nebeneinander an der Südostwand rechts hinter dem Altar; ursprünglicher Standort unbekannt. Reste einer großen Ädikula aus rotem Sandstein. Giebel und Gebälkzone fehlen1. Die Hauptzone ist von Pilastern und schmalen, mit Fruchtgehängen geschmückten Seitenteilen gerahmt. In Anbetung des Kruzifixus knien die vollrunden lebensgroßen Figuren: links der Mann in voller Rüstung, auf einem kauernden Löwen, rechts die Frau in langem Gewand und eng anliegender Haube; dahinter, in hohem Relief und wesentlich kleinerem Maßstab, die Kinder des Paares: links zwei Knaben, rechts zwei Mädchen. Auf beide Pilaster sind je fünf Vollwappen zweier Achtahnenproben aufgelegt. Im Sockel zwei eingetiefte querrechteckige Schriftfelder nebeneinander, links die Sterbeinschrift des Mannes (A), rechts die der Frau (B); die Inschriften werden flankiert von zwei Vollwappen. Diese beiden Wappen bilden den Abschluß der zwei Ahnenproben, deren erste beiden Wappen in der Giebel- oder Gebälkzone angebracht waren und somit jetzt fehlen. Kreuz und Kruzifixus fehlen ebenfalls, an der Stelle findet sich nur mehr eine kreuzförmige Vertiefung. Das Mittelband der Inschriften ist durch Hilfslinien vorgeritzt.

Maße: H. (Rest) 246, B. 268, Bu. 3,7 (A), 3,4 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    An(n)o ⟨– – –⟩ / Verschidt Jn Gott der Edel / vnd Ernvest Philip Geÿer / von vnd zu Gibelstatt der / Selen Gott genedig Sein / Wolle Amen ·a)

  2. B

    An(n)o 1580 den 26 Martij Jst / in Gott verschiden die Edele vnd / Tugentreiche Fraw Vrsula Geÿ=/=erin geborne · v(on) · Rosenberg / Jres alters 24 Jar weniger · 15 · wvchenb) deren seel gott / gnedig seinb) Amen ·a)

Wappen:
[Geyer von Giebelstadt][Rosenberg]
[Marschall von Ostheim][Hutten]
WolfskeelWollmershausen2
Wenkheim (?)3Speth
Berlichingenvon der Kere
Westerstetten4Boyneburg
ThüngenHeßberg
SpethBrandenstein.

Kommentar

Als S-Versal dient das kapitale S, sonst werden durchweg schlichte Frakturversalien verwendet. Der für den Todestag Philipp Geyers freigelassene Raum in seiner Sterbeinschrift blieb leer, da Philipp nicht in Niederstetten, sondern in Reinsbronn begraben wurde, wo ihm nach seinem Tod 1607 ein weiteres monumentales Epitaph mit langem Grabgedicht errichtet wurde (nr. 380). Er hatte mittlerweile in zweiter Ehe Rosina Schenkin von Siemau geheiratet; auf dem Reinsbronner Epitaph sind beide Ehefrauen mit ihren Kindern dargestellt.

Ursula von Rosenberg war eine Tochter Friedrich Zeisolfs von Rosenberg zu Haltenbergstetten und der Anna von der Kere, die beide ebenfalls in Niederstetten begraben sind (vgl. nr. 226).

Textkritischer Apparat

  1. Dahinter eine Wellenlinie als Zeilenfüller.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. In einer Nische in der Nordwand des Langhauses ist ein Auferstehungsrelief (roter Sandstein, H. 67, B. 78,5 cm) angebracht (7. Stein von Osten), das vielleicht Teil der Bekrönung des Epitaphs war. Es trägt keine Inschriften.
  2. Schildbild zerstört.
  3. Flug; Helmzier ebenso. Vielleicht auch Münster? In der Ahnenprobe auf Philipps Epitaph in Reinsbronn steht an der entsprechenden Stelle das Wappen der Schenk von Geyern. Die Ungereimtheiten ließen sich bislang nicht befriedigend klären.
  4. Mit falscher Helmzier: 2 Büffelhörner.

Nachweise

  1. Kdm. Jagstkreis I, 305f. (nur erwähnt).
  2. Rapaschinski 2 nr. 2.
  3. Koch, St. Jakob 428 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 244 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0024406.