Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 184 Creglingen, vor Grundstück Kreuzstr. 8 1560
Beschreibung
Brückenbauinschrift. An der stadtseitigen Auffahrt zur Brücke über den Herrgottsbach, in die zur Straße gewandte Seite der südlichen Brüstungsmauer eingesetzt. Ursprünglich an der Brüstung der alten Brücke1; beim Brückenneubau vor einigen Jahren an den jetzigen Standort stadteinwärts zurückversetzt. Annähernd quadratische Tafel aus Muschelkalk. Im oberen Drittel zwei in hohem Relief ausgeführte Büsten, jeweils einen bärtigen Mann in Dreiviertelansicht darstellend; dazwischen noch die Reste eines eingehauenen Buchstabens (A) zu erkennen. Unter den Köpfen die 6zeilig eingehauene Bauinschrift (B). Der untere Rand des Steins simsartig vorkragend. Stark verwittert und vermoost; die Schrift mit hellgrauer Farbe nachgezogen, die jetzt weitgehend abgeblättert ist2.
Maße: H. 61, B. 54,5, Bu. 3,7–4,0 cm.
Schriftart(en): Frakturversal (A), gotische Minuskel mit Versalien (B).
- A
A
- B
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Textkritischer Apparat
- MDLI Schweikhardt.
- worn und Schweikhardt; über den letzten beiden Schäften aber kein u-Bogen zu erkennen, der sonst durchweg über u gesetzt ist.
- Schult Schweikhardt.
Anmerkungen
- Nach OAB Mergentheim 482 soll der Stein von dem 1823 abgebrochenen Torturm am Herrgottstor stammen, doch widerspricht dem der Wortlaut der Inschrift.
- Der Stein war bereits 1974 bei einer Straßenerneuerung aus der Mauer genommen, mit einem Sandstrahlgebläse gereinigt und anschließend wieder in die alte Brüstung eingesetzt worden, vgl. Schweikhardt, Creglingen 87f. Die Farbfassung dürfte aus dieser Zeit stammen; vgl. auch StadtA Creglingen, Bilderchronik 1974 (Foto; freundl. Hinweis von Frau Claudia Heuwinkel, Creglingen).
- Mägerlein 747.
Nachweise
- OAB Mergentheim 482, 498 (nur erwähnt).
- Nasse, Aus d. Vergangenheit 70f. (nur erwähnt).
- Schweikhardt, Creglingen 87f., Taf. n. S. 65 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 184 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0018405.
Kommentar
Die Schriftformen gehören noch überwiegend der gotischen Minuskel an, langes s steht auf der Grundlinie. Als Frakturelemente sind die zahlreichen ausgerundeten Bögen (b, h, Schluß-s, oberer Bogen des g) zu nennen; o ist einmal spitzoval. Auffällig klein sind c, das das Mittelband nicht ausfüllt, und t, das ganz in das Mittelband eingefügt ist und dessen Balken dadurch relativ weit nach unten gerückt ist. Über u ist durchweg ein kleiner Bogen gesetzt, der i-Punkt scheint dagegen nicht regelmäßig vorzukommen. Neben äußerst schlichten Frakturversalien findet das verschränkte W der Kapitalis Verwendung. Die Bedeutung des Einzelbuchstabens zwischen den beiden Köpfen ist unklar, vielleicht handelt es sich um eine Steinmetzsignatur. Ungewöhnlich für Bauinschriften in Stein ist, daß sich die als Bauherren inschriftlich genannten Bürgermeister auch noch durch Portraits ins Bild setzen lassen. Über Hans Schul fehlen weitere Informationen; Andreas Wittig (Wittich) ist 1588 gestorben und wurde in Creglingen bestattet3.