Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 173 Wachbach (Stadt Bad Mergentheim), ev. Pfarrkirche 1556

Beschreibung

Epitaph des Stefan von Adelsheim. Innen an der Südwand des Langhauses. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit ädikulaähnlichem Aufbau: als Bekrönung in der Mitte und außen drei Scheiben, dazwischen liegende Blattvoluten; im Architrav 4zeilig eingehauene Inschrift (A); im von Pilastern gerahmten Hauptfeld der Verstorbene im Harnisch kniend und betend vor dem Kruzifixus (Titulus B), unter dem Kreuz ein mit Straußenfedern geschmückter offener Helm. Die Pilaster mit vier Ahnenwappen belegt, auf dem linken Pilaster eine männliche, auf dem rechten zwei weibliche Gestalten (oben Frau mit Barett, unten Mädchen mit langem offenem und bekränztem Haar) in zeitgenössischer Tracht, alle betend; kein Sockel. Die Platte ist ringsum eingeputzt und einfarbig gestrichen1. Die vorgeritzten Hilfslinien der Inschrift (A) sind noch deutlich sichtbar.

Maße: H. 210, B. 110, Bu. 3,5 (A), 1,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    ANNO D(OMI)NI MDLVIa) AM SAMSTAG / VOR JVDICA VERSCHIED DER / EDEL VND ERNVEST STEPHAN / VO(N) ADELTSHEIM DEM GOT GENAD

  2. B

    INRI

Datum: 21. März.

Wappen:
AdelsheimRüdt
zum JungenSickingen.

Kommentar

Die Inschrift ist sehr sorgfältig und regelmäßig gehauen, alle Bögen sind kreisrund. Als jeweils nur einmal verwendete Fremdformen fallen J und epsilonförmiges E (jeweils am Wortanfang) sowie ein schwach eingerolltes G (zweimal) auf. Die übrigen E sind sehr schmal. R hat einen kleinen Bogen und eine gerade oder gewölbte Cauda; alle L haben einen überhöhten Schaft, alle I einen Punkt. Das Epitaph ist eine Arbeit des „Meisters von Niederstetten und Wachbach“, der auch die beiden Wachbacher Epitaphien für Barbara von Adelsheim und Margareta von Gebsattel (nrr. 145, 147) gefertigt hat2.

Stefan von Adelsheim ist ein Sohn Stefans d. Ä. von Adelsheim und der Margareta Rüdt von Bödigheim. Als Ganerbe zu Wachbach gelang es ihm schrittweise, den Besitz des Franz Rüdt von Bödigheim zu erwerben, so daß er schließlich alleiniger Besitzer der Burg war3. Die Ortsherrschaft teilte er sich fortan mit dem Deutschen Orden. Im Besitz des Kirchenpatronats, führte Stefan von Adelsheim das Luthertum ein, dem sich die Deutschordensuntertanen freilich nicht anschlossen. Stefan war dreimal verheiratet. Für zwei seiner Frauen, Barbara von Gebsattel und Barbara Göler von Ravensburg, sind Epitaphien in der Wachbacher Kirche erhalten (nrr. 142, 152). Die dritte Frau, Anna von Habern († 1574), liegt in der Jakobskirche in Adelsheim begraben4.

Ob die Figuren auf den Pilastern des Grabmals bestimmte Personen bezeichnen – etwa Kinder des Verstorbenen – ist unklar. Aus erster Ehe sind drei Söhne, davon zwei früh verstorbene, und vier Töchter, die den Vater alle überlebten, bekannt, aus zweiter Ehe eine Tochter und aus dritter Ehe zwei Söhne und eine Tochter5.

Textkritischer Apparat

  1. M als Unziale in der symmetrischen Form mit zwei offenen Bögen.

Anmerkungen

  1. Ein Foto von 1968, das vor dieser Übermalung entstanden ist, zeigt, daß das Epitaph ursprünglich farbig gefaßt war (Fotokartei der Heidelberger Inschriftenkommission).
  2. Vgl. Einl. LX.
  3. Vgl. OAB Mergentheim 764 und die entsprechenden Regesten bei Andermann, Urkunden Adelsheim (Register s. v. „Wachbach“).
  4. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 280.
  5. Vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CLXXXIX. Ebd. wird für Stefan von Adelsheim abweichend als Sterbedatum „1563 am St. Marx Tage“ (25. April) und als Begräbnisort Adelsheim genannt. Auf diesen Widerspruch weist bereits Schönhuth, Freiherren v. Adelsheim 34, hin. Es liegt offenbar eine Verwechslung vor mit dem dort begrabenen, am 25. April 1523 verstorbenen Stefan von Adelsheim; vgl. dessen Grabplatte: DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 204. Dieser kann, da die Grabplatte die gleichen Wappen aufweist wie das Wachbacher Epitaph, nur ein gleichnamiger Bruder Stefans zu Wachbach gewesen sein, den Biedermann nicht verzeichnet, oder der Vater, Stefan d. Ä., für den Biedermann, Ottenwald, tab. CLXXXVIII allerdings 1516 als Sterbejahr angibt.

Nachweise

  1. Schönhuth, Die ältesten Denkmäler 110.
  2. OAB Mergentheim 754.
  3. Bengel, Ev. Kirche 17 (nach OAB Mergentheim, m. Abb.).
  4. Dies., Wachbach 197 (nach OAB Mergentheim), Abb. 10.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 173 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0017302.