Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 23† Wachbach (Stadt Bad Mergentheim), ev. Pfarrkirche 1371

Beschreibung

Grabplatte des Rüdiger Reich von Mergentheim und seiner Frau Adelheid. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch im Chor hinter dem Altar im Boden; 1880 bereits nicht mehr vorhanden1. Platte aus „weißem“ Sandstein. Umschrift; im Feld Vollwappen in Relief, darunter kleines Beiwappen. Helmzier abgetreten und kaum noch kenntlich.

Beschreibung und Wortlaut nach Schönhuth.

Schriftart(en): Gotische Minuskel2.

  1. Anno d(omi)ni MCCCLXVIIIa) i(n) die simonis et ivdeb) o(biit) Rvdeger reich postea o(biit) Alheid vxor sva anno LXXI in die egidii co(n)f(essoris)

Übersetzung:

Im Jahr 1368 am Tag Simon und Judas (28. Oktober) starb Rüdiger Reich. Danach starb Alheid, seine Frau, im Jahr 71 am Tag des Bekenners Ägidius (1. September).

Wappen:
Reich von Mergentheim, Adelsheim (?)3.

Kommentar

Ein Rüdiger Reich von Mergentheim hatte durch Kauf von den Hohenlohe-Brauneck 1327 die Ortsherrschaft (ohne Zent) in Wachbach erlangt4. In der Wachbacher Kirche befand sich eine weitere, nicht mehr näher datierbare Grabplatte für eine Elisabeth, Frau des Rüdiger Reich (nr. 26†). Entweder handelt es sich bei dem Käufer von 1327 und dem 1368 Verstorbenen um ein und denselben – dann war er vermutlich zweimal verheiratet: in erster Ehe mit Elisabeth und in zweiter Ehe mit Adelheid (von Adelsheim?)5 – oder der 1368 Verstorbene ist ein gleichnamiger Sohn des Erwerbers von Wachbach6 und der Elisabeth. Die unzureichend untersuchte Genealogie der Reich von Mergentheim erlaubt bislang keine Entscheidung.

Textkritischer Apparat

  1. MCCCLXVIII Pfaff; MCCCLXVII OAB Mergentheim (angeblich nach Schönhuth): Abschreibfehler? Allerdings gibt auch Schönhuth, Reiche von Mergentheim 87, 1367 als Todesjahr an. Hinweis auf diesen Widerspruch bereits in OAB Mergentheim 761.
  2. Judae Pfaff.

Anmerkungen

  1. OAB Mergentheim 753.
  2. Schönhuth, Die ältesten Denkmale 109: „sehr lesbare Umschrift in der eckigten Minuskel“.
  3. Steinbockshorn. Schönhuth und Pfaff schreiben das Wappen den von Adelsheim zu, bei der Vielzahl der Familien, die dieses Wappen führten, ist eine eindeutige Zuweisung aber nicht möglich; vgl. Alfred F. Wolfert, Die Wappengruppe mit dem Steinbockshorn. Hypothesen zur Herkunft, in: Der Odenwald 23 (1976) 3–14.
  4. LdBW IV 288; Andermann, Urkunden Adelsheim Nr. 10. Zur Genealogie der Reich von Mergentheim im 14. Jahrhundert sehr lückenhafte und ungenaue Angaben bei Schönhuth, Reiche von Mergentheim 83–88.
  5. Die urkundlich 1342 erwähnte Ehefrau Husa setzt Schönhuth, Reiche von Mergentheim 87, mit Adelheid gleich.
  6. So Schönhuth, Reiche von Mergentheim 86.

Nachweise

  1. Schönhuth, Reiche von Mergentheim 87 (nur erwähnt).
  2. Ders, Die ältesten Denkmale 109f.
  3. StAL, E 258 VI Bü 2513 (Beitr. d. Esslinger Konrektors Karl Pfaff zur OAB, um 1850), Heft 2, p. 4.
  4. OAB Mergentheim 753 (nach Schönhuth).
  5. Bräutigam 131 Nr. 72 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 23† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0002307.