Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 4† Bad Mergentheim, kath. Münster St. Johannes d. Täufer 2. H. 13. Jh.?

Beschreibung

Glocke eines Gießers Konrad. Im späten 19. Jahrhundert drittgrößte Glocke eines fünfteiligen Geläutes. Verlustumstände und -zeitpunkt sowie Ausführung unbekannt; vermutlich Schulterinschrift in gotischer Majuskel.

Wortlaut nach OAB Mergentheim1.

  1. CONRADUS ME FECIT+ ME RESONANTE PIA POPULI MEMOR ESTO MARIA

Übersetzung:

Konrad hat mich gemacht. Wenn ich fromm erklinge, gedenke des Volkes, Maria.

Versmaß: Leoninischer Hexameter.

Kommentar

Das Formular der hexametrischen Marienanrufung begegnet gehäuft im 13. Jahrhundert2, unter anderem auf einer Glocke im Eichstätter Dom3, die von einem Cunradus signiert ist, der vielleicht mit dem Gießer der Mergentheimer Glocke identisch ist. Die Eichstätter Glocke gehört den Schriftformen nach in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Ob ihr Gießer freilich derselbe ist, der 1256 eine weitere Eichstätter Glocke mit MAGISTER · CVNRAD(VS) · CITEWAR DE WIRCEBV(RC) signierte4, ist in Anbetracht der erheblich abweichenden Schriftformen fraglich. Wiederum völlig anders ist die Schrift auf der 1299 gegossenen Glocke in St. Moritz zu Augsburg, die ebenfalls die Marienanrufung trägt und von einem Magister Cunr(ad) signiert ist5. Konrad hat noch eine zweite Glocke für die Mergentheimer Kirche gegossen (nr. 5†). Die Formulare beider Glocken passen weit besser ins 13. als in das 14. Jahrhundert, so daß sicherlich nicht an einen weiteren Meister Conrad von Würzburg zu denken ist, der zwischen 1352 und 1367 tätig war (vgl. nr. 25).

Anmerkungen

  1. Dort Wiedergabe in Minuskelschrift.
  2. Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Einl. XXXVII.
  3. Dt. Glockenatlas Mittelfranken nr. 230, Abb. 2.
  4. Ebd. nr. 229, Abb. 1, Taf. Abb. 5, 6.
  5. Dt. Glockenatlas Bayer.-Schwaben nr. 27, Abb. 3, Taf. Abb. 6, 7.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 326.
  2. Löffelholz v. Kolberg, Beitrag 215.
  3. Keppler 221.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 4† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0000402.