Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 437 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1622

Beschreibung

Grabplatte einer Unbekannten. Innen an der Langhausnordwand; ursprünglich wohl im Boden des Chors. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen Linien; im eingetieften Rundbogenfeld Relief der Verstorbenen, die eine Blume und ein Buch in Händen hält und von zwei geflügelten Putten gekrönt wird; auf dem Kopf trägt sie einen Blumenkranz, am rechten Arm ein Armband. Zu beiden Seiten der Figur ist in Längsrichtung jeweils eine Schriftzeile in die Kehle des vertieften Feldes eingehauen (B), der Spruch beginnt auf der rechten Seite. Im unteren Viertel des Feldes ist die Figur der Frau von einer querrechteckigen Schrifttafel (C) mit Roll- und Beschlagwerkrahmen überdeckt. Stark abgetreten; die untere Hälfte der rechten sowie die untere Schriftleiste sind fast völlig zerstört, die Ecke ist abgebrochen; links im Feld sandelt die Oberfläche im Bereich von Inschrift (B) ab.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 184, B. 89, Bu. 2,7 (A), 3,2 (B), 3,0 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A, C), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    Anno : 1622 : Den 26 : Septemb(ris) : Zwischen : 12 : vnndt / : 1 vhr in [de]r nacht Jst in Christo seelig entschlaffen Die Tugenṭ[. . . . . . . . . .]a[– – – / – – –] F̣ị[. . . . To]c̣ḥṭẹṛa) Jm : 23 / Jahr ires Alters : Dern Christus ein Frölig Vrständt sampt allen Glaubigen verleÿen wölle Amen :b)

  2. B

    PROPITIA TRINITAS // MEA EST HER[E]DITAS :c)

  3. C

    Gott des Vatters Ewig GuteJesu Christi Tewres BlutDes heÿligen [Ge]istes ẉ[. . . .] ṃụḥṭJst mein vnd [. . .] C̣ḥṛiṣṭẹṇ Ẹ[rbg]ụọṭd)

Übersetzung:

Die gütige Dreifaltigkeit ist meine Erbschaft.

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 6. Oktober 1622 n. St.

Kommentar

Die Komposition der Grabplatte folgt Vorbildern aus der Werkstatt Michel Niklas’ von Reinsbronn1. Die Frakturschrift ist freilich von sehr unsicherem Duktus, und auch die Versalien sind in Größe und Form ungleichmäßiger als bei Niklas2. Eine Nachahmung seiner Inschriften zeigt sich allerdings in der Form des A-Versals im letzten Wort Amen und in der Form des Zeilenfüllers am Ende der Umschrift. Zum in der Inschrift genannten Sterbedatum gibt es in den Creglinger Sterberegistern keinen passenden Eintrag3.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung unsicher.
  2. Danach doppelte Kontraschleife als Zeilenfüller.
  3. Danach symmetrisches Ornament.
  4. Ergänzung in Anlehnung an den Inhalt von Inschrift (B); Lesung sehr unsicher.

Anmerkungen

  1. Vgl. v. a. die Grabplatte der Anna Barbara Deurlein von 1608 (nr. 387).
  2. Zu der Schrift des Steinmetzen, von dem zwei weitere Grabmäler erhalten sind, vgl. Einl. LXVII.
  3. Für ausführliche Recherchen danke ich Frau Claudia Heuwinkel, Creglingen.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 437 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0043701.