Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 414 Adolzhausen (Stadt Niederstetten), ev. Pfarrkirche 1617, 1626

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

Epitaph des Pfarrers Christoph Lang und seiner Frau Susanna geb. Heinzelmann. Innen an der Südwand, über dem Eingang. Holz, bemalt. Ädikulaähnlicher Aufbau ohne Giebel. Im „Gebälk“ in einem an den Schmalseiten abgerundeten weißen Schriftfeld eine in zwei Spalten angeordnete mit schwarzer Farbe aufgemalte Versinschrift (A); links neben der linken Spalte sind Bibelstellenangaben beigefügt, die sich auf die vier Verse der Spalte beziehen (B); in der rechten Spalte sind vor die zweite, dritte und vierte Zeile ebenfalls jeweils zugehörige Bibelstellenangaben gesetzt (C, D, E). In der Hauptzone, gerahmt von sich nach unten verjüngenden Pilastern und ausgeschweiften Seitenteilen, gemalter Kruzifixus vor Gebirgs- und Küstenlandschaft; unter dem Kreuz kniend und betend die Familie des Verstorbenen, darunter ein Wickelkind: die fünf Söhne und zwölf Töchter sind sämtlich zu Häupten mit Namenbeischriften (F), die bereits verstorbenen zusätzlich mit einem roten Sterbekreuzchen gekennzeichnet. Die Beischriften der Kleinkinder im Vordergrund stehen in weißen Schriftbändern. In der Sockelzone auf weißem Schriftgrund zwei Sterbeinschriften (G, H) nebeneinander; in der letzten Zeile der zweiten Inschrift ist rechts außen ein Herstellungsvermerk in kleinerer Schrift angefügt (J).

Maße: H. 180, B. ca. 140, Bu. ca. 3,5 (A, B), ca. 0,5–0,8 (C–E), 0,4–1,0 (F), 3,0 (G, H), 2,0 cm (J).

Schriftart(en): Fraktur (A, F, G, H), humanistische Minuskel (B–E, G).

  1. A

    Der Glaub zu Gott dich führn kan, Khein andern weeg solt nehmen an. Christus ist vnser Gerechtigkheit, Der für vns all den Todt erleidt // Christus hat vns eröffnet gar, Denn Him(m)el der verschlössen war. Der grecht lebt seines glaubens fein, Ohn welchen er nit kan seelig sein.

  2. B

    Rom: / 3.4.1) / Esae: 532) / Ephes: 23)

  3. C

    Ebr: 9.4)

  4. D

    Gal: 3.5)

  5. E

    Rom: 10.6)

  1. F1 Linke Gruppe, von rechts nach links7:.

    Christoph Ludwig.a) Ludwig Johanisa) Geörg

  1. F2. Rechte Gruppe, von rechts nach links7:

    Susanna Maria Barbaraa) Annaa) Margrethaa) Barbaraa) Annaa) Angnesa) Sibilla Anna Barbara Magthale(n)a)

  2. G

    Anno Dominib) 1616 denn 10 tag Märtz Jst in Chri=/=sto dem Heÿlandt entschlaffen, der Ehrwürdig vnnd / Wohlgelährte Herr Christoph Lang Pfarrherr all=/=hie, Welchem der Allmechtige Gott am grossen tag, / sampt allen Christglaubigen ein Fröliche Aufferste=/=hung gnediglichen verleÿhen Wölle Amen.

  3. H

    Anno Christi 16⟨26⟩ denn ⟨13⟩ tag ⟨Oct(obris)c)⟩ verschied / in Gott, die Ehrn Tugentsame Fraw Susanna, ge=/=borne Haintzelmänin, gemelttes Herrn eheliche Haus=/=fraw. Welcher, der getrewe Hohe Priester am Jung=/=sten gericht in Jesu, ein sighaffte Vrstendt gnedig / geben wolle Amen.

  4. J

    gefertigt den 7 Feb(ruarii)d) A(nn)o 617

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Datum: 20. März 1616 n. St., 23. Okt. 1626 n. St., 17. Febr. 1617 n. St.

Kommentar

Die gemalte Fraktur zeichnet sich durch eine äußerst sorgfältige Ausführung aus; die Versalien sind nur sparsam mit Haarlinien verziert. Bemerkenswert ist die Buchstabenverschmelzung von d und t. Christoph Lang8 aus Elpersheim war nach Studium in Heidelberg (imm. 1570) ab 1573 Schulmeister in seinem Heimatort, wurde 1574 Schulmeister und dritter Geistlicher in Weikersheim und übernahm schließlich 1579 die Pfarrstelle in Adolzhausen, die er bis zu seinem Tod bekleidete. Das Epitaph wurde vermutlich von seiner Frau in Auftrag gegeben, deren Todesdatum später nachgetragen wurde. Sie war die Tochter des Forchtenberger Pfarrers Daniel Heinzelmann9 und wurde 1626 ein Opfer der Pest10.

Textkritischer Apparat

  1. Mit Sterbekreuzchen.
  2. Anno Domini in humanistischer Minuskel.
  3. Ohne Kürzungszeichen.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Vielleicht zu beziehen auf Rö 3, 24–26 und Rö 4, 25.
  2. Zu beziehen auf Jes 53, 4–5.
  3. Vielleicht zu beziehen auf Eph 2, 8?
  4. Bezug unklar, vielleicht Heb 9, 15?
  5. Nach Gal 3, 11.
  6. Wohl zu beziehen auf Rö 10, 9–10.
  7. Nach der Reihenfolge der Geburtsdaten; vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 257 nr. 1502.
  8. Alle folgenden Angaben nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 257 nr. 1502.
  9. Ebd.
  10. Vgl. Friedrich König, Durch die Täler und über die Höhen … – eine Beschreibung der Ortschaften, in: 650 Jahre Stadt Niederstetten 630–656, hier: 632.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 433 (nur erwähnt).
  2. Carlheinz Gräter, Von der Tauber zum Main. Portrait einer Kulturlandschaft, Stuttgart Aalen 21981, 44 (nur erwähnt).
  3. Morand/Besserer, Unterwegs 229 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 414 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0041408.