Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 404 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1613, 1662, 1700

Beschreibung

Grabplatte der Ottilia Holzheuser geb. Hirsch, mit Nachbestattungsinschriften für Christoph und Burkhard Olbert. Im Langhaus, hinter dem Marienaltar im Boden. Muschelkalk. Breiter Rahmen durch doppelte Ritzlinie. In der Kopfleiste des Rahmens Beginn der Sterbeinschrift für Ottilia Holzheuser (A), die dann zeilenweise im Feld fortgesetzt ist und knapp unter der Mitte der Platte endet; darunter in der Mitte ursprünglich ein jetzt ausgebrochenes winziges Metallwappen, dessen Umrisse an der Eintiefung im Stein erkennbar sind. Zu beiden Seiten des Wappens wurde später das Sterbejahr der Frau nachgetragen, als die Kopfzeile von Inschrift (A) umgearbeitet und für die Sterbeinschrift (B) des 1662 verstorbenen Christoph Olbert wiederverwendet wurde, die zwischen den Rahmenlinien umläuft und sich in der unteren Hälfte des Feldes unter dem Wappen in zwei Zeilen fortsetzt. 1700 wurde das untere Drittel des Feldes leicht eingetieft und mit der 8zeiligen Sterbeinschrift (C) für Burkhard Olbert versehen. Dadurch wurde möglicherweise eine ältere Inschrift getilgt. Abgetreten, zahlreiche größere Ausbrüche.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 193,5, B. 93, Bu. 4,2–4,5 (A), 3,5–4,2 (B), 3,5 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Anno Dom(ini)a) · 16 · [13]b) · / Den · 21 · Julij zwischen · 10 · / Vnd · 11 · vhrn Vorṇ[. .]gc) Jst / Christoseelig Einschlaffend) / Die Erbar · Vnd tugentsame / Frauw Otilia Hirschine) Von / Aurnhouen1) Jhres Alters im / 70 Jhar . Weilant Des Ersa/menend) Vnd Wolachbarn Hi=/ronymi Holtzheüsers Gew=/esenen Rahtsverwa(n)then see/ligen hinterlassene Hauszfr/aw Dern seelen Gott gne[di]g / sein Wolle Amen / ⟨16//13⟩f)

  2. B

    Anno Dom(ini) · 16 · 62g) · DEN / 3 · IVNII IST IN GOTT SEELIG · ENTS[C]HLAFEN DER EHRNHAFT / VND ACHTPARE CHRISTOFh) OLWERT / SEINES ALTERS · 71 · IAHR · 23 · WOCH(EN) SEINES HANDWERCKS // EIN PECK · VND SINIORd) / DES RATHS · DEM GOTTi)

  3. C

    HERR BURCKARD OLBERT, / DESS INNERN RAHTS, / SCHIEDVERWANNDTER / HEILIGENPFLEGER ZU / S · IOHANNES, UND BECK, / STARB AN DER SCHWIND/SUCHT, ANNO 1700 DEN 19 / IAN(UARII) ALT 60 · IAHR, 4 MONAT ·

Datum: 31. Juli 1613 n. St., 13. Juni 1662 n. St., 29. Januar 1700 n. St.

Wappen:
[fehlt].

Kommentar

Der breite durch die Ritzlinien gebildete Rahmen war auf Creglinger Grabplatten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts üblich und wurde dann durch ein deutlich schmaleres Band abgelöst. Die vorliegende Grabplatte stammt daher wahrscheinlich noch aus dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts, die Inschrift von 1613 dokumentierte bereits eine Zweitverwendung. Eine ältere Inschrift könnte im unteren Drittel des Feldes gestanden haben, das später eingetieft und mit Inschrift (C) versehen wurde. Man muß dann allerdings davon ausgehen, daß dies ursprünglich der Kopfteil der Platte war und Inschrift (A) 1613 kopfständig dazu eingehauen wurde.

Der Ehemann der Verstorbenen, Hieronymus Holzheuser d. J., ist 1600 gestorben. Auch seine Grabplatte ist erhalten (nr. 168). Die Eheschließung war 1564. Ottilia starb an der Schwindsucht2. Eine Verwandtschaft zu den Nachbestatteten ließ sich nicht feststellen. Der 1662 verstorbene Christoph Olbert war mit Magdalena Düllinger verheiratet3.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich nach oben ausgebuchtet.
  2. 13 nachträglich in 62 abgeändert, vgl. Inschrift (B); der ursprüngliche Befund ist noch erkennbar.
  3. Nach r zwei oben verbundene Schäfte (n?), danach drei weitere unverbundene Schäfte, die keine sinnvolle Lesung ergeben; gemeint ist sicherlich Vormittag.
  4. Sic!
  5. Der dritte Buchstabe ragt weit in den Oberlängenbereich hinein, kann seiner Form nach aber wohl nur als r gelesen werden. Die Lesung wird bestätigt durch die Creglinger Kirchenbücher; vgl. Mägerlein 300.
  6. Nachtrag von 1662 als Ersatz für die getilgte Jahreszahl oben, vgl. Anm. b.
  7. Anno Dom(ini) · 16 · aus Inschrift (A) wiederverwendet, die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl aus 13 abgeändert; vgl. Anm. b.
  8. Das zunächst offenbar vergessene S ist verkleinert unter den Deckbalken des T gestellt.
  9. Das zweite T steht zur Hälfte auf dem Rahmen. Die Inschrift bricht jetzt hier ab, war aber vielleicht in einer weiteren, durch die spätere Einfügung von Inschrift (C) getilgten Zeile fortgeführt.

Anmerkungen

  1. Auernhofen (Gde. Simmershofen, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim).
  2. Mägerlein 300.
  3. Ebd. 498.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 404 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0040402.