Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 403 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1612

Beschreibung

Grabplatte des Johann Schmidt. Innen an der Langhausnordwand; ursprünglich wohl im Boden des Chors. Sandstein. Umschrift (A) zwischen Linien; im eingetieften Feld unter Rundbogen die Figur des Verstorbenen in hohem Relief, gekleidet in bürgerlicher Tracht mit knielangem Mantel, mit einem Degen umgürtet, die Hände zum Gebet zusammengelegt; zwischen den Füßen ein Wappenschild, der in die Rahmenleiste hineinragt und die Umschrift unterbricht; oben in den Bogenzwickeln zwei schmale Wappenkartuschen. Im unteren Drittel des Bildfeldes ist ein Bibelspruch (B) in 10 Zeilen eingehauen, die durch die Beine und den Degen der Figur vielfach unterbrochen werden. Abgetreten, schichtweise abblätternd; die Oberfläche ist an der rechten unteren Ecke und in der Mitte der linken Rahmenleiste vollständig abgeplatzt (Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 174, B. 89, Bu. 2,8 (A), 1,7 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Anno D(omi)ni 1612 Den 19 Septemb(ris) zwisch/en · 12 · vnd · 1 · vhrṇ Nachmittag Jm 52 ihar seines alters Jst in Gott seelig Ent[. . . . . . / . . . . . . . .] Ehrsam // Johan Schmidt / Müller vor dem Ḥerrgotts Ṭọr des Raths vẹ[. . . . . . . . . .]hiea) zu Creglingen dem gott gnadt A(men)

  2. B

    Hiob // am // 19̣ caP:b) / Jch weis[.] // das // mein Er/löser Lẹḅ[et] // vnd // er wirdt / in der [. . .]en // zeit // vber // Der Er/den [. . . .]en // Vnd // hernach // wen / meine hauth // Vnd // Ḅeinnẹ // ver/weset sein we//rde [i]ch // in meinem / F̣leisch G[ott] seh//en vnd // meine aug̣e(n) / Werḍ[e]n i[h]n // Scha//wenn Ṿnd / [ke]in // Frẹmḅde[r]1)

Datum: 29. September 1612 n. St.

Wappen:
unten: Schmidt2; oben: Holzheuser (?)3, unbekannt4.

Kommentar

Die Grabplatte ist die späteste Arbeit, die noch die typischen Schriftmerkmale des Michel Niklas von Reinsbronn aufweist. In der aufwendigen Gestaltung dokumentiert sich das soziale Prestige des Müllers Schmidt, in dessen Wappen redendes Namenssymbol (Hufeisen für Schmied) und Handwerkszeichen seines Berufs (Mühleisen) kombiniert sind. Schmidt, Sohn des Sixtus Schmidt aus Dürrenzimmern (Stadt Brackenheim, Lkr. Heilbronn), war in erster Ehe (1588) mit Susanna, der Tochter des Herrgottsmüllers Martin Bender, verheiratet. Nach ihrem Tod 1593 (vgl. nr. 291) heiratete er Barbara, die Witwe Christoph Olberts, in dritter Ehe schließlich Barbara Markert aus Blumweiler5. Die Zuordnung der beiden oberen Wappen auf dem Grabmal ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen vermutlich: ve[rwandter all]hie.
  2. Wort in humanistischer Minuskel mit kapitalem P.

Anmerkungen

  1. Nach Hi 19, 25–27.
  2. Waagerecht gelegtes Mühleisen und Hufeisen übereinander.
  3. Erkennbar nur mehr sicher ein Sparren, der allseits von unkenntlichen Objekten begleitet ist. Die Holzheuser führten als Wappen einen von 3 Eichenreisern begleiteten Sparren, vgl. nr. 361.
  4. Fast völlig zerstört; vielleicht eine nach oben gerichtete Pflugschar.
  5. Mägerlein 603.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 403 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0040305.