Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 361 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1604

Beschreibung

Grabplatte der Barbara Werner geb. Holzheuser und ihrer Tochter Barbara Euphemia. An der Langhausnordwand neben dem linken Seitenaltar; ursprünglich wohl im Fußboden des Chors. Muschelkalk. In der oberen Hälfte zeilenweise eingehauene Inschrift, von einer einfachen Ritzlinie gerahmt; darunter flach reliefiertes Vollwappen in gestrecktem Vierpaß, als Zwickelfüllungen Vier- und Dreiblätter.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 169,5, B. 74, Bu. 2,7–3,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. ANNO · DOMINI · 16 · 04 · DEN · 14 / APRILLIS · ZWISCHEN 9 VND · 10 / VHR · VORMITDAG · IST · IN · GOT / CHRISTLICH · ENSCHLAFFENa) / DIE · ERSAME · VND · DVGENTHAFTEb) / FRAV · BARWARA · HOLTZHEV̈SSERIN / DES · EHRNHAFTEN · VND / ACHBARN · HIRONIMVS / WERNERS · EHLICHE · HAVSFRAVb) / DER · GOT · GNEDIG · SEI / AMENc) / DEN · 26 · MEI · IST · IR DOCHDER / BARWARA · P̣EMId) · VERSCIDENa) / HER · NACH · AM · PFINSDAG / SVSASANNAe)

Datum: 24. April 1604 n. St., 5. Juni 1604 n. St.

Wappen:
Holzheuser1.

Kommentar

A hat durchweg einen geknickten Mittelbalken, D kommt sowohl mit durchgezogenem als auch mit verkürztem Schaft vor. Der Mittelbalken von E und F hat oft einen auffällig langen Endstrich. Die Qualität der Wappendarstellung ist bedeutend besser als die der Inschrift. Das Wappenrelief ist eindeutig ein Werk des Michel Niklas, während die Inschrift von der Hand eines einheimischen Steinmetzen (Hans Reisner?) stammt2.

Die 1601 verstorbene erste Frau Hieronymus Werners, Dorothea, liegt ebenfalls in der Herrgottskirche begraben (nr. 246). Werner heiratete am 22. Juli 1601 Barbara, die Tochter des Kastners Hans Holzheuser3. Sie starb 13 Tage nach der Geburt ihrer Tochter Barbara Euphemia im Kindbett. Das Kind wurde am 2. April getauft, ist also demnach am 1. oder 2. April geboren4. Taufpatin war Euphemia, die Frau des Pfarrers Junius5. Der Tod des Kindes ist im Sterberegister nicht vermerkt. Die Angabe des Todestages in der Inschrift ist widersprüchlich, da der Pfingstsonntag 1604 nicht auf den 26., sondern auf den 27. Mai a. St. (6. Juni n. St.) fiel.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Letzter Buchstabe auf dem Rand.
  3. Wort in der Zeile zentriert.
  4. Erster Buchstabe unklar, offenbar wollte der Steinmetz hier korrigieren, vielleicht aus X oder K? Wohl eine Kurzform für Euphemia.
  5. Sic! Vor dem Wort großer Zeilenabstand. Bedeutung rätselhaft.

Anmerkungen

  1. Eingebogener Sparren, begleitet von 3 aus den beiden Schildecken und aus der Schildspitze hervorkommenden und nach innen gerichteten Eichenreisern mit Frucht und 2 Blättern; Helmzier: wachsender bärtiger Mann mit einem mit Eichenreis besteckten Hut, in der Rechten ein Eichenreis haltend, die Linke in die Hüfte gestützt.
  2. Vgl. Einl. LXII.
  3. Mägerlein 732.
  4. Ebd.; Ev. Pfarrarchiv Creglingen, Sterberegister zu 1604, Eintrag 14. Für die Recherchen danke ich Frau Claudia Heuwinkel, Creglingen.
  5. Zu ihr vgl. nr. 426.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 361 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0036102.