Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 308 Creglingen, Friedhof 1596, 1603

Beschreibung

Grabplatte des Georg Deurlein und seiner Tochter Eva. An der östlichen Umfassungsmauer, hinter dem Chor der Herrgottskapelle. Ursprünglich in der Kapelle im Boden. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen breiten, flach gewölbten Randleisten, oben im Feld einzeilig fortgesetzt; im Mittelfeld zentral zwei Vollwappen, in den Ecken vier Wappenschilde; in der oberen Hälfte 2zeilige Spruchinschrift (B), unter den beiden Vollwappen Initialen (C), links und rechts von liegenden doppelten Kontraschleifen eingefaßt; darunter Versinschrift (D) und die nachträglich eingefügte Sterbeinschrift der Tochter (E). Abgetreten, Ränder ausgebrochen, Fußleiste vermoost.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 181, B. 90, Bu. 2,9 (A)1, 2,2 (B), 2,7–3,1 (C), 2,0 (D), 2,2 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A, D, E), Kapitalis (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Anno D(omi)ni · 15 · 96 · Den · 29 · Nouemb(ris)a) / Starb Der Ehrnhafft vnd Hochachtbare [Ge]org Deurlein wirtzburgischer vogt zu lautdenbach / Vnd Rentmeister auch keller zum Reigers/sperg2) vnd Röttingen Nachvolgents limburgischer amptman zu Speckfelt3) Dem gott gnedig sey // Seins alters 53 Jar

  2. B

    [V]IVAMb) NO(N) MORIAR . P̣ER C̣HRISTVM . MORTE . ṚENASc) · MORS . MIHI . NON . MORS . MORTIS . IMAGO . CITA

  3. C

    M HL / P Cd)

  4. D

    Nicht Sterbn werd ich Besonders LebnWeil Mir in Christo ist GegebnDas ich Durch Seinen Bittern todNew Geborn Bin Von angst vnd nottDrumb tod Dich Nicht fur den tod haltSondern Nur fur Des todes Gstalt

  5. E

    Anno · 1603 · Den · 21 · Nouembris / abents zwischen · 7 · vnd · 8 · vhren · Jst / Gott Seelig Entschlaffen die Ehrntu/gentsame Jungfrau / Ẹua Deurlin Jres / alters · 13 · Jar · 9 · Mo/nat Deren Seelen / Gott genadt

Übersetzung:

Ich werde leben, nicht sterben, durch Christus durch seinen Tod neugeboren. Der Tod ist für mich nicht der Tod, sondern ein flüchtiges Abbild des Todes.

Versmaß: Elegisches Distichon (B), deutsche Reimverse (D).

Datum: 9. Dezember 1596 n. St., 1. Dezember 1603 n. St.

Wappen:
Deurlein4, unbekannt5;
Deurleinunbekannt5
unbekannt6unbekannt7.

Kommentar

Fraktur- und Kapitalisformen weisen auf die Werkstatt Michel Niklas’. Die nachgetragene, etwas kräftiger eingehauene Sterbeinschrift für die Tochter Georg Deurleins zeigt sehr ähnliche, aber insgesamt rundere Buchstaben (spitzovale statt sechseckige Grundform von d und o) – offenbar eine Arbeit derselben Werkstatt, aber einer anderen Hand. Das – möglicherweise von Pfarrer Johann Lenck gedichtete8 – lateinische Distichon (B) bildet eine Kurzfassung der deutschsprachigen Versinschrift (D). Die Konfessionszugehörigkeit des Verstorbenen spielte bei seinen Dienstverhältnissen offenbar keine Rolle, da er nacheinander in Diensten des Würzburger Fürstbischofs und der protestantischen Schenken von Limpurg stand. In der Herrgottskapelle befinden sich auch die Grabmäler für Deurleins Frau Anna (nr. 412) und für seine 1608 gestorbene Tochter Anna Barbara (nr. 387).

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. Der erste Buchstabe muß auf der erhabenen Randleiste gestanden haben; jetzt spurlos verschwunden.
  3. So statt RENATVS; Cauda des R nicht mehr zu erkennen.
  4. P(oni) C(uravit)? M HL vielleicht auf den Creglinger Pfarrer Johann Lenck zu beziehen: M(agister) H(ans) L(enck)?

Anmerkungen

  1. Letzte Zeile im Feld: 2,2 cm.
  2. Reichelsburg (heute Ruine), Gde. Aub, Lkr. Würzburg.
  3. Speckfeld, Markt Einersheim, Gde. Iphofen, Lkr. Kitzingen; Sitz der nach der Burg benannten Linie der Schenken von Limpurg.
  4. Schrägbalken, der Figur nach belegt mit 3 Hufeisen.
  5. Auf Dreiberg stehendes Schwert.
  6. Ring im geteilten Feld.
  7. Hausmarke (Schaft mit kreuzkopfschaftweise nach oben gebrochener vorderer Oberkopfabstrebe, schräglinker Mittelkreuzsprosse und schaftweise nach unten gebrochener hinterer Fußstrebe), begleitet rechts von einem 6speichigen (?) Rad, oben links von einem 6strahligen Stern; vgl. nr. 412.
  8. Vgl. Anm. d.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 308 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0030805.