Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 303 Niederstetten, ev. Pfarrkirche (St. Jakob) 1596

Beschreibung

Epitaph der Anna Dorothea von Wirsberg. Innen an der Nordwand, 8. Stein von Osten. Ädikula aus rotem Sandstein. Im Rundbogengiebel eine von Roll- und Beschlagwerk und Fruchtgehängen umgebene Kartusche mit vollplastischer Büste eines bärtigen Mannes; in der Hauptzone, von Pilastern gerahmt, die Figur des betenden Mädchens in hohem Relief in einer Rundbogennische; auf den Pilastern vier Ahnenwappen; auf dem Sockel 10zeiliges Grabgedicht, jeder zweite Vers eingerückt. Hinter dem zweiten, vierten und achten Vers stehen zur Ergänzung des Textes am rechten Rand Jahresangaben. Das Mittelband der Schrift ist durch Hilfslinien vorgeritzt. Sockel bestoßen, letzte Zeile der Inschrift beschädigt; der heraldisch rechte untere Schild ohne Wappenbild.

Maße: H. 183,5, B. 90,5, Bu. 2,1–2,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Von Wirszberg ein Zartes Jv̈ngkfreilein · 
    ward Anna Dorothea Klein, A(NN)O · 88 
    Von Rosenberg Jhrm Vettern Zwar 
    Georg Sigmvndt Avferzogen war A(NN)O · 89 
    Vnnd Do Es Achthalb1) Jar ward alt 
    An Dem Christabenndt Do Man Zalt 
    Ein Tavsendt Vnnd Fv̈nff Hvndert Jhar 
    Vnnd Nevnczig . Fv̈nff Sag Jch Fvrwar A(NN)O · 95 
    Ent schliff in Christo Seliglich 
    Jn Seiṇṃ [Re]icha) Lebt Ycztb) Ewiglich · 

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Datum: 24. Dezember 1595 a. St.=3. Januar 1596 n. St.

Wappen:
WirsbergRosenberg
leer2von der Kere.

Kommentar

Der Zeilenabstand der sehr regelmäßigen Fraktur ist so gering bemessen, daß für Ober- und Unterlängen fast kein Raum bleibt, und auch die teilweise mit Kontraschleifen verzierten Versalien können sich in dem engen Rahmen kaum entfalten. Bemerkenswert ist das d, das durch extreme Verkürzung des freien Bogenendes kaum von o zu unterscheiden ist.

Anna Dorothea war die Tochter Christoph Sigmund von Wirsbergs, brandenburg-kulmbachischen Rats und Hofmeisters, und der Sophia von Rosenberg3. Nach dem frühen Tod der Mutter, einer Tochter Friedrich Zeisolfs von Rosenberg, wurde das Kind von seinem Onkel (in der Inschrift: „Vetter“) Georg Sigmund von Rosenberg in Haltenbergstetten aufgezogen. Der bärtige Kopf im Giebel des Epitaphs ist offenbar ein Porträt des Pflegevaters; Ähnlichkeiten zur Darstellung auf seinem eigenen Epitaph von 1630 (nr. 461) sind jedenfalls auffällig.

Textkritischer Apparat

  1. Von i nur der Punkt erhalten.
  2. vezt Rapaschinski.

Anmerkungen

  1. D. h. siebeneinhalb.
  2. Lediglich feine senkrechte Ritzlinie zur Markierung der Schildmitte; kein Wappenbild. Eine Erschließung des korrekten Ahnenwappens scheitert daran, daß Anna Dorotheas Vater Christoph Sigmund von Wirsberg nicht in die Genealogie der von Wirsberg eingeordnet ist, vgl. Biedermann, Gebürg, tab. CCCLXXXI.
  3. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCCXIII.

Nachweise

  1. Kdm. Jagstkreis I, 304 (nur erwähnt).
  2. Rapaschinski 2 nr. 5.
  3. Koch, St. Jakob 429, 444 Anm. 23 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 303 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0030300.