Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 300† Bad Mergentheim, kath. Münster St. Johannes d. Täufer 1594

Beschreibung

Glocke des Gießers Johann Arnold von Fulda. 1880 größte Glocke eines fünfteiligen Geläutes. Verlustumstände und ‑zeitpunkt unbekannt. Schulterinschrift; auf der Flanke Relief Johannes’ des Täufers und Wappen.

Wortlaut nach OAB Mergentheim.

  1. Ego vox clamantis in deserto dirigite viam domini sicut dixit Esaias propheta1). Adoramus te benedictamusa) te quia per crucem tuam redemisti mundum. St.b) Johannes bin ich genanntdurch das Feuer bin ich geflossenJohann Arnold von Fulda hat mich gegossen 1594

Übersetzung:

Ich bin die Stimme des Rufers in der Wüste. Richtet den Weg des Herrn, wie es der Prophet Jesaja gesagt hat. Wir beten dich an, wir preisen dich, weil du durch dein Kreuz die Welt errettet hast.

Wappen:
Deutscher Orden.

Kommentar

Der Gießer Johann Arnold könnte ein Bruder des bekannten Fuldaer Glockengießers Sigmund Arnold sein, dessen Gießertätigkeit ab 1587 bezeugt ist2 und der 1615 eine Glocke für die Laurentiuskirche in Uissigheim (Külsheim, Main-Tauber-Kreis) gegossen hat3.

Textkritischer Apparat

  1. So statt benedicimus; vielleicht Überlieferungsfehler.
  2. So OAB Mergentheim; Sanct im Original vermutlich entweder ausgeschrieben oder nur mit S abgekürzt.

Anmerkungen

  1. Nach Mc 1, 2–3; vgl. Is 40, 3. Durch die Hinzufügung von ego wird Johannes d. T. zum Sprecher, gleichzeitig wird er mit der Glocke gleichgesetzt.
  2. Vgl. Dt. Glockenatlas Baden 35, 90 Anm. 177. Klunzinger, Zur Glockenkunde 108, erwähnt eine „Glocke in Mergentheim durch die Brüder Hans und Arnold Weigand von Würzburg im Jahr 1593“. Nach Schönhuth, Kirchen u. Kapellen 103, wog diese Glocke 53 Zentner, der Klöppel allein 128 Pfund. Dieselben Angaben wie Schönhuth macht auch Sambeth, Bilder aus d. Geschichte Mergentheims 5/31 nach Christian Friedrich Bauers Chronik von Mergentheim (StAL, E 258 VI Bü 2517) Bog. 33; ebenso Breidenbach (StAL, JL 425 Bd. 9 Qu 21). Beide Quellen nennen als Gießer „Hanß und Weigandt Arnoldt, Gebrüder und Glockengießer von Würzburg“. Die Kosten des Gusses betrugen demnach 952 1/2 fl 15 Xr, das Erz wurde aus Nürnberg geliefert. Bei dieser Glocke und der hier besprochenen von 1594 handelt es sich wohl kaum um ein und dasselbe Stück, auch wenn das Zusammentreffen der Namen Johann/Hans und Arnold bei beiden Glocken auffällig ist. Die ältere Glocke scheint vor 1880 eingeschmolzen worden zu sein, da sie in OAB Mergentheim nicht mehr genannt ist. Der Wortlaut ihrer Inschrift ist offenbar nicht überliefert.
  3. Dt. Glockenatlas Baden nr. 1336; DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nr. 479.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 326.
  2. Keppler 221 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 300† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0030009.