Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 276 Reinsbronn (Stadt Creglingen), Schloß 1588

Beschreibung

Wappentafel mit Bauinschrift Philipp Geyers von Giebelstadt. Ursprünglich außen am Ostflügel über dem Haupteingang; nach Umgestaltung des Osttrakts zeitweilig in der ev. Pfarrkirche; jetzt im Innenhof des Schlosses vor der Wand des Ostflügels auf einem Sockel aufgestellt. Ädikula aus gelbem Sandstein, drei Werkstücke. Als Bekrönung ein von Roll- und Beschlagwerk gerahmtes ovales Medaillon mit vollplastischem Frauen(?)kopf; auf dem Architrav eingehauene Devise (A); in der Hauptzone zwischen korinthischen Pilastern zwei große reliefierte Vollwappen, darunter in der Mitte Steinmetzsignatur (B); auf beiden Pilastern je vier Ahnenwappen; im Sockel zwei eingetiefte Schriftfelder nebeneinander: links Hausspruch (C), rechts Bauinschrift (D); im Unterhang ein Engelskopf. Alle Inschriften wurden durch doppelte Ritzlinien vorliniiert. Bestoßen, Rahmenteile abgebrochen, restauriert. Die ersten beiden Zeilenenden von Inschrift (D) sind modern ergänzt, die Schriftformen entsprechen nicht den ursprünglichen.

Maße: H. 246, B. 155, Bu. 3,5 (A), 4,2 (B), 2,7 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Fraktur (C, D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    · SI DEVS PRO NOBISa) . QVIS CONTRA NOS ·1)

  2. B

    · M(ichel) N(iklas)b) ·

  3. C

    Wo Gott Disz Hausz ni[c]ht bewa=/ren thuett, so ist Vmb Sonst / Des Wechders Hụedt ·2)

  4. D

    Anno D(omi)ni · 15 · 88 · [hab ich]c) / Philips Geÿer von Gi[belstatt]c) / vnd Reinszb(ronn)d) disen baw Volbracḥt

Übersetzung:

Wenn Gott für uns ist, wer will da gegen uns sein?

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Wappen:
Geyer von Giebelstadt, Schenk von Siemau3;
Geyer von GiebelstadtSchenk von Siemau
BerlichingenTruchseß von Wetzhausen
Marschall von OstheimSchott von Schottenstein
WesterstettenAschhausen.

Kommentar

Auch ohne die Steinmetzsignatur ließe sich die Wappentafel aufgrund der charakteristischen Schriftmerkmale als ein Werk des Michel Niklas identifizieren. Sowohl die äußerst sorgfältig mit vorgeritzten Hilfslinien eingehauene Fraktur mit den typischen Versalien (hier freilich ohne die langen Anschwünge) als auch die Kapitalis mit den s-förmig geschwungenen Sporen an den freien Bogenenden sind durchweg bei allen Arbeiten aus Niklas’ Werkstatt zu beobachten. Der Hausspruch (C) in Anlehnung an Psalm 127 wird auch bei der von Niklas signierten Bauinschrift am Wachbacher Schloß (nr. 290) verwendet. Inschrift (D) bezeugt den Abschluß der Bauarbeiten am Reinsbronner Schloß, an dem im Laufe des 16. Jahrhunderts offenbar immer wieder bauliche Veränderungen vorgenommen worden waren (vgl. nrr. 170, 186, 206). Als Bauherr nennt sich Philipp Geyer von Giebelstadt, der Ortsherr von Reinsbronn. Philipp, Sohn Sebastian Geyers von Giebelstadt und der Regina von Berlichingen, heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau Anna von Rosenberg 15804 in zweiter Ehe Rosina Schenkin von Siemau. Die Wappentafel mit dem Eheallianzwappen bietet einen sicheren terminus ante quem für die Heirat5. Philipp ist 1607 gestorben und in der Reinsbronner Pfarrkirche beigesetzt (vgl. nr. 380).

Textkritischer Apparat

  1. PRO NOBIS ohne Worttrennung.
  2. Nexus litterarum MN; der Schrägschaft des N nach oben ausgebuchtet.
  3. Moderne Ergänzung.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Rm 8, 31; als Devise auch von Markgraf Georg Friedrich d. Ä. von Brandenburg geführt, vgl. Schuhmann, Markgrafen 106, 109.
  2. Nach Ps 127, 1; vgl. nr. 290 Anm. 2.
  3. Wellenschrägbalken, der Figur nach belegt mit 3 Fischen; Helmzier: auf die Spitze gestelltes bequastetes Kissen über Helmkrone.
  4. Epitaph in Niederstetten, vgl. nr. 244.
  5. Das von Biedermann, Grafen Häuser, tab. CLXX und ders., Baunach, tab. CCXLVIII, angegebene Jahr der Eheschließung 1594 kann demnach nicht stimmen.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 689f.
  2. Dehio/Piel 393 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 276 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0027608.