Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 201 Frauental (Stadt Creglingen), ehem. Klosterkirche 1568 oder früher

Beschreibung

Altarbild (Epitaphfragment?). In der Unterkirche, auf den modernen hölzernen Altaraufsatz montiert. Öl auf Holz, in breitem Rahmen mit aufgemaltem Rankenornament. In der Bildmitte Kruzifixus, mit goldenem Kreuztitulus (A) auf rotem Schrifttäfelchen; links daneben die Opferung Isaaks durch Abraham, rechts die Erhöhung der Ehernen Schlange: Moses deutet mit einem Zeigestock auf die Schlange und hält in der Linken die mit goldenen Ziffern beschrifteten Gesetzestafeln (B), unter der Schlange betendes Volk, ganz vorn und im Hintergrund – vor den Zelten der Juden – zahlreiche Schlangen und durch Schlangenbisse Verwundete oder Getötete. Im unteren Viertel des Bildes kniet – in die Landschaft integriert, aber in deutlich kleinerem Maßstab – eine vielköpfige Familie in Anbetung des Gekreuzigten, links der Familienvater mit zwei älteren und vier mit Sterbekreuzen markierten jüngeren Söhnen, rechts zwei Ehefrauen mit drei bzw. vier Töchtern. Die vorn kniende Frau ist wie ihre beiden kleinen Töchter als verstorben gekennzeichnet und hat zu Füßen eine Namenbeischrift (D), eine weitere Namenbeischrift (C) befindet sich zu Häupten ihrer ältesten, durch ihre Kleidung als verheiratete Frau ausgewiesene Tochter; beide Inschriften sind mit roter Farbe gemalt. Von den vier Töchtern der dahinter knienden zweiten Frau sind zwei mit Sterbekreuzchen versehen. Vor der Familie ist ein großer Wappenschild mit Monogramm (E) und links davon ein Schriftfeld mit 5zeiliger Inschrift (F) aufgemalt; Schrift gelb auf schwarzem Grund.

Maße: H. (mit Rahmen) 142,5, B. 120, Bu. 2,2 (A), 0,7 (C), 1,2 (D), 0,7 cm (F).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    · I · N · R · I ·

  2. B

    1 / 2 / 3 //a) 4 / 5 / 6 / 7 / 8 9b) / X

  3. C

    SOPHIA · TO[C]HT[E]R

  4. D

    BARBARA · BIRNERc)

  5. E

    H(einrich) W(inkler)

  6. F

    I · IOHANNIS · I · CAP: DAS · BLVOTd) · IHESV / CHRISTI · REINIGET · VNS · VON · ALLEN / VNSERN · SV̈NDEN1) · PSALM · 31 · IN · / DEINE · HENDE · BEFEHL · ICH · MEINE(N) · GEIST . / DV · HAST · MICH · ERLÖSET · HERR · DV · TREVER · GOTTe)2) ·

Wappen:
Heinrich Winkler3.

Kommentar

Durch das Wappen mit dem Namenmonogramm läßt sich der Stifter des Altarbildes identifizieren. Er ist der erste markgräflich ansbachische Amtmann des 1548 eingerichteten Kastenamts Frauental, Heinrich Winkler, der das Amt bis zu seinem Tod 1568 ausübte4. Ob das Gemälde schon ursprünglich tatsächlich als Altarbild diente, ist unsicher. Es könnte sich auch um den Rest eines Epitaphs für Heinrich Winkler handeln. An der zeitlichen Ansetzung ändert dies nichts.

Textkritischer Apparat

  1. Übergang auf die rechte Tafel.
  2. 9 spiegelverkehrt.
  3. Birnerin OAB Mergentheim.
  4. O klein über das V geschrieben.
  5. Das letzte Wort über das Schriftfeld hinaus in den Wappenschild hineingeschrieben.

Anmerkungen

  1. 1 Jh 1, 7.
  2. Ps 31, 6.
  3. Monogrammatisch verschränkte Nameninitialen HW.
  4. Freundliche Mitteilung von Herrn Archivoberrat Dr. Nöth, Staatsarchiv Bamberg.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 547 (nur D).
  2. Morand/Besserer, Unterwegs 213 (nur erwähnt), 263 (Abb.).
  3. Schurr, Chronik Frauental 59 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 201 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0020101.