Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 134 Niederstetten, ev. Pfarrkirche (St. Jakob) um 1529, 1538
Beschreibung
Epitaph des Zeisolf von Rosenberg. Innen an der Nordwand, 10. Stein von Osten. Sich nach oben verjüngende Platte aus rotem Sandstein, mit weit ausladendem Standsockel für die fast vollrunde Figur des Ritters. Als Gegenstück zu dem Epitaph der Ehefrau (nr. 133) gestaltet. Der mit einem Riefelharnisch bekleidete Ritter steht, nach rechts gewendet, auf einem Löwen und hält einen Streitkolben in der Rechten; er trägt eine eng anliegende Haube, der geschlossene Visierhelm ist am Boden abgestellt. Am oberen Rand der Harnischbrust sind vier Initialen (B) eingehauen. Zeisolf trägt die Kollane der brandenburgischen „Gesellschaft Unserer lieben Frau“ (Schwanenorden)1. Vier reliefierte Ahnenwappen in den beiden oberen Ecken und in Kniehöhe der Figur; an der oberen Schmalseite und an den beiden Längsseiten umlaufende eingehauene Sterbeinschrift (A) zwischen Ritzlinien, durch den Kopf der Figur und die Wappen mehrfach unterbrochen. Der Todestag wurde erst später nachgetragen. Reste farbiger Fassung. Die linke Randleiste in der Mitte verwittert, Oberfläche blättert ab.
Maße: H. 213, B. 87,5–115, Bu. 4,0–4,7 (A), 4,0 (Nachtrag zu A), 1,7 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Kapitalis und gotische Minuskel (Nachtrag zu A).
- A
ANNO // D(OMI)NI / 15⟨38 AM // SA(M)STAG · nach · corp(or)is · christ(i) ·⟩ STARB // DER GESTRENG VN(D) ER(N)//VEST ZEISOLLF VO(N) [R]OSE(N)BERCK GO(T) GN(A)DEa) I(M)
- B
Z(eisolf) V(on) R(osenberg) R(itter)
Datum: 22. Juni.
Rosenberg | Wollmershausen |
Schwarzenberg | Adelsheim2. |
Textkritischer Apparat
- Nexus litterarum DE durch Ansetzen eines kurzen Mittelbalkens rechts an den Schaft des D.
Anmerkungen
- Vereinfachte Darstellung des Kleinods: unter dem Medaillon mit der Strahlenkranzmadonna ist das fünffransige Handtuch ohne den Schwan dargestellt. Zum Orden vgl. Günther Schuhmann, Das Statutenbüchlein des Schwanenritterordens, gedruckt zu Nürnberg bei Hieronymus Hölzel um 1515 [Nachwort zur Faks.ausg. Neustadt a. d. Aisch 1983]; ders., Markgrafen 401–405. Der Schwanenorden kam im Zuge der Reformation in Süddeutschland bereits 1528 zum Erliegen (vgl. ebd. 405); insofern ist die Darstellung der Kollane auf dem Epitaph bemerkenswert.
- Nach Biedermann, Ottenwald, tab. CCCCXI war Zeisolfs Großmutter mütterlicherseits allerdings eine von Seckendorff.
- Vgl. ebd.
- Ebd. tab. CCCCXII; OAB Crailsheim 220.
- Pfeilsticker § 1567.
Nachweise
- Kdm. Jagstkreis I, 302 (nur erwähnt).
- Rapaschinski 2 nr. 3.
- Koch, St. Jakob 428f. (nur erwähnt).
- 650 Jahre Stadt Niederstetten 118 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 134 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0013405.
Kommentar
Das Epitaph ist vermutlich zusammen mit dem für Ursula von Hutten, die Frau Zeisolfs von Rosenberg, nach deren Tod 1529 vom selben Meister angefertigt worden. Die Schriftformen der Kapitalis stimmen bei beiden Grabmälern vollkommen überein. Das Sterbedatum hebt sich dagegen eindeutig als Nachtrag ab: zunächst wurde die Inschrift in Kapitalis fortgesetzt, die noch ein Bemühen um Nachahmung der Vorlage erkennen läßt; da für eine Datierung nach dem Festkalender der ausgesparte Platz aber nicht ausreichte, wechselte der Steinmetz dann in eine dicht gedrängte gotische Minuskel über.
Zeisolf von Rosenberg war ein Sohn Friedrichs von Rosenberg zu Haltenbergstetten und der Elisabeth von Wollmershausen3. Er bekleidete das Amt eines bischöflich würzburgischen Amtmanns in Jagstberg, bevor er spätestens 1531 brandenburg-ansbachischer Amtmann in Crailsheim wurde4. Von 1510 bis 1513 stand er als Vasall in württembergischen Diensten5.