Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 94 Creglingen, ev. Stadtkirche 1502

Beschreibung

Grabplatte des Albrecht von Bieberehren. Innen an der Südwand des Chors aufgerichtet. Platte aus rotem Sandstein mit umlaufender, tief eingehauener Ritzlinie; in der oberen Hälfte auf grob zugehauenen erhabenen Bossen Messingauflagen: querrechteckiges Schriftblatt mit eingerollten Seiten, darunter drei Wappenschilde, 1:2 gestellt, der heraldisch rechte Schild linksgelehnt. Inschrift 5zeilig erhaben ausgehauen, Ober- und Unterlängen ragen in die zwischen den Zeilen stehengelassenen Stege; Schriftgrund mit dem Stichel linksschräg schraffiert, Oberfläche der Buchstaben geglättet.

Maße: L. 183,5, B. 86,5, H. (Metallauflage insg.) 60,5, (Schriftblatt) 22,5, B. 39, Bu. 3,4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. Anno · d(omi)nj · M° · ccccc° · vnd · ij · Jar · am · freitaga) / vor · Sebastianj · starb · der · Erber · vnd · / vest · Albrecht · von · biberern · erbmar=/schalck · des · Stiffts · Eystet1) · die · zeitb) · / amptman · hie · zu · kregling · de(m) · got · ge(nad)c)

Datum: 14. Januar.

Wappen:
Bieberehren; unbekannt2, Künsberg (?)3.

Kommentar

Die Schriftblattgestaltung mit eingerollten Seiten, Zeilenstegen und schrägschraffiertem Schriftgrund deuten auf die Herstellung in einer Rothenburger Werkstatt hin, aus der etliche Epitaphien in Rothenburg und die Stifterinschrift von 1485 an der Creglinger Stadtkirche4 stammen. Die Schriftformen weichen freilich etwas ab, so daß hier sicherlich eine andere Hand tätig war. Auffällig sind vor allem der runde Unterlängenbogen des g, völlig gerundetes Schluß-s (einmal) und die als kleine Kreise in die Zeilenstege gepunzten i-Punkte. Als Worttrenner dienen linksschräggelegte Rauten oder Parallelogramme.

Albrecht von Bieberehren war ein Sohn Burkhards von Bieberehren und der Anna von Finsterlohr, verheiratet war er mit Anna von „Fronsberg“5. Bereits 1473 wird er als brandenburgischer Amtmann zu Creglingen genannt6.

Die Identifizierung der beiden unteren Wappen bereitet Schwierigkeiten. Ein Wappen der von „Fronsberg“ scheint nicht bekannt zu sein. Balkenwappen führten sowohl die Schwägerin Albrechts, Anna von Ehenheim, als auch sein Schwager Christoph von Crailsheim. Das linke Wappen könnte für Albrechts Schwiegertochter Kunigunde von Künsberg stehen. Die Wappenkombination ist allemal ungewöhnlich7.

Textkritischer Apparat

  1. g auf dem eingerollten Rand.
  2. Am Balken des t eine Zierschleife, die weit unter die Grundlinie hinabreicht.
  3. e und Kürzungsstrich auf dem Rand.

Anmerkungen

  1. Eichstätt.
  2. Balken.
  3. Spitze.
  4. Nr. 67; zu den Rothenburger Inschriften vgl. ebd. Anm. 3.
  5. So jedenfalls nach Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXI.
  6. OAB Mergentheim 504.
  7. Zu den Verwandtschaftsverhältnissen vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXIf.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 94 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0009403.