Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 89† Bad Mergentheim, kath. Münster St. Johannes d. Täufer 15. Jh.

Beschreibung

Glocke des Wertheimer Gießers Hermann Wust. Kleinste Glocke des ehemals fünfteiligen Geläutes, Verwendung als Feuerglocke. Zeitpunkt und Umstände des Verlusts unbekannt1. Als Flankenrelief Muttergottes und „Josef mit der Taube“2.

Wortlaut nach OAB Mergentheim.

  1. Meister Hermann Wust von Wertheim hat mich gegossena)

Kommentar

Aufgrund der Schriftformen erhaltener Glocken des Wertheimer Gießers – einer etwas ungelenken gotischen Minuskel mit Tatzenkreuz am Textbeginn und Rosetten als Worttrennern – ist eine zeitliche Einordnung in das 15. Jahrhundert möglich3. Eine nähere Datierung scheitert daran, daß Wust auf seinen Glocken das Gußjahr nie angibt.

Textkritischer Apparat

  1. Mich goß Meister Hermann Wüst von Wertheim PfA Bad Mergentheim.

Anmerkungen

  1. Vielleicht 1911 umgegossen; in den Akten zum Umguß 1911 im Kath. Pfarrarchiv Bad Mergentheim (o. Sign.) werden drei Glocken aufgeführt, darunter neben der Feuerglocke (mit etwas abweichender Inschrift, vgl. Anm. a) zwei offenbar 1741 datierte, angeblich ebenfalls von Hermann Wüst von Wertheim gegossene (!) Glocken. Diese Angaben lassen sich nicht mit dem Befund von 1880 nach OAB Mergentheim 326 vereinbaren, demzufolge zu dem damals fünfteiligen Geläute keine Glocken von 1741 gehörten. Offensichtlich liegt eine Verwechslung vor, und es handelt sich um die beiden Glocken im Türmchen der 1740/41 erbauten, nördlich des Münsters gelegenen Spitalkapelle St. Martin. Nach den Akten des Pfarrarchivs trugen sie folgende Inschriften: 1. Martinsglocke: Gegossen 1741. Beati misericordes, quoniam ipsi misericordiam consequentur (Mk. 5, 7); als Flankenrelief der hl. Martin; 2. Heiliggeistglocke: Gegossen 1741 von Hermann Wüst von Wertheim (tatsächlich so inschriftlich ausgeführt?). Super aegros manus imponent et bene habebunt. Mc. 16, 18; als Flankenrelief die Verkündigung Mariae. Sowohl die Martinsfigur auf der ersten als auch die auf die Krankenpflege bezogene Inschrift auf der zweiten Glocke sichern die Zugehörigkeit zur Spitalskapelle.
  2. So Kath. PfA Bad Mergentheim, Akten zum Umguß 1911, vgl. Anm. 1.
  3. Vgl. Dt. Glockenatlas Baden 25f. mit Abb. Z 42; DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nrr. 447450.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 327.
  2. Kath. PfA Bad Mergentheim, Akten zum Umguß 1911 (o. Sign.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 89† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0008902.