Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 80 Creglingen, Hauptstr. 34 1497?
Beschreibung
Eckquader mit Jahreszahl. An der Südwestecke des Erdgeschosses, über Augenhöhe. Flacher Muschelkalkquader. Auf der Westseite eingehauene und durch eine Ritzlinie gerahmte Inschrift, die rechts durch einen in hohem Relief skulptierten bärtigen Kopf unterbrochen wird. Zwischen den beiden letzten Zahlzeichen Stz. nr. 5. Die Buchstaben sind mit sehr flacher, breiter Kerbe mehr eingeritzt als eingehauen. Verwittert, linkes oberes Viertel abgebrochen und modern ergänzt; von der Schrift dort nur die unteren Schaftenden erhalten.
Maße: H. 15, B. 68, T. 27, Bu. 6,5–7,0 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
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Anmerkungen
- Vgl. dazu S. Braunfels, Art. „Stein“, in: LCI 4, Sp. 210–212, hier: 211; Joseph J. M. Timmers, Art. „Eckstein“, in: RDK 4, Sp. 708–712.
Nachweise
- Gipsabguß von etwa 1985 (?) in der Sammlung der Heidelberger Inschriftenkommission.
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 80 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0008002.
Kommentar
Die qualitätvolle figürliche Darstellung findet in der unbeholfenen, unfertig wirkenden Schriftausführung keine Entsprechung. Der Zierpunkt am Beginn der Inschrift ist ein nach unten – und vermutlich ursprünglich auch nach oben – in eingerollte Zierlinien auslaufendes Quadrangel.
Die Inschrift ist das älteste erhaltene epigraphische Zeugnis an einem Profanbau in Creglingen. Sie dürfte das Jahr der Errichtung des Hauses anzeigen – vorausgesetzt, der Quader befindet sich noch am ursprünglichen Standort. Möglicherweise ist hier das biblische Motiv von Christus als Eckstein (Mt 21, 42) umgesetzt1, allerdings spricht der fehlende Heiligenschein des Kopfes doch eher gegen eine solche Deutung, wahrscheinlich handelt es sich um ein Baumeisterbildnis.