Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)
Nr. 47
Freudenbach (Stadt Creglingen),
ev. Pfarrkirche (St. Blasius)
1433
Beschreibung
Glocke eines Nürnberger Gießers (Schüler des Meisters Ulrich?). Im Glockenstuhl. Schulterinschrift zwischen groben Zwillingsstegen. Auf der Flanke Relief der Muttergottes unter wimpergartigem Baldachin, der mit der Spitze in die Inschrift hineinreicht und deren Beginn markiert.
Maße: H. (o. Krone) 55, Dm. 68, Bu. 2,7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
a(nn)oa) mccccxxxiii° ·b) pvlsantis · apperi · michi · collvmba · mea1)
Übersetzung:
(Da ist die Stimme meines Geliebten,) der anklopft. Öffne mir, meine Taube.
Textkritischer Apparat
- o als kreisrunder Ring auf halber Zeilenhöhe, wie ein Worttrenner zwischen a und m gesetzt.
- o als kreisrunder Ring, wie Anm. a, hier aber über dem Rosettenworttrenner hochgestellt.
Anmerkungen
- Nach Ct 5, 2.
- Vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 50f.; danach auch das Folgende.
- Vgl. die Glocke von 1432 in Dorfkemnathen (Gde. Langfurth, Lkr. Ansbach) mit identischem Muttergottes- und Wimperg-Model, Rosetten-Worttrennern und Bibelzitat aus dem Hohelied, deren Schriftformen aber deutlich von denen der Freudenbacher Glocke abweichen: Dt. Glockenatlas Mittelfranken 27, nr. 130, Abb. 53.
Nachweise
- OAB Mergentheim 553.
- Keppler 227.
- Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Freudenbach 1905 v. Pfarrer Rilling (LKA, A 29, 1303), 59–61.
- Glockenbeschlagnahme 1917 OA Mergentheim (LKA, A 26, 1483,3).
- Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 995.
Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 47 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0004707.
Kommentar
Als Worttrenner sind Rosetten und Glöckchen gesetzt. Die Zeilenführung ist sehr unregelmäßig, etliche Buchstaben sind zudem nach links oder nach rechts gekippt. Auffällig sind der lange, bis auf die Grundlinie hinabreichende Abstrich am oberen Bogenende des c, die ähnlich langen Abstriche an der Fahne des r und am Balken des t, und die gespaltenen Oberlängen von h und l mit weit umgebogenen Enden. An den umgebrochenen Schaft- und Bogenenden zeigen die Quadrangeln häufig an einer Ecke eine perlartige Verzierung. Das Model des b ist deutlich kleiner als die des übrigen Alphabets. Das Model des Muttergottesreliefs erscheint auf Glocken des zwischen 1419 und 1439 (†) nachweisbaren Gießers Meister Ulrich2. Die schlichte Einfassung der Schulterinschrift sowie die unregelmäßige Buchstabenhöhe passen jedoch nicht in das signierte Oeuvre dieses Gießers, so daß die Freudenbacher Glocke wohl einem Schüler zuzuweisen ist3.