Die Inschriften des ehemaligen Landkreises Mergentheim

6. Nicht aufgenommene Inschriften

Bereits in den Vorbemerkungen des Bandes wurde darauf hingewiesen, daß in den Bänden der „Deutschen Inschriften“ einige Gruppen von Inschriftenträgern nicht aufgenommen werden, die von anderen Spezialwissenschaften mit deren eigenen Methoden erforscht werden. So bleiben etwa, ebenso wie die Runeninschriften, auch Inschriften ausgeklammert, deren Schrift nicht dem abendländischen Kulturkreis entstammt. Dies betrifft im Inschriftenbestand des ehemaligen Kreises Mergentheim drei orientalische Prunkwaffen mit türkischen und persischen Inschriften, die aus dem Besitz des Hochmeisters Erzherzog Maximilian III. von Österreich nach dessen Tod 1619 in den Deutschordensschatz gelangten. Die erste Waffe ist ein persischer Säbel aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts in goldener, mit Rubinen und Türkisen reich besetzter silber-vergoldeter Scheide. Seine gewellte Stahlklinge trägt auf dem breiten Rücken eine lange persische Inschrift in zehn Versen, die jeweils von Kartuschen gerahmt werden184). Die zweite Waffe ist ein türkischer Dolch mit gerader, durchbrochener persischer Klinge aus der Zeit um 1600, ein Geschenk des Erzherzogs Albrecht von Österreich, Statthalters der Niederlande, an seinen Bruder185). Die Holzscheide ist mit Goldblech beschlagen, auf der Rückseite in Niellotechnik mit Blattranken verziert und auf der Vorderseite mit geschnittenen und ziselierten Pflanzen und Arabesken sowie mit zwei Schriftkartuschen geschmückt. Die Inschriften sind in schwarzer Farbe „in schönem und zierlichem Talik“ ausgeführt186). Ein weiterer türkisch-persischer Dolch mit gerader Klinge aus dieser Zeit187) hat ebenfalls eine mit starkem Goldblech beschlagene Holzscheide, die auf der Vorderseite Türkise und Rubine und auf der glatten Rückseite zwei Inschriften auf blauem Schriftgrund sowie Pflanzenornament trägt. Von den Inschriften in „schlechtem Talik“188) ist die obere wegen der Abnutzung der Schriftzeichen unleserlich, die untere bedeutet: Spalte, o Freund, mein Herz mit dem Dolche, so wirst du schauen, was mein Herz enthält189).

Von den inschriftlich ausgeführten bloßen Jahreszahlen wurden bis auf wenige Ausnahmen nur diejenigen in den Inschriftenkatalog aufgenommen, die noch erhalten und somit in ihrer Lesung überprüfbar sind. Nicht berücksichtigt wurden: Creglingen, Herrgottskapelle, angebliche in Rötel aufgemalte Jahreszahl 1488 am Chorgestühl190). – Ebd., Stein mit Jahreszahl 1586 von der um die Mitte des 20. Jahrhunderts abgerissenen Mühle jenseits der Herrgottsbrücke; Verbleib unbekannt191). – Igersheim, Burg Neuhaus, drei nicht mehr auffindbare, möglicherweise durch Efeubewuchs verdeckte Jahreszahlen an der inneren Schloßmauer (1550)192), im Graben rechts neben dem Tor (1551) und „an einem Stein im Hof“ (1557)193). – Bad Mergentheim, Engelapotheke am Marktplatz, zwei Torbögen mit Schlußsteinen: 1469 und 1529; 1963 offenbar noch vorhanden, Verbleib unbekannt194). – Ebd., Marienkirche, Holzstatue der Muttergottes an einem der nördlichen Langhauspfeiler, auf der Rückseite der Figur, derzeit unzugänglich, angeblich die Jahreszahl 1484195). – Ebd., Bürgerspital, über einem Eingang der Scheuer angeblich das Wappen des Hochmeisters Johann Caspar von Ampringen [Druckseite LXXI] und die Jahreszahl 1579196); angesichts der Regierungszeit Ampringens (1664–84) ist wohl von einem Druckfehler auszugehen und 1679 zu lesen. – Münster, an einem nicht näher bezeichneten „alten Haus“: 1594197). – Niederstetten, an dem 1945 völlig zerstörten Rathaus: Wappenstein mit „Doppelwappen der Ortsherrschaft“ (Rosenberg) und Jahreszahl 1525 sowie an einem Balken des Laubengangs 1543198). – Ebd., ev. Pfarrkirche, auf dem nicht mehr vorhandenen Altarschrein soll die Jahreszahl 1492 gestanden haben199). – Ebd., Schloß Haltenbergstetten, Treppenturm des Ostflügels: 1550200). Die heute dort angebrachte Jahreszahl wurde erst 1824 zusammen mit einem Renovierungsvermerk eingehauen, möglicherweise aber anstelle einer älteren Inschrift. – Schmerbach, an einem Haus auf der linken Talseite: 1583201). – Wachbach, Schulhaus: angeblich 1560202) bzw. 1591203). – Weikersheim, Schloßkapelle, an der Orgel: 1604204).

Eine Aufnahme in den Katalog war auch bei den Inschriften nicht möglich, von denen lediglich die Existenz des Inschriftenträgers bezeugt, nicht aber der Wortlaut überliefert ist. Da die Überlieferungen häufig das Entstehungsjahr dieser Inschriften nicht mitteilen, erfolgt die Zusammenstellung nicht chronologisch, sondern nach Standorten in alphabetischer Abfolge.

Grabmäler mit nicht überliefertem Wortlaut der Inschriften: In der 1896 abgerissenen kath. Pfarrkirche in Laudenbach lag an den Stufen des Hochaltars eine zu zwei Dritteln verdeckte Grabplatte im Boden, deren „ersichtliche Buchstaben … auf einen Herrn von Finsterlohr hin(deuteten)“205). Da das Geschlecht 1568 im Mannesstamm ausstarb, kann die Grabplatte spätestens zu dieser Zeit entstanden sein. In der alten Markelsheimer Kilianskirche war im „alten Chor“ vor dem Altar eine Messingplatte aus der Mitte des 16. Jahrhunderts in den Boden eingelassen, „die von einem Rothenburger Priester berichtete, welcher am Fronleichnamstage zur Zeit der Reformation von seinen ungetreuen Schafen zur neuen Lehre gezwungen werden sollte, in deutschherrisches Gebiet floh und an dieser Stelle tot zusammengesunken sei“206). Der Name des Priesters ist nicht überliefert, die Metallplatte wurde – wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts – von einem Juden namens Salamle „um einige Groschen erstanden“207) und ist seither verschollen.

In der alten Mergentheimer Schloßkapelle befanden sich einige für Deutschordensritter gesetzte Grabmäler, die beim Neubau der barocken Schloßkirche zerstört wurden. Darunter soll auch das Grabmal des 1249 verstorbenen Heinrich von Hohenlohe gewesen sein208). Allerdings wurde mit dem Bau der ersten Schloßkapelle mit Gruft wohl erst zwischen 1252 und 1255 begonnen, die erste Beisetzung soll 1264 stattgefunden haben209). Vielleicht handelte es sich demnach um ein nachträglich gesetztes Grabmal. Die Grabplatte des am 19. August 1283 in Mergentheim verstorbenen Hartmann von Heldrungen war noch im 18. Jahrhundert in der Schloßkapelle zu sehen. Nach Zeugnis des Deutschordensarchivars Kheull befand sie sich in der Mitte des Chors und trug ein Wappen210). Schließlich ist „Herr Heinrich von Siburg, teutsch-Ordens Ritter und Kuchenmeister“ 1547 in Mergentheim gestorben und in der Schloßkapelle begraben worden. Nach den Trapponeirechnungen von 1548 erhielt ein Steinmetz, „so des Kuchenmeister Seel. Epitaphium ausgehauen“, für seine Arbeit 1 fl. 1 Ort211).

In der 1932 eingestürzten Nordmauer des Mergentheimer Friedhofs wurde unter anderen in Zweitverwendung dort vermauerten Inschriftenträgern (vgl. nrr. 237, 238, 251) ein nicht näher beschriebener „Grabstein“ von 1598 gefunden, der wegen seiner starken Beschädigung nicht in die [Druckseite LXXII] Sammlung des damaligen Bezirksheimatmuseums aufgenommen wurde212). Am Fuß des Hochaltars der ehemaligen Mergentheimer Dominikanerkirche lag eine Grabplatte mit Metallauflage („in Metall gegossenes Epitaphium“) für den am 20. März 1609 verstorbenen Leonhard Circhheimer von Altshausen, der 1572 zum hoch- und deutschmeisterischen Rat und 1589 zum Kanzler ernannt worden war. Der Wortlaut der von Circhheimer selbst verfaßten Grabschrift soll nach Breitenbach in den vormals Mergentheimer „Acten über das Dominikaner Kloster“ überliefert sein213), konnte aber bislang nicht ermittelt werden.

In Nassau (Stadt Weikersheim) befand sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts der „Grabstein“ des am 7. Juni 1612 als Pfarrer zu Nassau verstorbenen Matthäus Schiller. Der Stein zeigte als heraldischen Schmuck ein Vollwappen (Äskulapstab im Schild und als Helmzier)214). In der ev. Pfarrkirche in Niederstetten waren drei bereits 1907 verschollene Totenschilde aufgehängt für Christoph von Rosenberg († 1499), Georg von Rosenberg († 1509) und Friedrich von Rosenberg († 1512)215). Ihr Wortlaut scheint ebenso wenig überliefert zu sein wie der der Grabplatte für den 1572 gestorbenen Pfarrer Georg Grünewald, die sich „unter dem Altar“ der Kirche befand. Grünewald amtierte 21 Jahre in Haltenbergstetten und starb „laut seines Epitaphii“ im Alter von 51 Jahren216). Am Eingang zum Turm der ev. Pfarrkirche in Reinsbronn stand noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Epitaph für die „Frau eines Betlingischen (?) Vormund-Vogts zu Röttingen“217).

Glocken mit nicht überliefertem Wortlaut der Inschriften: Eine Glocke unbekannter Zeitstellung, die aber möglicherweise noch aus der Zeit vor 1650 stammte, wurde beim Abbruch der Burg Neuhaus 1789 zusammen mit der Turmuhr an die Gemeinde Honsbronn (Stadt Weikersheim) verkauft. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt218). 1629 goß Adam Iligan aus Dinkelsbühl (vgl. nrr. 430, 432) für 165 fl. zwei Glocken für das Mergentheimer Kapuzinerkloster219), die vermutlich bereits bei der Zerstörung des Klosters durch die schwedischen Truppen im Dezember 1631 zugrundegingen. Im Turm der Neubronner Pfarrkirche hingen 1880 drei Glocken, von denen die größte „in sehr alten Majuskeln die Namen der vier Evangelisten“ trug, ohne daß der genaue Wortlaut bekannt wäre220). Sie könnte ins 14. Jahrhundert gehören. Da sie in den Glockenbeschlagnahmeakten von 1917 nicht aufgeführt ist, wurde sie vermutlich bereits vorher eingeschmolzen. 1722 wurden die drei Glocken von 1403 und 1478 der Weikersheimer Stadtkirche zu einem Vierergeläut umgegossen221). Näheres zu den Inschriften ist nicht bekannt.

Sonstige Inschriftenträger mit nicht überliefertem Wortlaut der Inschriften: An der Burg Neuhaus befand sich um 1880 in der Ringmauer links vom Tor noch ein Stein mit einer nicht näher bezeichneten verwitterten Minuskelinschrift222), die offenbar nicht erhalten und über deren Zeitstellung nichts bekannt ist. In Bad Mergentheim ist am Haus Ochsengasse 2 eine Wappentafel aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert eingemauert. Die als Ädikula gestaltete Sandsteinplatte zeigt die Eheallianzwappen Berlichingen und Rüdt, die Inschrift im Sockel wurde zu unbekanntem Zeitpunkt vollständig abgespitzt. Die Wappen beziehen sich wohl auf Georg Philipp von Berlichingen (1554–1602) und seine Frau Rufina Rüdt von Bödigheim (1563–1627)223), die Wappentafel kann dann frühestens im Jahr der Heirat 1585 entstanden sein. Hochmeister Johann Caspar von Stadion trug 1640 in einem [Druckseite LXXIII] im kaiserlichen Hauptquartier in Nidda verfaßten Schreiben seinem Statthalter in Mergentheim auf, Votivbilder in der Mariahilf-Kapelle anzubringen, die über die wundersame Heilung zweier Frauen berichten sollten224). Ob diese tatsächlich zur Ausführung kamen, ist ungewiß.

Im Deutschordensschatz in Mergentheim befanden sich einige mit Inschriften versehene Prunkgefäße, die zur Geldbeschaffung eingeschmolzen werden mußten. Die Inventare liefern zwar recht genaue Beschreibungen der Stücke, geben aber die Inschriften nicht wieder. Das älteste dieser Objekte war der sogenannte Milchlingsche Becher, ein Geschenk Kaiser Karls V. an den Hochmeister Wolfgang Schutzbar gen. Milchling anläßlich des Frankreichfeldzugs 1545, das Milchling dem Ordensschatz einverleibte. Der Becher aus reinem Gold war so schwer, „daß Niemand mit einer Hand darauß stattlich … trinken“ konnte225). Auf der Unterseite des Fußes befand sich das Wappen des Hochmeisters, auf dem Deckel das Reichsadlerwappen, gehalten von einem sitzenden Kind. Die Cuppa war glockenförmig „mit des Kaisers Caroli V. Bildnüsß, und dem Reichs Adler, umb und umb mit geschmelzter Arbeit, und oben ganz herumb geführter Schrifft, daß nemblich solcher Becher von höchstgned. Kaiserl. Mayestät Ihm Hoch und Teutschmeistern Verehret worden.“ Innen im Deckel war ebenfalls das Porträt des Kaisers mit Lorbeerkranzumrahmung angebracht. Der Pokal wurde 1773 eingeschmolzen. Ein weiterer Pokal wurde unter der Regierung des Hochmeisters von Westernach (1625–27) angeschafft. Der sogenannte „Westernachbecher“ war ebenfalls ein Goldbecher mit Deckel und wog 26 Mark 10 Lot226). Auf der Unterseite des Fußes von „gegossener zierlicher Arbeit“ war das Wappen und umlaufend der Name und Titel des Hochmeisters „geschmelzt“, also in Email ausgeführt. Die Cuppa war glatt gearbeitet. Der getriebene Deckel war mit der gegossenen Standfigur des Hochmeisters, „in einer Hand einen Regimentsstaab haltendt“, bekrönt und enthielt „innwendig das Wappen und Titul wie am Fuß“. Den Westernachbecher ereilte 1773 dasselbe Schicksal wie den Milchlingbecher. Vermutlich war auch der ebenfalls 1773 in die Münze gewanderte goldene Deckelpokal, der 1596 von David Stechmesser in Nürnberg für Hochmeister Erzherzog Maximilian angefertigt worden war, inschriftlich bezeichnet227). Der Becher, der sich von Beginn an im Deutschordensschatz befand, zeigte an der „Ausbauchung“ der Cuppa die Porträts einiger römischer Kaiser und Könige mit ihren Wappen (und Namen?) sowie in einem Medaillon die Wappen des Deutschen Ordens und des Hochmeisters, ferner blau und rot emaillierte „Köpfe und Festons in Raphael’s Manier“. Auf dem Deckel war eine Standfigur des Hochmeisters in Rüstung befestigt.

In der ev. Pfarrkirche in Niederstetten stand ein Taufstein aus dem späten 16. Jahrhundert, der 1853 in die Friedhofskapelle verbracht wurde und mittlerweile verschollen ist228). Er bestand aus einer Säule mit den Figuren der vier Evangelisten und einem halbkugelförmigen Becken mit vier Wappen und einer am oberen Rand umlaufenden Inschrift unbekannten Inhalts. Auf einer undatierten Fotoaufnahme im Landesdenkmalamt Stuttgart229) ist ein Porträtgemälde des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe aus dem Weikersheimer Schloß festgehalten, das derzeit nicht auffindbar ist230). Es zeigte den Grafen in Ganzfigur mit Hund, rechts unten war eine – auf dem Foto nicht lesbare – Beischrift in Fraktur und die Jahreszahl 1610 aufgemalt. In zwei Weikersheimer Inventaren von 1609 und 1609/10231) werden unter 37 Goldringen aus dem Besitz des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe zwei mit Inschriften aufgeführt: In den einen Ring (Nr. 15) waren „ezliche X und buchstaben“ graviert. Der zweite (Nr. 8) „mit E(uer) g(naden) und ihrem Namen von demuten“, also wohl mit den Namensinitialen des Grafen Georg Friedrich und seiner Frau Eva von Waldstein aus Diamanten, hing zur Zeit der Abfassung des Inventars an einer „schwarz und weiß geschmelzten Ketten“, wurde aber später einer Randbemerkung zufolge an einer „güldenen geflochtenen Ketten“ getragen. Eine rote Feldbinde des Grafen Georg Friedrich („ein rot doppeldafatin Veldtzeichen“) mit Goldstickerei trug eine Rose, „darauf ein Kleinodt von I(hro) g(naden) und deren Gemalin Namen“ (verschlungene Namensinitialen?) mit Diamanten und Rubinen. Sie befand sich zwischenzeitlich in Prag, kam aber, wie eine Randnotiz des Inventars vermeldet, am 3. Oktober 1611 wieder zurück in den Behälter im Weikersheimer Schloß.

[Druckseite LXXIV]

Aus dem Katalog wurden zwei angebliche Inschriften ausgeschieden, deren tatsächliche inschriftliche Ausführung unwahrscheinlich ist. So soll ein seit 1619 in den Inventaren des Deutschordensschatzes aufgeführter, aus dem Besitz Erzherzog Maximilians von Österreich stammender und seit der Mitte des 18. Jahrhunderts als „Inthronisationsring“ der Hochmeister des Deutschen Ordens benutzter Goldring den Inventaren von 1717, 1729 und 1732 zufolge „inwendig“ die Inschrift Sigismundus rex Poloniae tragen232). Der mit einem Rubin und zwei Diamanten besetzte, im 15. oder frühen 16. Jahrhundert gefertigte Ring ist in der Schatzkammer des Deutschen Ordens in Wien erhalten233) und zeigt keinerlei Spuren etwaiger Inschriften.

Im Jahr 1800 wurde in der ev. Pfarrkirche in Waldmannshofen nach einem Bericht in der Pfarrbeschreibung von 1913234) bei der Öffnung der Gruft anläßlich der Beisetzung von Anna Maria Josepha Wittenbach aus Aachen angeblich ein „schöner Leichenstein“ gefunden mit der Inschrift: Hier liegt Konrad von Rosenberg, Ritter, protestant(ischer) Religion. Die in der Pfarrbeschreibung folgenden Angaben („starb in Windsheim, wurde hieher gefahren u. hie beygesetzt, wie die Pfarracten auch mehreres davon melden“) können sich allerdings nur auf den 1632 verstorbenen Albrecht Christoph von Rosenberg beziehen, dessen Grabplatte indes erhalten ist (nr. 471) und die nicht mit der Gruftplatte identisch sein kann. In der 1800 geöffneten Gruft wurden ein Zinnsarg, darin ein Holzsarg und Sporen, Stiefelleder und die hintere Schädelhälfte sowie fünf Rippen gefunden235). Ist die Überlieferung des Namens in der angeblichen Inschrift korrekt, kann aber nur Konrad von Rosenberg zu Gnötzheim gemeint sein, der Bruder Albrecht Christophs. Er läge demnach in Waldmannshofen bestattet. Sein unvollendet gebliebenes Prunkepitaph in der ev. Pfarrkirche in Gnötzheim (Gde. Martinsheim, Lkr. Kitzingen)236) wäre dann ein bloßes Erinnerungsmal ohne Bezug zur Grabstätte. Freilich ist er auf dem Gnötzheimer Grabmal als Liegefigur dargestellt, und auch in den dortigen Prosa- und Versinschriften wird auf das Grab in Gnötzheim ausdrücklich Bezug genommen (… Hieher in Sein Ruhebette Gelegt …; … Ruht stil vnd sanfft hie in Dem Herrn …)237). Vom Formular her erregt die Wendung protestantischer Religion Zweifel an einer Entstehung im späten 16. Jahrhundert. In Anbetracht der Ungereimtheiten wurde die angebliche Inschrift nicht in den Katalog eingereiht.

Fremdprovenienzen: Nachweislich nicht im Bearbeitungsgebiet entstanden und auch erst nach 1650 dorthin verbracht wurden eine Ofenplatte von 1599 im Weikersheimer Schloß (aus Schloß Langenburg) und die Glocke von 1606 in der Kapelle des Mergentheimer Caritas-Krankenhauses238) (aus dem Rathausturm zu Leobschütz/Schlesien).

Nach 1650 entstandene Inschriften: In der Creglinger Stadtkirche befindet sich eine Wappengrabplatte für den fünfjährig verstorbenen Johann Erdmann Stiebar von Buttenheim mit stark zerstörter Inschrift. Soweit dies die Schriftreste noch erkennen lassen, war der Verstorbene ein Sohn des Georg Pankraz Stiebar von Buttenheim. Da dieser erst 1673 Amtmann zu Creglingen wurde und bis 1677 amtierte239), dürfte die Grabplatte um 1675 entstanden sein. Im Schatz der Mariahilf-Kapelle in Mergentheim wurden im 1. Viertel des 18. Jahrhunderts zahlreiche Agnus-Dei-Kapseln verwahrt, die mit dem Namen Jesu versehen waren, einige trugen zusätzlich Heiligennamen240). Offenbar waren sie allesamt undatiert. Da die Mariahilf-Kapelle erst gegen Ende des Berichtszeitraums gegründet und bestiftet wurde, dürften die Kapseln – zumindest überwiegend – erst aus der Zeit nach 1650 stammen. Auch das im selben Inventar erwähnte „breite“ Kreuz mit der Inschrift Crux Victorialis gehört wahrscheinlich erst in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Unter den Grabmälern, die um 1968 vom Münster St. Johannes d. Täufer in den Kreuzgang der Mergentheimer Marienkirche verbracht wurden, ist auch eine Sandsteinplatte mit einer von einem Engel gehaltenen Schrifttafel und darunter einem Engelskopf und zwei Wappenkartuschen. Die Frakturinschriften sind bis zur völligen Unkenntlichkeit verwittert. Es muß sich aber nach den Angaben der Oberamtsbeschreibung von 1880 um das Grabmal [Druckseite LXXV] der 1680 verstorbenen Maria Barbara Pelstein handeln241). Der ebenfalls in der Oberamtsbeschreibung erwähnte „alte runde Taufstein“ auf dem Friedhof in Neubronn242) ist noch vorhanden. Er wurde erst 1652 geschaffen und trägt die Inschrift PETER · FLEISCHAVER · BECK · ALHIER · 1652 ·. Im Südflügel des Waldmannshofener Schlosses sind im Flur des Erdgeschosses im Sterngewölbe Reste von Wandmalereien erhalten. Zwischen die Pflanzenornamente ist ein gekröntes und verschnörkeltes, schwer deutbares Monogramm eingefügt, das sich aus den Buchstaben M und (vielleicht) G zusammensetzt. Die Ausmalung gehört dem Stil nach wohl eher in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Schließlich steht an der Westmauer des Weikersheimer Friedhofs das Doppelgrabmal eines unbekannten Ehepaars mit versifizierten Paraphrasen von Bibeltexten und mit völlig verwitterten Sterbeinschriften. Das Bildrelief zeigt das Ehepaar zusammen mit ihren heiligen Namenspatronen (?) Christophorus und Katharina. In der linken unteren Schriftkartusche ist immerhin noch die Jahreszahl 1662 oder 1667 zu erkennen, so daß ein Anhaltspunkt für die Datierung gegeben ist.

Zitationshinweis:

DI 54, Mergentheim, Einleitung, 6. Nicht aufgenommene Inschriften (Harald Drös), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014e003.

  1. Schatzkammer des Deutschen Ordens in Wien, Inv.-Nr. W-001.1 (Säbel) und W-001.2 (Scheide); vgl. Krones 72. Der für mich nicht überprüfbare Inhalt der Inschrift lautet nach Dudík, Kleinodien 47: Die Fische des Wassers Deines Säbels / Sind am Tage der Schlacht ebensoviele Krokodiljäger. / Du ziehst im Zorne gegen mich Dein leuchtendes Schwert von Dir; / Es ist ja nicht nötig, daß Du mich damit bedrohst, denn die Furcht allein schon tötet mich. / Die krummen Linien des Wassers Deines Säbels sind nämlich keine eigentliche Damaszierung, / Sie sind auf Wasser geschriebene Zeichen, mich zu töten. / Stellt es Dein Schwert zufrieden, einen Menschen wie mich zu töten, / Dann nehme ich den Tod mit Dank an; nur wird dann Dein Schwert durch mein Blut befleckt. / Ich bitte Dich, töte mich nicht durch einen Pfeil, sondern erweise mir die Gnade, mich mit dem Schwerte zu töten, / Denn dann werde ich wenigstens Dir näher zu Boden stürzen. Außerdem sollen noch der Name (Mohamed) und der Wohnort des Schreibers der Inschrift genannt sein. »
  2. Schatzkammer des Deutschen Ordens, Inv.-Nr. W-004.1 (Dolch) und W-004.2 (Scheide); vgl. Krones 72f.; Beda Dudík, Des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog’s Maximilian I. Testament und Verlassenschaft vom Jahr 1619, in: Archiv f. Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 33 (1865) 233–352, hier: 266. »
  3. Vgl. Dudík, Kleinodien 41–43. Die Inschriften lauten übersetzt: O Du, des Sultans Majestät Allergnädigster! (A); Dein Titel lautet mit Recht Izzet (=Ehrenvollster) (B). Vgl. ferner 800 Jahre Dt. Orden 232 nr. III.8.26. »
  4. Schatzkammer des Deutschen Ordens, Inv.-Nr. W-006.1 (Dolch) und W-006.2 (Scheide); vgl. Krones 73. »
  5. Dudík, Kleinodien 43. »
  6. Nach Dudík, ebd. »
  7. OAB Mergentheim 493; Baum, Herrgottskirche 4; Schmidt, Herrgottskirche 8. »
  8. Vgl. Nasse, Aus der Vergangenheit 75; Schweikhardt, Aus längst vergangenen Tagen 37; ders., Creglingen 65. »
  9. Schönhuth, Burgen … Württembergs I, 39. »
  10. OAB Mergentheim 593. »
  11. Diehm, Geschichte Mergentheims 180. »
  12. Keppler 222; Bad Mergentheim. Heiligtümer 29. »
  13. OAB Mergentheim 337. »
  14. Ebd. 631. »
  15. Kdm. Jagstkreis I, 308. »
  16. Ebd. 301. »
  17. Ebd. 308. »
  18. OAB Mergentheim 730. »
  19. So OAB Mergentheim 756. »
  20. So Schönhuth, Freiherren von Adelsheim 35. Zum Gebäude vgl. Bengel, Wachbach 155. »
  21. Der Kreis Mergentheim 96. Nach der durchgreifenden Sanierung der Kapelle 1999–2000 ist keine Spur einer Jahreszahl mehr zu erkennen. »
  22. Muntsch, Laudenbach 6; vgl. auch OAB Mergentheim 601. »
  23. Seifriz, Markelsheim 150f. »
  24. Ebd. »
  25. Vgl. OAB Mergentheim 345; Gräter, Bad Mergentheim 1972, 57. »
  26. So Diehm, Geschichte Mergentheims 38, 149. »
  27. StAL, JL 425 Bd. 21 (Slg. Breitenbach) Qu 1, mit Randbemerkung Breitenbachs. »
  28. Ebd. »
  29. Vgl. Fleck, Mitteilungen aus dem Bezirksheimatmuseum. Der Stein sollte „an die Kirchhofmauer wieder zurückgestellt werden“, was aber offenbar unterblieb. Über den Verbleib ist nichts bekannt. »
  30. Vgl. StAL, B 236 Bü 147: Verzeichnuß der Canzler des Deutschen Ordens und der Hoch- und Deutschmeister – nach archivalischen Quellen (um 1820/30). »
  31. Erwähnt im Bericht über die 903. Sitzung des Vereins Herold zu Berlin vom 7. Juli 1914, in: Dt. Herold 45 (1914) 228. Demnach wurde dem Verein ein Foto des Grabsteins von einem Herrn von Schiller aus Lübeck geschenkt. Zwar ist der Standort des Grabmals nicht angegeben, doch kann es sich nur um die Kirche oder den Friedhof in Nassau handeln. Eine schriftliche Anfrage an den Verein Herold über den Verbleib des Fotos blieb leider unbeantwortet. »
  32. Kdm. Jagstkreis I, 306. »
  33. Ev. Pfarrarchiv Niederstetten, Kirchenbuch, angelegt 1573 von Pfarrer Bartholomäus Monatius; Vgl. Neumaier, Verbum Domini 106. »
  34. So jedenfalls Schönhuth, Creglingen u. seine Umgebungen 169. »
  35. Chronik d. Gemeinde Igersheim 29. »
  36. Vgl. Renz, Kapuzinerkloster. »
  37. OAB Mergentheim 645; Keppler 229. »
  38. OAB Mergentheim 782f.; vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 1034. Nach Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie IV, 207 stammten die Glocken von 1403 und 1473. »
  39. OAB Mergentheim 593. »
  40. Vgl. Möller, Stamm-Taf. III, Taf. CXXXV. »
  41. Vgl. Renz, Kapuzinerkloster: „Waß für augenscheinliche große Miracul an zwei lahmen Weibspersonen in der Kapuzinerkirche durch deren Heilung geschehen seien und daß über dieses Wunder gemalte Täfelchen angefertigt und in der Kirche angebracht werden sollen“. »
  42. Gewicht: 27 Mark 13 Lot. Alle Angaben nach StAL, JL 425 Bd. 7 (Slg. Breitenbach) Qu 8; vgl. auch Dudík, Kleinodien 4, 97 (danach sei der Pokal von 1544). »
  43. Vgl. StAL, JL 425 Bd. 9 (Slg. Breitenbach) Qu 115; danach alles Weitere. Vgl. auch Dudík, Kleinodien 4. »
  44. Vgl. ebd. 4, 14. »
  45. Kdm. Jagstkreis I, 301; Koch, St. Jakob 444 Anm. 28. »
  46. LDA Stuttgart, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 719. »
  47. Freundl. Mitteilung des Schloßverwalters Herrn Helmut Schwarz, Weikersheim. »
  48. HZAN, Archiv Langenburg, Nachl. Georg Friedrich I.3. Bü 16 und Bü 17. »
  49. Vgl. Dudík, Kleinodien 35f. »
  50. Inv.-Nr. I-003; vgl. Krones 27. »
  51. Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Waldmannshofen-Sechselbach, gefertigt auf 1. Okt. 1913 v. Pfarrer Barnikel (LKA, A 29, 4963,2) p. 183. »
  52. Alle Angaben nach der Pfarrbeschreibung von 1913 (wie Anm. 234). Der Zinnsarg wurde demnach an den königlich württembergischen Hofagenten in Weikersheim für 118 fl 15 x verkauft; etwaige Sarg-Inschriften sind nicht überliefert. »
  53. Vgl. Dehio Bayern I: Franken 311. »
  54. Vgl. Kdm. Kitzingen 124f.; unsichere Lesung nach dem Foto ebd. »
  55. Vgl. Gräter, Bad Mergentheim 1972, 53; Bad Mergentheim. Heiligtümer 37. »
  56. Vgl. OAB Mergentheim 504. »
  57. StAL, B 244 Bü 149, 1 (Inventar „Mariae Hülff Capellen Betreff“). »
  58. OAB Mergentheim 324. »
  59. Ebd. 645. »