Die Inschriften des ehemaligen Landkreises Mergentheim

2. Historischer Überblick

Das im Norden und Osten von bayerischem Territorium umschlossene Kreisgebiet gehört naturräumlich fast vollständig zum Taubergrund (Tauberland) und ist somit Teil des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes10). In die Gäuflächen der Tauberplatten, die von Süden nach Norden leicht aber stetig abfallen, ist die Tauber eingesenkt, die die Nordhälfte des Kreises von Osten nach Westen auf einer Strecke von etwa 40 km durchfließt, wobei sie in ihrem Nordbogen zwischen Creglingen und Schäftersheim vorübergehend baden-württembergisches Gebiet verläßt. Die Muschelkalkhochflächen sind – vor allem im Westen – stark zergliedert in schmale Riedel, lediglich im Südosten, am Übergang in die von Lettenkeuper bedeckten Hochflächen der Hohenloher Ebene, sind größere geschlossene Flächen zu beobachten. Auch die linken Nebenbäche der Tauber haben sich tief in die Hochflächen eingeschnitten, die bedeutendsten – der Vorbach und der Wachbach – verlaufen annähernd parallel zueinander in südnördlicher Richtung. Die Hochflächen rechts der Tauber sind ähnlich zergliedert, sie weisen eine Lettenkeuperdecke auf. Das Kreisgebiet, dessen südlicher Grenzverlauf in seinem westlichen Abschnitt im wesentlichen der Tauber-Jagst-Wasserscheide (480 m) entspricht, ist verhältnismäßig waldarm, so ist etwa das Vorbachtal fast unbewaldet11).

Die kalkreichen Böden boten sich schon früh zur Ackerbaunutzung an. Die Talhänge der Tauber und ihrer Zuflüsse wurden früher wesentlich stärker als heute für den Weinbau genutzt. Das gesamte Kreisgebiet ist Altsiedelland, bevorzugt war zunächst das Taubertal12). Hier wie auch in den Nebentälern bildeten sich Siedlungen in Form von Haufendörfern vorwiegend auf hochwassergeschützten Schuttkegeln oder Terrassen. Die wenigen Weiler und Kleindörfer, die auf den Hochflächen entstanden, wurden fast ausschließlich in flachen Quellmulden angelegt. Den Ortsnamen zufolge entstand der überwiegende Teil der Siedlungen im frühen Landesausbau der fränkischen Zeit. Die hochmittelalterlichen Burgen (Lichtel, Seldeneck, Brauneck) wurden nicht zum Ausgangspunkt größerer Siedlungen.

Einziger größerer Zentralort ist Mergentheim, dessen Stadtwerdungsprozeß wohl in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts einsetzte und mit der kaiserlichen Stadtrechtsverleihung 1344 seinen Abschluß fand. Die späteren Stadtgründungen („stadterhobene Burgflecken“13)) Weikersheim (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts), Creglingen und Niederstetten (14. Jahrhundert) konnten sich nicht zu überregionalen Zentren entwickeln. Sowohl Mergentheim als auch Weikersheim und Creglingen liegen im siedlungsgünstigen Mündungsgebiet von Tauber-Seitenbächen. Markelsheim blieb Marktfleck mit gewissen Zentralfunktionen, erlangte aber nicht den Status einer Stadt; ebenso blieb die Stadtgründung von Lichtel 1353 in den Anfängen stecken.

Kirchlich gehörte das gesamte, im 7. Jahrhundert von der christlichen Mission erfaßte Kreisgebiet zum 742 gegründeten Bistum Würzburg. Den weitaus größten Teil nahm das Dekanat Mergentheim ein, das im Westen über die Kreisgrenzen ausgriff14). Im Norden gehörten Simmringen und Bernsfelden zum Dekanat Ochsenfurt, im Osten Waldmannshofen, Frauental, Freudenbach und Archshofen zum Dekanat Iphofen, Finsterlohr und Blumweiler als Filialen von Leuzenbronn zum Landkapitel Crailsheim. Schließlich waren im Süden die Hollenbacher Filialen Adolzhausen, Herbsthausen [Druckseite XIII] und Rot Teil des Dekanats Ingelfingen. Die ursprünglich umfangreichen Pfarrsprengel wurden im Spätmittelalter durch neue Pfarreigründungen aufgeteilt. Mutterkirchen waren wohl Igersheim (St. Martin), Weikersheim, Oberstetten (St. Bonifatius) und Creglingen sowie – außerhalb des Kreisgebiets gelegen – Hollenbach und Leuzenbronn.

Auf ehemals toggenburgischem Besitz stiftete der Staufer Herzog Friedrich IV. vor 1167 das der Aufsicht des Abts von Oberzell (bei Würzburg) unterstehende Prämonstratenserinnenkloster St. Marien zu Schäftersheim. Zunächst unter kaiserlichem Klosterschutz, mit dem der Vogt in Rothenburg betraut war, ging die Schirmherrschaft 1229 an die Herren von Hohenlohe über. Das Kloster diente vorwiegend der standesgemäßen Versorgung der Töchter des Hauses Hohenlohe, seiner Verwandtschaft und seiner niederadligen Vasallen. Von der hohenlohischen Grablege in Schäftersheim (vgl. nr. 20 †) ist kein einziges Grabmal erhalten. 1232 gründeten die Brüder Gottfried und Konrad von Hohenlohe das Zisterzienserinnenkloster Frauental, das der Aufsicht des Abts von Bronnbach unterstellt wurde. Es diente den Herren von Hohenlohe-Brauneck, die die Schirmherrschaft ausübten, zeitweilig als Grablege und fiel mit der Herrschaft Brauneck 1448 an Brandenburg-Ansbach. Die Frauenklausen in Wachbach, Markelsheim und Neunkirchen blieben ohne Bedeutung und fanden keinen nachweisbaren inschriftlichen Niederschlag. Auf Initiative des Deutschen Ordens wurde im späten 13. Jahrhundert eine Dominikanerniederlassung in Mergentheim gegründet, die wiederum besonders von den Herren von Hohenlohe gefördert wurde (vgl. nr. 68). Als letzte Klostergründung kam erst in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges das Mergentheimer Kapuzinerkloster hinzu (vgl. unten). Einziges auswärtiges Kloster mit nennenswertem Besitz im Bearbeitungsgebiet war das Kloster Fulda (Vorbachtal, Neubronn).

Auf die Herrschaftsentwicklung in Früh- und Hochmittelalter braucht hier nicht näher eingegangen zu werden, da sie für die erst im 13. Jahrhundert einsetzende inschriftliche Überlieferung nicht von Belang ist. Fast das gesamte Kreisgebiet gehörte zum Taubergau15), lediglich Freudenbach, Waldmannshofen und Archshofen im Osten waren Teil des Gollachgaus, Rengershausen im Süden zählte zum Jagstgau. Ob und wieweit diese Gaugliederung auch mit der Grafschaftseinteilung korrespondierte, ist unklar; Vorort des Taubergaus war um die Mitte des 11. Jahrhunderts jedenfalls Mergentheim („Grafschaft Mergentheim“). Nach Auflösung der Gaugrafschaften entstanden wahrscheinlich Untergrafschaften, deren Inhaber dann wohl als die Edelfreien des Hochmittelalters faßbar werden. Die für unseren Raum mit Abstand bedeutendsten sind die Herren von Hohenlohe16), die sich ab der Mitte des 12. Jahrhunderts nach Weikersheim und nach der Burg Hohenloch (Gde. Hohlach, Lkr. Ansbach) zubenennen, und die mit einiger Wahrscheinlichkeit von den Herren von Pfitzingen abstammen, die zumindest teilweise Rechtsnachfolger der letzten Taubergaugrafen waren17). Die Hohenlohe stiegen in staufischen Diensten im 12. und 13. Jahrhundert auf; die ihnen übertragenen königlichen Rechte (königliche Lehen, Geleit, hohe Gerichtsbarkeit, Zollregale) wurden wichtige Ausgangspunkte der Herrschaftsbildung. Der umfangreiche Eigenbesitz befähigte sie zu zahlreichen kirchlichen Stiftungen. Zunächst förderten sie den Johanniterorden (1207 Übertragung des Patronats der Mergentheimer Pfarrkirche), nach dem Eintritt Andreas’ von Hohenlohe und danach zweier seiner Brüder in den Deutschen Orden im Jahr 1219 wandten sie ihre Gunst aber vor allem diesem Orden zu und schufen mit der Schenkung von Allod und zahlreichen Rechten in und um Mergentheim die wirtschaftliche Fundierung für die Errichtung der Deutschordenskommende Mergentheim im Jahr 122018). Heinrich, einer der Brüder, erlangte 1232 die Würde des Deutschmeisters und 1244 die des Hochmeisters des Ordens. Die weltlich gebliebenen Brüder behielten die Burgen und Lehnsrechte und erhielten von den Staufern als Gegenleistung für den Besitzverlust die Vogtei über das Stift Öhringen, was im 14. Jahrhundert zu einer Verlagerung des Herrschaftszentrums der Hohenlohe nach Süden in den heutigen Hohenlohekreis führte. 1229 konnten sich die Hohenlohe die Vogtei über Kloster Schäftersheim sichern.

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Nach dem Aussterben der Staufer konnte sich das Geschlecht in der Konkurrenz mit dem Bischof von Würzburg (als Herzog von Franken) um die Nachfolge in den ehedem königlichen Hoheitsrechten weitgehend behaupten. Ein großer Teil der im Bearbeitungsgebiet ansässigen Königsministerialen ging in die Vasallität der Hohenlohe über. Wiederholte Spaltungen des Hauses in zahlreiche Linien und Zweige zogen freilich immer wieder Teilungen des Besitzes nach sich und schwächten die Gesamtposition erheblich. Wiederholte Verpfändungen des Besitzes im 14. und 15. Jahrhundert waren die Folge. Bereits in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden die beiden Linien Hohenlohe(-Weikersheim) und (Hohenlohe-)Brauneck. Letztere – wiederum mehrfach verzweigt – hatte ihre Herrschaftsschwerpunkte um Creglingen (1349 Stadtrecht), Niederstetten (bis 1340) und Königshofen sowie um ihre Burgen Brauneck und Neuhaus. Der Versuch einer Stadtgründung in Lichtel 1353 blieb, wie bereits erwähnt, in den Ansätzen stecken.

Erbin der Brauneckschen Herrschaft war nach dem Tod des letzten Brauneckers 1390 dessen Witwe Anna von Hohenlohe(-Weikersheim), die zudem noch pfandweise das hohenlohische Weikersheim besaß. Ihr zweiter Ehemann, der Reichserbkämmerer Konrad von Weinsberg, versuchte als Verwalter der Herrschaft, auf dieser sowie auf seinem Stammbesitz aufbauend, ein eigenes größeres Territorium zu errichten und ersah Weikersheim zu seiner Residenz aus19). Der Verlust seines Vermögens im Reichsdienst vereitelte freilich diesen Plan; die Braunecksche Herrschaft zerfiel in der Folgezeit durch Teilung und Verpfändung. Der Erbteil Margarethes, der Tochter der Anna von Hohenlohe aus erster Ehe (Brauneck, Creglingen, die Schirmherrschaft über Kloster Frauental sowie Schirmbach, Freudenbach, Erdbach, Craintal, Standorf, Finsterlohr, Ebertsbronn, Rimbach, Streichental und Steinach) wurde 1448 an die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach verkauft. Die Markgrafen bildeten aus dem neuen Besitz das Amt Creglingen, in dem sie durch Ablösung fremder Lehnsrechte die volle Landeshoheit erlangten. Creglingen wurde als Amtsstadt Sitz eines adeligen Oberamtmanns und eines Kastners, der die Finanzverwaltung besorgte.

Weikersheim war kurzfristig bis 1468 erneut verpfändet. Der Pfandherr Wilhelm von Rechberg ist in der Weikersheimer Stadtkirche begraben (nr. 57). Bei den Herren, seit 1450 Grafen von Hohenlohe, verblieb in der Folge innerhalb des Kreises nur ein nordsüdlich von Nassau bis Adolzhausen verlaufender schmaler Gebietsstreifen mit Weikersheim als Mittelpunkt. Bei der Landesteilung von 1551 erhielt die Linie Hohenlohe-Neuenstein diesen gesamten Komplex; Graf Wolfgang II. stiftete eine eigene Linie zu Weikersheim und verlegte 1586 seine Residenz dorthin. Mit Wolfgangs Sohn Georg Friedrich, der während des Dreißigjährigen Krieges sein Land wiederholt wegen seines militärischen Engagements auf protestantischer Seite verlor, erlosch der Weikersheimer Zweig des Hauses 1645 bereits wieder, die Herrschaft fiel an einen Neffen aus der Neuensteiner Linie, der wiederum einen neuen, bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts blühenden Weikersheimer Zweig stiftete.

Durch die reichen hohenlohischen Schenkungen von Grundbesitz und Einkünften in und um Mergentheim 1219 wurde der Deutsche Orden schlagartig einer der wichtigsten Grundherren im westlichen Teil des Kreisgebiets. Weitere Schenkungen kamen hinzu, so daß 1220 in Mergentheim eine eigene Kommende errichtet werden konnte, deren Besitz in der Folgezeit durch gezielte Erwerbungspolitik abgerundet wurde. Wichtige Station war der Kauf der Festung Neuhaus 1411 und 1431 der Verzicht des Hochstifts Würzburg auf die Lehnshoheit über die Burg. Besondere Förderung erfuhr der Orden im 14. Jahrhundert durch Kaiser Ludwig den Bayern, der u. a. das Stadtrechtsprivileg für Mergentheim erließ (vgl. nr. 143) und der den Deutschmeister Wolfram von Nellenburg zu seinen Vertrauten zählte. Innerhalb Mergentheims konnte der schon vorher dort begüterte Johanniterorden relativ rasch – wenn auch nach etlichen Auseinandersetzungen – verdrängt werden, der letzte Besitz der Johanniter – so auch das Patronat über die Mergentheimer Pfarrkirche – wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts abgelöst.

Seinen Aufstieg zur Residenz des Deutschen Ordens verdankte Mergentheim aber den politischen Entwicklungen im fernen Deutschordensland: 1523 trat der Hochmeister des Ordens Markgraf Albrecht von Brandenburg zur protestantischen Konfession über, legte die Hochmeisterwürde nieder und nahm als Herzog von Preußen – mithin als weltlicher Landesfürst – das Deutschordensland vom König von Polen zu Lehen. In dieser Krisensituation des Ordens wurde der Ordenssitz zunächst provisorisch auf Burg Horneck am Neckar (Gundelsheim, Neckar-Odenwald-Kreis) eingerichtet, die aber im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Deutschmeister Walter von Kronberg verlegte daraufhin seine Residenz [Druckseite XV] vorläufig nach Mergentheim, das sich aufgrund seines relativ geschlossenen Territoriums hierfür anbot. Dieses Provisorium sollte Bestand haben. Kronberg bekam 1527 vom Kaiser das Hochmeisteramt übertragen, und seither blieben Deutschmeister- und Hochmeisterwürde fest verbunden. Mergentheim blieb Regierungs- und Verwaltungssitz des Ordens und – zumindest nominell – Residenz des „Administrators des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeisters in deutschen und welschen Landen“ bzw. später kurz des „Hoch- und Deutschmeisters“. Freilich verhinderte schon allein die enge Verflechtung des Deutschen Ordens mit der Reichspolitik, besonders seitdem ab 1590 wiederholt Angehörige des Hauses Österreich zu dieser Würde gelangten, daß die Hochmeister über längere Zeit in Mergentheim residierten. Immerhin wurde hier (bzw. zeitweise auf Burg Neuhaus) der Ordensschatz aufbewahrt. Der Kommendenbesitz war organisiert im sogenannten „Tauberoberamt“ mit Sitz in Mergentheim und unterteilt in Ämter (im Kreisgebiet: Neuhaus, Wachbach und Balbach).

Im Südosten des Kreises konnte die Reichsstadt Rothenburg durch zielstrebige Territorialpolitik im Spätmittelalter ein geschlossenes Herrschaftsgebiet erwerben. Dieses rein bäuerlich strukturierte – und daher auch äußerst inschriftenarme – Gebiet war in die Rothenburger Landwehr einbezogen: Die Landhege, eine in der 1. Häfte des 15. Jahrhunderts vollendete, aus Gräben und Hecken bestehende Einfriedung, begann im Kreisgebiet rechts der Tauber zwischen Freudenbach und Tauberzell, wo sie streckenweise mit früheren Waldgrenzen (nr. 389) und mit der heutigen Landesgrenze parallel läuft, und setzte sich auf der gegenüberliegenden Tauberseite bei der Holdermühle fort, verlief von dort – Finsterlohr und Lichtel einbeziehend – südwestwärts bis nach Wildentierbach, das mit seinem Wehrkirchhof den Eckpunkt bildete, von dem ab die Hege in südöstlicher Richtung verlief. Westlich von Lichtel und Heimberg verstärkten zwei Landtürme die Verteidigungsanlage (vgl. nr. 334). Außerhalb der Landwehr verblieb das erst 1525 an Rothenburg gelangte Oberstetten.

Die Herren von Rosenberg, benannt nach ihrem Stammsitz im Bauland (Neckar-Odenwald-Kreis), ca. 22 km westlich von Mergentheim, vermochten als einziges Niederadelsgeschlecht innerhalb des Bearbeitungsgebiets eine größere Herrschaft zu errichten. Ausgangspunkt war der Kauf der ehemals brauneckischen Burg Haltenbergstetten 1415. Aus dem brauneckischen Erbe wurden 1443 die Orte Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen, Neubronn und Oberndorf hinzugekauft. Seit 1421 besaßen die Rosenberger ferner einen Teil von Ort und Burg Waldmannshofen, in dessen alleinigen Besitz sie nach dem Aussterben der Truchsessen von Baldersheim 1603 kamen. Die vereinigte, dem Ritterkanton Odenwald inkorporierte Herrschaft Haltenbergstetten und Waldmannshofen verblieb in Händen der Rosenberger bis zu deren Aussterben 1632.

Vom einheimischen, d. h. aus dem Kreisgebiet stammenden Adel sind in Inschriften nur mehr die von Finsterlohr (in Laudenbach und Archshofen) faßbar sowie von den staufischen, in Mergentheim gesessenen und nach der Stadt benannten Ministerialengeschlechtern die Reich von Mergentheim, die u. a. Besitz in Wachbach hatten. Von außerhalb stammende, durch Kauf oder Erbschaft zu Besitz gelangte Rittergeschlechter waren – um nur die inschriftlich dokumentierten zu nennen – die von Adelsheim (Wachbach, Edelfingen), die Truchsessen von Baldersheim (Waldmannshofen), die Geyer von Giebelstadt (u. a. in Reinsbronn und Neunkirchen), die von Leuzenbronn (Finsterlohr, vgl. nr. 160) und die mit den Rosenbergern stamm- und wappengleichen von Uissigheim (vgl. nrr. 44, 136).

Die Reformation griff in den einzelnen Herrschaftsgebieten des Kreises zu unterschiedlicher Zeit Raum20). Besonders früh, noch vor dem Ausbruch des Bauernkriegs, wurde sie 1524 von den Herren von Finsterlohr in Laudenbach und Vorbachzimmern eingeführt21). Es folgte die obrigkeitliche Einführung durch Brandenburg-Ansbach 1528 (Kirchenordnung 1533): Kloster Frauental, das bereits im Bauernkrieg stark zerstört worden war, wurde aufgehoben und in ein Klosteramt mit Sitz eines herrschaftlichen Verwalters umgewandelt. Das Klosteramt war Bestandteil der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, während die Hochgerichtsbarkeit in der Zuständigkeit des brandenburg-ansbachischen Amts Creglingen lag. 1544 führte die Reichsstadt Rothenburg die Reformation offiziell durch (Kirchenordnung 1559), die Pfarreien Wildentierbach und Oberstetten wurden evangelisch, 1546 auch Schmerbach; die übrigen Pfarreien folgten erst später22). Die Grafen von Hohenlohe nahmen [Druckseite XVI] zunächst eine vorsichtig abwartende Haltung ein23), nicht zuletzt aus ihrer Treue zu Kaiser und Reich und wegen der abschreckenden Erfahrungen im Bauernkrieg. Erst nach dem Augsburger Religionsfrieden entschlossen sie sich 1556 zur offiziellen Durchführung der Reformation, deren schon früheres Eindringen sich freilich in vereinzelten Berufungen evangelischer Pfarrer dokumentierte. Kloster Schäftersheim war nach den Zerstörungen des Bauernkriegs bereits ganz der gräflichen Aufsicht unterstellt und schließlich nach dem Tod der letzten Klosterfrauen 1553 eingezogen worden. 1578 wurde auf Initiative Graf Wolfgangs II. zu Weikersheim in den hohenlohischen Territorien eine eigene Kirchenordnung erlassen24), Weikersheim wurde 1579 Sitz eines Superintendenten, der für die hohenlohischen Pfarreien innerhalb des Bearbeitungsgebiets zuständig war. Calvinistische Einflüsse bei der Kirchenausstattung lassen sich in der Regierungszeit des Grafen Wolfgang II. (1575–1610) feststellen, der mit der Schwester Wilhelms von Oranien-Nassau verheiratet war (vgl. nr. 281).

Auch die Rosenberger traten zum evangelischen Glauben über. Der Zeitpunkt der offiziellen Einführung der Reformation in den einzelnen Orten der Herrschaft Haltenbergstetten und Waldmannshofen ist nicht immer klar zu bestimmen, erste Ansätze reichen in die 20er Jahre des 16. Jahrhunderts zurück; Niederstetten wurde beispielsweise erst 1551, Waldmannshofen endgültig 1554 evangelisch25). Die Rosenberger richteten für ihr Herrschaftsgebiet eine eigene Superintendentur ohne festen Sitz ein.

Das deutschordische Gebiet verblieb beim alten Glauben. Allerdings gab es in Mergentheim schon früh eine starke evangelische Bewegung, die erst 1585 endgültig unterdrückt werden konnte. Problematisch war die Situation in der Folgezeit in den Orten, in denen der Deutsche Orden die Ortsherrschaft und/oder das Kirchenpatronat mit anderen teilen mußte: So wurden Altshausen und Neunkirchen um 1550/56 von den Geyer von Giebelstadt reformiert, Edelfingen 1556 von den Herren von Rosenfeld, Wachbach 1542 von den Herren von Adelsheim. Als Gegenreaktion errichtete der Orden in der Wachbacher Filiale Stuppach 1607 eine eigene katholische Pfarrkirche (vgl. nrr. 384, 385). Forciert wurde die Gegenreformation im deutschordischen Gebiet durch den Statthalter des Hochmeisters Marquard Freiherr von Eck und Hungersbach, der neben dem Neubau der Stuppacher Kirche auch die sog. Ecksche Kapelle in der Mergentheimer Pfarrkirche (nr. 382) und die Mergentheimer Friedhofskapelle (nr. 394) erbauen ließ. Zur Stärkung des katholischen Glaubens wurde ferner durch Hochmeister Erzherzog Maximilian 1606 ein Priesterseminar in Mergentheim gegründet, und Hochmeister Caspar von Stadion holte während des Dreißigjährigen Krieges Kapuziner in die Residenzstadt. Rigorose Gegenreformationsmaßnahmen gab es im bischöflich würzburgischen Gebiet – das freilich heute fast gänzlich zu Bayern gehört – unter der langen Regierungszeit des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617). Es gelang innerhalb des Kreisgebiets immerhin, nach dem Aussterben der von Finsterlohr 1568 Laudenbach als heimgefallenes Lehen einzuziehen und zu rekatholisieren, was auch Ausdruck in Kirchenrenovierungs- und baumaßnahmen fand (nrr. 255, 370, 407)26). Nach Aussterben der Herren von Rosenberg 1632 wurde auch die Herrschaft Haltenbergstetten mit Waldmannshofen von Würzburg eingezogen und 1641 zusammen mit Laudenbach an die katholischen Grafen, später Fürsten von Hatzfeldt als Lehen ausgegeben. Die Reformation war in der rosenfeldischen Herrschaft aber nicht mehr rückgängig zu machen, wenngleich die Hatzfeldt in Niederstetten an ihrer Schloßkapelle (vgl. nr. 21) im 18. Jahrhundert eine katholische Pfarrei errichten konnten.

Der Dreißigjährige Krieg bescherte in seiner zweiten Hälfte dem Kreisgebiet ständige Truppendurchzüge. Einschneidende politische Veränderungen brachten die Jahre 1631 und 1634. Der Deutschordensschatz war schon zu Beginn des Kriegs über Heidelberg auf die Insel Mainau und von dort weiter nach Tirol und Wien geflüchtet worden. Mergentheim wurde nach dem erfolgreichen schwedischen Feldzug 1631 erobert und dem schwedischen General Horn verliehen, die Festung Neuhaus erhielt der schwedische Oberst Sperreuter. Nach dem Sieg der katholischen Liga in der Schlacht von Nördlingen 1634 bekam der Deutsche Orden nicht nur seine Gebiete zurück, sondern darüber hinaus auch das Territorium des geächteten Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe. Die Restitution erfolgte erst nach Kriegsende. Territoriale Veränderungen brachte dann erst das ausgehende 18. Jahrhundert: [Druckseite XVII] 1794 fiel die rosenberg-hatzfeldtsche Herrschaft nach Aussterben der dort residierenden Linie der Fürsten von Hatzfeldt erneut an das Hochstift Würzburg heim und wurde nun einbehalten; und 1791 fielen die markgräflich brandenburgischen Lande an Preußen.

Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde dann das gesamte Kreisgebiet neu geordnet: Nachdem die Linien Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen und Hohenlohe-Bartenstein mit Neunkirchen bzw. mit dem würzburgischen Haltenbergstetten und Laudenbach 1803 zunächst noch Gebietsgewinne verbuchen konnten, wurden 1806 sämtliche hohenlohischen Herrschaften mediatisiert und fielen an das Königreich Württemberg. Das reichsstädtisch rothenburgische Gebiet und das preußische Amt Creglingen wurden 1803 bzw. 1806 bayerisch; die Teile, die später zum Kreis Mergentheim gehörten, wurden 1810 an Württemberg abgetreten.

Hochmeister Erzherzog Karl Ludwig (1801–04) konnte zwar zunächst noch die Säkularisation des Deutschen Ordens verhindern, unter seinem Nachfolger Erzherzog Anton Viktor (1804–35) wurde dann allerdings das Ordensvermögen dem österreichischen Kaiserhaus übertragen, womit der Orden seine Selbständigkeit faktisch verlor. Logische Folge war die Aufhebung des Ordens in den Rheinbundstaaten 1809 und der Anfall des gesamten deutschordischen Besitzes im Kreisgebiet einschließlich der Exklave Deubach an Württemberg. Der Sitz des Hochmeisters wurde nach Wien verlegt, wohin auch der Deutschordensschatz transferiert wurde. Als mediatisierte Standesherrschaften bestanden die Besitzungen der Fürsten von Hohenlohe-Langenburg in Weikersheim, der Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein in Haltenbergstetten sowie das Rittergut Wachbach der Freiherren von Adelsheim fort.

1809 bildete Württemberg als neue Verwaltungseinheit das Oberamt Mergentheim, dem bereits fast alle Gemeinden des späteren Kreisgebiets angehörten. Niederstetten, Oberstetten und Wildentierbach gehörten ab 1810 zum Oberamt Gerabronn. Beide Oberämter waren 1817 bis 1924 Teil des Jagstkreises. 1938 wurde schließlich der Landkreis Mergentheim in seinem bis 1973 gültigen Umfang geschaffen.

2. 1. Beschreibung und Geschichte der wichtigsten Standorte

Der Bestand nachweisbarer mittelalterlicher Inschriften setzt im Bearbeitungsgebiet erst in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Von da ab bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts ließen sich insgesamt 513 Inschriften ermitteln; dazu kommt eine Vielzahl von Kritzelinschriften verschiedener Zeitstellung, die in vier Sammelnummern sehr unterschiedlichen Umfangs (nrr. 40, 167, 230, 310) zusammengefaßt wurden. Bei der mit 138 Einträgen besonders umfangreichen Sammelnummer der Laudenbacher Graffiti (nr. 40) wurden ausnahmsweise Inschriften bis zum Ende des 18. Jahrhunderts berücksichtigt; 107 der Einträge stammen wohl aus der Zeit vor 1650. Außerdem wurden drei Inschriftenträger auswärtiger Provenienz im Anhang aufgenommen (A1–3).

Der Band bietet mit über 50% einen sehr hohen Anteil an Erstveröffentlichungen: Von den insgesamt 80 Inschriften, die nur aus Jahreszahlen bestehen, ist genau die Hälfte bislang unediert. Bei den übrigen Inschriften ist die Quote der Ersteditionen noch etwas höher. 204 bereits edierten Inschriften stehen 207 erstmals publizierte gegenüber – nicht gerechnet die ausnahmslos noch nicht edierten Graffiti. Hinzu kommen 22 Inschriftenträger, deren Inschriften bislang nur teilweise dokumentiert waren. Grund für diesen Befund sind nur in geringerem Umfang Neufunde in ungedruckten Kopialüberlieferungen, sondern vielmehr die bislang völlig unzureichende Dokumentation der noch erhaltenen Inschriftendenkmäler des Bearbeitungsgebiets. Dies gilt vor allem für den reichen Bestand der Grabmäler in der Creglinger Herrgottskapelle. Aber auch in vielen anderen Ortschaften ermöglichte das bisherige Fehlen eines Kunstdenkmälerinventars zahlreiche Neufunde.

Die bedeutendsten Inschriftenstandorte sind erwartungsgemäß die Städte Mergentheim, Weikersheim und Creglingen. Von den insgesamt 114 Mergentheimer Inschriften (ohne eingemeindete Vororte) – einschließlich der Teile des Deutschordensschatzes, die sich vor 1650 als zum Schatz gehörig nachweisen lassen – sind 72 erhalten. Der relativ hohe Anteil an nur mehr abschriftlich bezeugten Inschriften rührt daher, daß für Mergentheim als einzigem Ort des Bearbeitungsgebiets eine nennenswerte, wenngleich sehr disparate, Kopialüberlieferung existiert27). Ganz anders stellt sich die Lage in Creglingen dar, wo 106 erhaltenen nur zwei verlorene Inschriften gegenüberstehen. Dies ist einerseits auf die außergewöhnlich hohe Erhaltungsrate der Grabmäler in der Stadtkirche und vor allem [Druckseite XVIII] in der Herrgottskapelle zurückzuführen, andererseits aber natürlich auch auf das Fehlen jeglicher Kopialüberlieferung. Von den insgesamt 50 Inschriften in Weikersheim, die ganz vorwiegend aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert stammen, sind 42 erhalten.

Weitere Schwerpunkte der Inschriftenüberlieferung bilden das Kloster Frauental mit 22 Inschriften, die Ritterschaftsorte Wachbach (26 Inschriften), Niederstetten (23), Laudenbach (22) sowie – mit deutlichem Abstand – Reinsbronn und Waldmannshofen (je 12), ferner das deutschordische Markelsheim mit 18 und Elpersheim mit elf Inschriften (letztere fast ausschließlich Bauzahlen). Aus dem rothenburgischen Gebiet kann lediglich Oberstetten mit sieben Inschriften aufwarten. Alle übrigen Standorte im Kreisgebiet, darunter auch das an sich „inschriftenträchtige“ Kloster Schäftersheim, haben weniger als fünf überlieferte Inschriften aufzuweisen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Inschriftenstandorte kurz vorgestellt. Damit soll eine erste Orientierung geboten werden und sollen die Inschriften im Zusammenhang in ihren lokalen Kontext eingeordnet werden. Die wichtigsten geschichtlichen Daten der hier nicht berücksichtigten Standorte finden sich in der Regel im Kommentar des Inschriftenkatalogs.

Bad Mergentheim, Deutschordensschloß und kath. Münster St. Johannes d. Täufer

Mergentheim28) wird 1058 erstmals urkundlich erwähnt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war der größte Teil der Herrschaftsrechte in Händen der Herren von Hohenlohe. Diese beschenkten den mit einer eigenen Kommende in Mergentheim ansässigen Johanniterorden mit den Patronatsrechten über die Pfarrkirche und mit Grundbesitz; ihre Burg und den größten Teil des Besitzes schenkten sie aber 1219 dem Deutschen Orden, nachdem drei Brüder aus dem Geschlecht in diesen Orden eingetreten waren. Auf der Grundlage dieser reichen Schenkung gründete der Deutsche Orden eine Kommende, und in der Folgezeit gelang es ihm, seinen Besitz zu mehren und den konkurrierenden Johanniterorden nach und nach aus Mergentheim zu verdrängen. 1341 wurde der Stadtwerdungsprozeß des Ortes durch kaiserliche Stadtrechtsverleihung abgeschlossen. Im Spätmittelalter hielten sich die Deutschmeister häufig in der Burg der florierenden Kommende auf. Von der mittelalterlichen Wasserburg sind keine Inschriften überliefert.

Entscheidenden Aufschwung nahm Mergentheim nach dem Bauernkrieg nach der zunächst nur provisorischen, dann aber dauerhaften Verlegung der Deutschmeisterresidenz von Burg Hornberg hierher (seit 1572 de facto endgültig). Nach der Vereinigung von Hoch- und Deutschmeisterwürde 1527/29 war Mergentheim fortan Sitz des Ordensoberhaupts und der Zentralbehörden, Aufbewahrungsort des Ordensarchivs und des Ordensschatzes. Eine heute in Altshausen aufbewahrte Wappenscheibe des Deutschmeisters Dietrich von Cleen (1515–26: nr. 129) stammt möglicherweise aus der Burg. Umfangreiche Baumaßnahmen, die die Burg in ein repräsentatives Schloß umgestalteten, setzten erst im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts ein29). In mehreren Bauphasen wurden zwischen 1568 und 1607 die bestehenden Bauglieder des inneren Burgbereichs zu einem geschlossenen Ring zusammengefaßt. In den beiden Westecken des Innenhofs wurden 1574 (nr. 220) und 1586 zwei Wendeltreppentürme errichtet. Von der dekorativen Innenausmalung haben sich nur Fragmente im 1. Obergeschoß (nr. 332) und die Wappenfriese von 1606 (?) im ehemaligen Kapitelsaal (nr. 378) erhalten. Von den Bauten des äußeren Schloßbereichs (Archivbau, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude) sind keine Inschriften aus dem Berichtszeitraum überliefert. Der in den Westflügel integrierte, ursprünglich als Torturm dienende und wiederholt aufgestockte Bläserturm erhielt 1619 und 1620 drei Glocken und zwei Uhrtafeln (nrr. 430, 432, 433).

Gesonderte Betrachtung verdient die um die Mitte des 13. Jahrhunderts anstelle eines kleineren Vorgängerbaus errichtete und 1580/82 renovierte Burgkapelle, die 1730 abgerissen wurde, um der barocken Schloßkirche (seit 1817 ev. Pfarrkirche) Platz zu machen. Aus ihr wurde eine Glocke von 1515 (nr. 112) in den Neubau übernommen. Die Kapelle diente als Grablege für etliche Deutschordensritter, darunter die Hochmeister Kronberg (nr. 139), Schutzbar gen. Milchling (nr. 185), Hund von Wenkheim (nr. 214) und Westernach (nr. 451). Deren Grabmäler wurden nach 1730 in die Gruft unter der neuen Kirche versetzt. Die Metallsärge der Hochmeister wurden um 1810 von württembergischen Truppen aufgebrochen, geplündert und anschließend eingeschmolzen30). Etwaige Sarginschriften [Druckseite XIX] scheinen nicht aufgezeichnet worden zu sein. Drei aus der Kapelle stammende Aufschwörschilde (nrr. 149a, 379, 441) sind erhalten und befinden sich heute in Wachendorf (Lkr. Tübingen) und in Friesach/Kärnten.

Als östlichen Abschluß des Südtrakts des Mergentheimer Schlosses ließ sich Hochmeister Erzherzog Maximilian III. 1599 im 2. Obergeschoß eine weitere kleine Hofkapelle mit vorgelagertem Altan errichten, die allerdings 1736 barocken Umbauten weichen mußte. Für die drei Altäre dieser Kapelle wurden zahlreiche Reliquien angeschafft und in neu gefertigten Reliquiaren aufbewahrt (nrr. 372, 373); aus Inventaren sind ferner einige inschriftlich bezeichnete Geräte und Paramente bekannt (nrr. 63, 500, 501).

Die Reste des im Schloß aufbewahrten, zwischenzeitlich freilich auch auf Burg Neuhaus untergebrachten oder in Kriegszeiten in andere süddeutsche und österreichische Ordensniederlassungen geflüchteten Deutschordensschatzes befinden sich seit dem Ende des Alten Reiches in Wien31). Die barocken Umgestaltungen und Neubauten des Schlosses ab 1724 brauchen in unserem Zusammenhang nicht weiter betrachtet zu werden. Mit dem Ende der Ordensherrschaft 1809 und der Verlegung des Hochmeistersitzes nach Wien endete auch die Funktion des Schlosses als Residenz. Heute ist im inneren Schloßbereich das Deutschordensmuseum untergebracht.

Die Mergentheimer Pfarrkirche ist seit dem frühen 13. Jahrhundert bezeugt. 1208 übertrug Albrecht von Hohenlohe das Patronat dem Johanniterorden32), der hier eine Kommende unterhielt. Der heutige Bau der Johanneskirche geht im Kern auf eine im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts erbaute frühgotische Pfeilerbasilika zurück, die um 1288 erweitert wurde33). Aus dieser frühen Zeit stammten zwei – heute verlorene – Glocken des Gießers Konrad (nrr. 4, 5). Ein Wandmalereifragment mit Titulus an einem der südlichen Langhauspfeiler (nr. 9) ist wie weitere – inschriftlose – Malereien an der Westwand der Zwischenempore in das späte 13. oder frühe 14. Jahrhundert zu datieren. An das südliche Seitenschiff wurde 1498 die Annakapelle angebaut. Aus dieser Zeit rühren auch ihre Ausmalungen (nr. 83) her. Eine weitere, nicht erhaltene Glocke wurde im 15. Jahrhundert angeschafft (nr. 89). Mit der Abtretung des Patronatsrechts von den Johannitern an den Deutschen Orden 1554 übernahm dieser auch die Bau- und Unterhaltspflicht. In den letzten zwei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts erfolgte ein durchgreifender Umbau der Kirche, in dessen Zuge das Langhaus eingewölbt und bemalt wurde. Die Ausmalung durch den Nürnberger Maler Hans Dürr „mit allerhand figürlichen Dekorationen und Schriften“34) wurde 1953 freigelegt und 1983 „aufgefrischt“35); Inschriften sind allerdings keine (mehr?) sichtbar und offenbar auch nicht abschriftlich überliefert. Im Zusammenhang mit der Aufstockung des Glockenturms 1593 (Wappen des Hochmeisters Erzherzog Maximilian III.) steht der Guß einer neuen Glocke 1594 (nr. 300). Noch bevor um 1630 der Chor umgebaut wurde, erfolgte 1606/07 die Aufstockung der nördlich an den Chor anschließenden Sakristei unter Statthalter von Eck und Hungersbach: im Obergeschoß wurde eine zum Chorraum und zum nördlichen Seitenschiff hin geöffnete Kapelle (sog. Ecksche Kapelle) als Hochmeister-Oratorium eingerichtet und mit einem marianischen Bilderzyklus ausgemalt (nr. 382). Die Pfarrkirche selbst und auch der sie umgebende Kirchhof diente als Begräbnisstätte. Die früheste überlieferte Grabinschrift datiert von 1349 (nr. 10). In der Kirche fanden offenbar vorwiegend Deutschordensritter, Ordensbeamte und Priester ihre Ruhestätte. Die noch heute erhaltenen Grabplatten und Epitaphien sind durchweg erst nach 1650 entstanden, frühere Grabinschriften sind nur mehr kopial überliefert. Einige Grabmäler des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts für Bürgerliche, die sich zuletzt (und schon ursprünglich?) außen an der Nordseite der Kirche befanden (nrr. 211, 286, 306, 408, 450), wurden beseitigt und lagern derzeit provisorisch im Kreuzgang der Marienkirche.

Von inschriftlich bezeichneten Geräten des Bearbeitungszeitraums haben sich im Kirchenschatz ein Prozessionskreuz, eine Monstranz und ein Kelch erhalten (nrr. 64, 105, 324), die Inschriften etlicher Paramente aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts sind dagegen nur mehr durch Inventare abschriftlich bezeugt (nrr. 470, 483, 484, 497, 505, 506). 1983 wurde die Johanneskirche zum Münster erhoben.

[Druckseite XX]

Creglingen, ev. Stadtkirche und Herrgottskapelle

Nach dem Aussterben der Herren von Hohenlohe-Brauneck 1403 fiel die Ortsherrschaft über Creglingen (Stadtrecht 1349)36) zunächst an die Grafen von Schwarzburg, dann an die Grafen von Hardegg und schließlich 1448 an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, die gleichzeitig das Patronat über die 1257 erstmals erwähnte Pfarrkirche erhielten37). Die brandenburgische Herrschaft führte 1528/29 die Reformation ein. Der heutige Kirchenbau geht im Kern wohl auf das 13. Jahrhundert zurück. Der ursprünglich dreischiffige romanische Bau wurde erstmals 1508 (Bauzahl am Strebepfeiler: nr. 102) und erneut 1725 durchgreifend umgestaltet und präsentiert sich jetzt als Saalkirche; der Chor hat seine ursprüngliche Form mit Kreuzrippengewölben bewahrt. Im Chorturm hängen noch eine Glocke aus der Erbauungszeit (nr. 2) und eine aus der Zeit um 1500 (nr. 82); eine weitere, 1588 gegossene, ist heute bei der Herrgottskapelle aufgestellt (nr. 274). Auch 1628 fanden Baumaßnahmen statt, wie man einer Jahreszahl an einem Fenstergewände der Langhausnordwand (nr. 458) entnehmen kann. Außen neben dem Südportal wurden 1485 und 1560 zwei Brotstiftungsinschriften (nrr. 67, 183) angebracht. Von der Kirchenausstattung des 16. Jahrhunderts ist ein Holzkruzifixus (nr. 166) erhalten, der wohl gegen Ende des Jahrhunderts und erneut 1654 renoviert worden ist; ferner Reste eines spätgotischen, 1627 renovierten Altarretabels (nr. 452) sowie – bereits aus nachreformatorischer Zeit – die hölzerne Kanzel von 1580 (nr. 247). 1603 wurde der Taufstein aufgestellt (nr. 354). Ein Abendmahlskelch wurde 1639 (?) angeschafft (nr. 486). Die Stadtkirche diente nach Ausweis der erhaltenen Grabmäler spätestens seit Beginn des 16. Jahrhunderts als Grabstätte für brandenburgische Amtmänner und ihre Familien. Insgesamt sind ab 1502 vier Grabplatten und vier Epitaphien für diesen Personenkreis erhalten, hinzu kommen zwei Priestergrabplatten, von denen eine noch aus dem 15. Jahrhundert stammt (nrr. 59, 120), ein nicht identifizierbares Grabplattenfragment von 1629 (nr. 459) und ein Epitaph für einen in Creglingen ermordeten Rothenburger Bürgermeister, der jedoch in seiner Heimatstadt bestattet wurde (nr. 475). Eine Beisetzung von 1503 ist außerdem unter dem ehemals vor der Südseite der Kirche errichteten Ölberg nachweisbar38). Die einfachen Bürger wurden vermutlich zunächst auf dem Kirchhof begraben, ab dem 16. Jahrhundert dann auf dem Friedhof um die Herrgottskapelle, die wohlhabenderen Bürger im Innern der Kapelle.

Etwa 1 km südlich von Creglingen ließen an der Stelle, an der ein Bauer 1384 angeblich beim Pflügen eine unversehrte Hostie gefunden hatte, die Brüder Konrad und Gottfried von Hohenlohe-Brauneck eine Salvatorkapelle errichten, die zum Ziel einer Wallfahrt wurde39). 1396 war der Chor als letzter Bauteil vollendet. Der einschiffige Bau mit hölzernem Tonnengewölbe und polygonalem, rippengewölbtem Chor hat sein ursprüngliches Aussehen weitgehend bewahrt. Aus der Erbauungszeit stammen noch die Glasmalereien in Langhaus und Chor (nr. 30). 1401 wurde eine Glocke gegossen (nr. 37); eine zweite, nicht näher datierbare, aber jedenfalls jüngere Glocke (nr. 512) ist nicht erhalten. Drei noch im ausgehenden 14. Jahrhundert entstandene – inschriftlose – Totenschilde und Reste von drei Funeralhelmen erinnern noch an die 1396 ausgestorbenen Herren von Brauneck40), sind aber wohl kaum als Hinweis auf eine Grablege des Geschlechts zu deuten, sondern eher als reine Memorialdenkmäler am zentralen Ort des Braunecker Totengedächtnisses. Denn den vornehmsten Platz vor dem Hochaltar im Chor, der den Stiftern gebührt hätte, nimmt die Grabplatte des ersten Kaplans der Herrgottskapelle ein (nr. 45). Auch in brandenburgischer Zeit blieb den Kaplänen die Verpflichtung, für das Seelenheil der Herrschaft zu beten41). Erhaltene inschriftlich bezeichnete vorreformatorische Ausstattungsstücke sind der berühmte inmitten des Langhauses errichtete Marienaltar aus der Werkstatt Riemenschneiders (nr. 75), die beiden 1496 von Jakob Mülholzer neu geschaffenen bzw. mit einer neuen Predella versehenen Seitenaltäre (nrr. 77, 78) und eine datierte Marienfigur (nr. 115). Außerdem trug die Konsole einer Nikolausstatue früher eine inschriftlich ausgeführte Anrufung (nr. 123). An dem angeblich mit der Jahreszahl 1488 bezeichneten Chorgestühl42) und an der 1886 weitgehend neu übermalten spätgotischen Wandmalerei an der südlichen Chorwand (hl. Christophorus) konnten keine Inschriften mehr festgestellt werden.

[Druckseite XXI]

Bis zur Reformation scheint die Kapelle zunächst fast ausschließlich den Kaplänen als Grabstätte vorbehalten gewesen zu sein, wie insgesamt vier erhaltene Priestergrabplatten aus dieser Zeit nahelegen (nrr. 45, 58, 70, 96). Doch dürfte auch eine inschriftlose Wappengrabplatte für einen in Creglingen ansässigen Rothenburger Patrizier noch aus dem 15. Jahrhundert stammen43). Spätestens nach Einführung der Reformation, mit der die Wallfahrt zum Erliegen kam, wurde die Kapelle dann endgültig zur Friedhofskirche umfunktioniert. Die Durchzugbalken des Tonnengewölbes im Langhaus wurden in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts (?) mit Bibelsprüchen bemalt, die auf die nunmehrige Funktion des Baus Bezug nehmen (nr. 508). 1594 wurde eine hölzerne Kanzel für Leichenpredigten errichtet (nr. 299). Weit über 70 Grabplatten haben sich erhalten. Im Innern der Kapelle fanden die Pfarrer, Schultheißen und wohlhabenderen Bürger – darunter auffällig viele Müller – mit ihren Familien ihr Begräbnis, während die einfache Bevölkerung auf dem Friedhof um die Kapelle begraben wurde. Den vornehmeren Platz im Chor nahmen vorwiegend aufwendigere Figurengrabplatten ein44), im Langhaus liegen Wappengrabplatten und – häufig schlicht und primitiv ausgeführte – reine Inschriftengrabplatten. Außen an der Kapelle und in geringer Zahl auch im Innern wurden außerdem einfachere Epitaphien mit figürlicher Darstellung der Verstorbenen errichtet (insgesamt fünf vor 1650). Die Gesamtzahl der aus dem Berichtszeitraum erhaltenen inschriftlich bezeichneten Grabplatten beläuft sich auf 51, davon wurden etliche wiederverwendet. Drei der Nachbestattungsinschriften wurden noch vor 1650 ausgeführt. Da einige Platten beschnitten sind, andere jetzt in Nord-Süd-Richtung verlegt sind, muß man wohl davon ausgehen, daß viele der Grabplatten nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort im Boden liegen. Dennoch bietet die Herrgottskapelle insgesamt ein beeindruckendes, weitgehend unversehrt erhalten gebliebenes „bürgerliches“ Grabmälerensemble. An den Außenwänden des Chores haben sich etliche mit Rötelkreide ausgeführte Kritzelinschriften des 16. bis 19. Jahrhunderts – zumeist fragmentarisch – erhalten (nr. 167), deren älteste noch von Wallfahrern angebracht wurden.

Weikersheim, ev. Stadtkirche und Schloß

Die älteste Weikersheimer Pfarrkirche (St. Georg) stand auf dem Gelände des noch heute genutzten Friedhofs nördlich vor der Stadt45). Als die jetzige Pfarrkirche im frühen 15. Jahrhundert errichtet wurde, wurden Spolien der romanischen Georgskirche wiederverwendet46). Eine Grabplatte von 1385 (nr. 28) deutet ferner darauf hin, daß damals auch Grabmäler aus der alten in die neue Kirche überführt worden sind. Treibende Kraft bei der Verlegung und dem Neubau der Pfarrkirche war der damalige Ortsherr Konrad von Weinsberg47). Eine Bauinschrift an der Westfassade (nr. 42) dokumentiert den Baubeginn 1419; in dem – heute im Innern der Kirche geborgenen – Tympanon des Hauptportals sind Konrad von Weinsberg und seine Frau Anna von Hohenlohe mit Tochter und Schwiegersohn als Kirchenstifter dargestellt. Zusätzlich zur Übertragung des Georgspatroziniums wurde die Pfarrkirche dem Hl. Blut geweiht. Von dem um 1440 abgeschlossenen Kirchenbau ist das dreischiffige Langhaus erhalten. Reflex der wechselnden Herrschaftsverhältnisse in Weikersheim um die Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Epitaphien eines sächsischen Prinzen, Enkel Konrads von Weinsberg, (nr. 48) und des zeitweiligen Pfandherrn von Weikersheim Wilhelm von Rechberg (nr. 57). Ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts diente die Kirche dann der älteren, 1545 ausgestorbenen Weikersheimer Linie der Grafen von Hohenlohe als Grablege (nrr. 104, 114, 117). Neue Impulse erhielt der Kirchenbau nach 1586, als Graf Wolfgang II. von Hohenlohe-Langenburg seine Residenz nach Weikersheim verlegte und so zum Begründer der jüngeren Weikersheimer Linie des Grafenhauses wurde. Die Kirche, mittlerweile nach Einführung der Reformation Sitz eines Superintendenten, wurde im Zuge des Schloßausbaus erweitert und für den lutherischen Gottesdienst eingerichtet: In den Seitenschiffen wurden Emporen eingezogen, die östlichen, für die Herrschaft bestimmten, erhielten 1590 eine Ausmalung mit Szenen des Alten und Neuen Testaments (nr. 285). Aus derselben Zeit stammt die Kanzel. Hochaltar und Seitenaltäre mußten einem schlichten Tischaltar weichen (nr. 281), die Kirchenwände wurden weiß getüncht. 1592 wurden die Schlußsteine der Mittelschiffgewölbe mit den Ahnenwappen des Grafen Wolfgang und seiner Frau Magdalena Gräfin von Nassau-Dillenburg geschmückt. Außerdem [Druckseite XXII] erhielt die Kirche statt des bisherigen Dachreiters erstmals einen Turm, der über dem westlichen Mittelschiffjoch errichtet wurde. Drei Glocken, die bereits 1403 (für die alte Georgskirche?) und 1478 gegossen worden waren, wurden dort aufgehängt. Sie sind 1722 umgegossen worden48). Ab 1588 wurde die Kirche vom gräflichen Haus wieder als Grablege genutzt (nr. 270); 1605 ließ Graf Wolfgang II. dann unter dem östlichen Mittelschiffjoch des Langhauses eine Gruft anlegen, in die die Gebeine einiger Mitglieder des Grafenhauses überführt wurden (vgl. nr. 376). In ihr fanden seither die Mitglieder des Geschlechts ihre Ruhestätte in Sargkammern oder in frei aufgestellten Särgen (nrr. 367, 368, 397, 468). Bereits 1603 gab Wolfgang II. eine monumentale Tumba für sich und seine Gemahlin in Auftrag, die erst nach seinem Tod 1610 vollendet und inmitten des Langhauses aufgestellt wurde (nr. 396). Graf Wolfgangs Sohn und Nachfolger Georg Friedrich ließ schließlich den gotischen Chor abbrechen und durch einen zweijochigen, von zwei Türmen flankierten Polygonalchor in neugotischen Formen mit Sternrippengewölbe ersetzen, dem vermutlich die Funktion eines prunkvollen Grabchors für den Erbauer zugedacht war49). Eine geschnitzte Schlußsteinverzierung trägt die Eheallianzwappen des Grafen und seiner Frau Eva von Waldstein und zeigt mit der Jahreszahl 1617 den Bauabschluß an (nr. 417). Zur Ausstattung des Chors gehören das monumentale, auf der hierher versetzten Altarmensa von 1589 errichtete Altarretabel von 1618 (nr. 420), der im selben Jahr am Kranzgesims des Gewölbes umlaufend aufgemalte lange Lebenslauf des Grafen sowie geschnitzte, Tugenden verkörpernde Engelsfiguren mit Beischriften (nr. 421). Der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges verhinderte wohl die geplante Ausstattung des Chors mit einem aufwendigen Grabdenkmal Georg Friedrichs. Lediglich die Tumba seines Vaters wurde noch 1617 hierher vor den Altar versetzt. Für Georg Friedrich ist dagegen nur eine Funeralfahne überliefert (nr. 496), die sich heute im Weikersheimer Schloß befindet. Außer der Herrschaft selbst und der Geistlichkeit (nr. 427) wurden auch gräfliche Beamte und ihre Angehörigen in der Stadtkirche begraben (nrr. 222, 317). Das 18. Jahrhundert brachte einige bauliche Veränderungen, auf die hier nicht eingegangen werden muß. Bei einer Kirchenrestaurierung 1927 wurden die Grabplatten aus dem Boden des Langhauses gehoben; bedauerlicherweise wurden damals mindestens fünf davon beseitigt. Die Tumba des Grafen Wolfgang II., die 1714 im südlichen Seitenschiff abgestellt worden war, befindet sich seit 1934 im Weikersheimer Schloß.

Das Weikersheimer Schloß wird im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt50). Sein um den Schloßhof gruppierter Kernbau präsentiert sich heute als unregelmäßige fünfeckige Anlage. Von der staufischen Wasserburg der Herren von Hohenlohe (12. Jahrhundert) ist nur der runde Bergfried erhalten, der um 1600 aufgestockt wurde. Die erhaltenen Inschriften im Schloß stammen ausnahmslos aus der Zeit des Schloßneubaus im ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhundert. Als Graf Wolfgang II. von Hohenlohe 1586 seine Residenz von Langenburg nach Weikersheim verlegte, begann er sofort mit dem Ausbau der Wasserburg. Unter Beibehaltung älterer spätmittelalterlicher Bauteile wurde zunächst 1586–88 der nördlich an den Bergfried anschließende Flügel als provisorische Wohnung und als Beamtenbau hergerichtet; 1588 wurde am Eingang der ehemaligen Schloßkapelle eine Inschrift angebracht (nr. 278). Der Plan eines kompletten Neubaus auf dem Grundriß eines gleichseitigen Dreiecks (Baubeginn 1595) kam nur teilweise zur Ausführung. Den Entwurf lieferte der niederländische Baumeister Georg Robin, das Modell der württembergische Hofschreiner Stegle. Wolf Beringer führte anfangs die Bauaufsicht. Vollständig ausgeführt wurde nur der 1603 vollendete Saaltrakt im Süden mit Rittersaal, Tafelzimmer, Schloßkapelle und Altan an der Hofseite51). Der Rittersaal erhielt eine reiche Ausstattung: Die Kassettendecke wurde 1601/02 mit einer Gemäldeserie mit Jagdszenen von Balthasar Katzenberger (nr. 353) ausgeschmückt, die Nord- und Südwand mit lebensgroßen Tierskulpturen in Kalkschneidearbeit von Gerhard Schmidt und Christoph Limmerich (nr. 375), die westliche Stirnwand mit einem prunkvollen Kamin52), der von stuckierten Ahnentafeln des Grafen Wolfgang und seiner Gemahlin (nr. 377) flankiert ist, die östliche Stirnwand schließlich mit einem 1603 als Triumphbogen in Kalkschneidearbeit von Gerhard Schmidt gefertigten Portalgewände (nr. 360). Das östlich an den Saal anschließende Tafelzimmer erhielt um 1604 als Deckenschmuck eine [Druckseite XXIII] Serie von zwölf Gemälden mit Szenen aus dem Langen Türkenkrieg (nr. 366). Im westlichen Teil des Saaltrakts liegt die Kapelle, deren mit Ahnenwappen des Grafen Wolfgang und seiner Frau in den Schlußsteinen versehenes Kreuzrippengewölbe inschriftlich auf 1600 datiert ist (nr. 326). Um dieselbe Zeit sind auch die Brüstungsreliefs der Emporen von Gerhard Schmidt geschaffen worden (nr. 328). Der Treppenturm im südwestlichen Winkel des Schloßhofs war nach Ausweis der datierten Deckenstuckierung (nr. 314) 1598 fertiggestellt. Vom westlichen sogenannten Küchenflügel wurde nur der südliche Teil ausgeführt. Zwei Zimmer im 1. Obergeschoß erhielten 1598 Stuckdecken mit antiken Szenen und Versbeischriften (nr. 313), wiederum von der Hand Schmidts. Der östliche Flügel des Schlosses (sog. Langenburger Bau) wurde abweichend vom ursprünglichen Plan fast rechtwinklig an den Saaltrakt angebaut. Er wurde im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts ausgebaut und birgt keine Inschriften des Berichtszeitraums. Auch aus dem zweigeschossigen, heute nicht mehr erhaltenen Laboratoriumsanbau (1602) des für seine alchemistischen Studien bekannten Grafen Wolfgang und aus der Schloßapotheke sind keine Inschriften überliefert53). Unter Wolfgangs Sohn Graf Georg Friedrich stagnierte der Schloßbau zugunsten des Ausbaus der Stadtkirche; der Dreißigjährige Krieg verhinderte eine Baufortführung. Die barocken Baumaßnahmen des späten 17. Jahrhunderts und die Innenausstattung des 18. Jahrhunderts, die dem Schloß sein heutiges Gepräge gaben, müssen hier nicht verfolgt werden. Auch die Anlage des Barockgartens liegt bereits außerhalb des Berichtszeitraums (1708)54). Ununterbrochen in hohenlohischem Besitz, wurde das Schloß 1967 an das Land Baden-Württemberg verkauft.

Niederstetten, ev. Pfarrkirche (St. Jakob)

Niederstetten55) gehörte in karolingischer Zeit dem Kloster Fulda. Grabungsbefunde in der Jakobskirche weisen bis ins frühe Hochmittelalter zurück56). Die Ortsherrschaft war im 13. Jahrhundert hohenlohisch, wurde 1340 an Markgraf Stefan von Brandenburg verkauft (Stadtprivileg), wechselte dann ab 1347 mehrfach (Würzburg, Hohenlohe, Schenken von Limpurg, Castell), bis sie 1415 an die Herren von Rosenberg kam. Da diese Niederstetten dem Bischof von Würzburg zum Lehen auftrugen, konnte dieser 1632 nach dem Aussterben der Rosenberger den Ort als heimgefallenes Lehen einziehen. Es wurde 1641 neu vergeben an die Grafen von Hatzfeldt. Die Jakobskirche war ursprünglich Filial von Oberstetten, das Patronat lag seit dem 13. Jahrhundert bei dem Würzburger Stift Neumünster. Das einschiffige Langhaus des Kirchenbaus ist in seinem Kern noch spätromanisch (um 1230/40). Der heutige Chor wurde 1788 anstelle des spätromanischen Chorturms errichtet. Dabei wurde in einem der Fenstergewände das Fragment einer Grabplatte (?) des 15. Jahrhunderts (nr. 53) in Zweitverwendung verbaut. Der wohl im 13. Jahrhundert errichtete frei stehende Glockenturm, südwestlich von der Kirche abgesetzt, diente ursprünglich sicherlich als Eingangstor zum Wehrkirchhof57). Die älteste erhaltene Glocke stammt von 1429 (nr. 46). Sie wurde vermutlich aus dem Chorturm der Kirche in den durch Aufsetzen eines fünften Geschosses mit Glockenstube zum Glockenturm umfunktionierten Bau übertragen. Dieser Funktionswandel des Turms scheint bereits lang vor dem Abbruch des Chorturms erfolgt zu sein, da die Aufstockung wohl in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren ist58). Von der vorreformatorischen Kirchenausstattung existieren noch der spätgotische Flügelaltar, der freilich keine Inschriften trägt, und zahlreiche Schnitzfiguren. Die Reformation wurde um 1550 von den Herren von Rosenberg eingeführt, die die Pfarrkirche im 16. und 17. Jahrhundert als Grablege nutzten. Von 1529 ab ist eine stattliche Reihe von zwölf (z. T. fragmentarischen) Epitaphien erhalten. Drei noch im 19. Jahrhundert vorhandene Totenschilde von 1499, 1509 und 151259) sind dagegen verschollen, ohne daß ihre Inschriften überliefert sind.

[Druckseite XXIV]

An den Bau des ev. Pfarrhauses erinnert eine Bauinschrift von 1586 (nr. 268). Die rosenbergische Ortsherrschaft hat in Niederstetten außer in den Grabdenkmälern auch in einer Wappentafel von 1572 an Schloß Haltenbergstetten (nr. 216) sowie in einer Bauinschrift mit Wappen von 1550 am Amtshaus (nr. 164) inschriftlichen Niederschlag gefunden.

Frauental, ehemaliges Kloster

Das Zisterzienserinnenkloster Frauental60) wurde 1232 durch die Brüder Konrad und Gottfried von Hohenlohe-Brauneck und ihre Gemahlinnen gegründet. Mit dem Bau der Klosterkirche wurde bald darauf begonnen. An den kreuzrippengewölbten Polygonalchor schloß sich das flachgedeckte Langhaus an, in das hinter dem Laienraum über einer dreischiffigen gewölbten Unterkirche eine Nonnenempore eingebaut wurde. Das Langhaus wurde im späten 13. Jahrhundert nach Westen auf die heutigen Maße verlängert. Von den Konventsgebäuden wurde als erstes der Ostflügel errichtet, Nord- und Westflügel und der Kreuzgang folgten im 14. Jahrhundert. An der Altarwand der Unterkirche haben sich Reste von Wandmalereien aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten (nr. 13). Die kryptaartige Unterkirche diente als Bestattungsraum für Nonnen und Förderer des Klosters. So hatten die Herren von Hohenlohe-Brauneck eine ihrer Grablegen in Frauental. Einzig eine „Grabschrift“ für den 1368 verstorbenen Gottfried von Brauneck (nr. 22) ist kopial überliefert. Weitere vier Braunecker-Bestattungen des 14. Jahrhunderts sind bezeugt61), freilich ohne daß etwaige Grabinschriften bekannt wären. Auch sollen etliche Angehörige des Rittergeschlechts von Ehenheim dort bestattet gewesen sein, „als dann die schilt, helm und leuchtstein (=Leichensteine) anzaigen und vor augen ist“62), von denen ebenfalls keine Inschriften auf uns gekommen sind. Von Grabplatten des Mittelalters ist lediglich das Fragment eines inschriftlosen Steins mit Lilienstabmotiv erhalten (14. Jahrhundert?).

Das Kloster wurde im Bauernkrieg weitgehend zerstört und geplündert. Nur die Kirche und der Ostflügel der Klausur blieben stehen und wurden wieder notdürftig hergerichtet, wie eine Bauzahl am Ostflügel (nr. 126) belegt. Der Niedergang des Klosters ließ sich nicht mehr aufhalten, 1547 wurde es nach vorheriger Einführung der Reformation durch die brandenburg-ansbachische Herrschaft (1526) aufgehoben. Aus der Zeit vor der Klosteraufhebung sind nur die Reste der Grabplatte der letzten Äbtissin (nr. 135) sowie eine Priestergrabplatte (nr. 144) erhalten. Ob der spätgotische Kelch (nr. 85) ursprüngliches Klosterzubehör war, ist unsicher. Die Umwandlung des Klosters in ein markgräfliches Kastenamt dokumentiert sich in etlichen Bauinschriften der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts mit herrschaftlichem Wappen (nrr. 169, 219, 224, 263) an der Kirche und am sogenannten Ansbachischen Neubau, dem neuen Sitz des Amtmanns (Verwalters). Chor und Oberkirche des Langhauses wurden fortan als Getreidespeicher genutzt, die Unterkirche wurde für den evangelischen Gottesdienst hergerichtet. Sie diente weiterhin als Grablege, jetzt für die ansbachischen Beamten und ihre Familien. Aus dem Berichtszeitraum sind drei Grabplatten (nrr. 287, 296, 342) und ein Epitaph (nr. 297) erhalten63); das Altarbild in der Unterkirche (nr. 201) ist vielleicht das Fragment eines weiteren Epitaphs. Die Verwalter nennen sich mit ihren Initialen auch in Bauinschriften (nrr. 219, 263) sowie in einer Rötelinschrift an einem Kirchenpfeiler (nr. 254). 1614 wurde die Kanzel angefertigt (nr. 409); der Taufstein aus der Zeit um 1600 (nr. 327) ist erst 1697 in die Kirche gestiftet worden, sein ursprünglicher Standort ist unbekannt.

Der zum Klosteramt gehörende Klosterwald wurde um 1608 versteint (nr. 391). Die Güter des unrentablen Domänenamtes wurden ab 1670 verkauft, Frauental entwickelte sich zum Dorf (selbständige Gemeinde 1791). 1962 wurde die Unterkirche, 1982–85 die Oberkirche renoviert. In ihr wurde 1990 das Museum „Vom Kloster zum Dorf“ eingerichtet.

Wachbach, ev. Pfarrkirche

Die Wachbacher Kirche64), deren Patrozinium unbekannt ist, wird 1045 erstmals erwähnt. Sie gehörte damals dem Herzog von Bayern. Vom jetzigen Bau stammen das untere Geschoß des Chorturms und [Druckseite XXV] das Südportal, vielleicht auch die Umfassungsmauern des Langhauses, aus romanischer Zeit (frühes 13. Jahrhundert), Kreuzrippengewölbe und Südfenster des Chors sind Teil einer gotischen Umbauphase. Einer Erhöhung des Langhauses im 3. Viertel des 16. Jahrhunderts folgte eine Aufstockung des Turms 1607/08. Die erhaltenen Glocken aus dem 3. Viertel des 14. Jahrhunderts (nr. 25) und von 1510 (nr. 108) lassen sich keiner bestimmten Bauphase zuordnen. Der älteste Kelch stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (nr. 18), zwei weitere (nrr. 87, 402) – darunter eine umfunktionierte Bechersonnenuhr – scheinen nicht ursprünglich für die Wachbacher Kirche bestimmt gewesen zu sein.

Die Ortsherrschaft über Wachbach gelangte 1327 durch Kauf von Hohenlohe-Brauneck an die Reich von Mergentheim. Einige Angehörige des Geschlechts wurden in der Pfarrkirche beigesetzt (nrr. 23, 26). Lehenshoheit und Ortsherrschaft (Ganerbiat) wechselten in der Folgezeit mehrfach; ab etwa 1430 erscheinen die von Adelsheim als Teilhaber an der Ortsherrschaft. Im Laufe des 16. Jahrhunderts gelang es ihnen, über die Hälfte der Herrschaft sowie den Kirchensatz an sich zu bringen, der Deutsche Orden als einziger Mitbesitzer hielt zwei Fünftel der Herrschaftsrechte sowie die Centgerichtsbarkeit. Ab dem 16. Jahrhundert war Wachbach Sitz eines eigenen Deutschordensamtes. Gegen den Widerstand des Ordens führten die von Adelsheim um 1542 die Reformation ein. Die Linie zu Wachbach nutzte die Pfarrkirche seither als ihre – offenbar exklusive – Grablege. Aus dem Zeitraum von 1542 bis 1632 sind insgesamt elf Grabmäler für Angehörige oder Verwandte des Geschlechts erhalten, ein weiteres (nr. 392) ist bezeugt. Die übrigen Mitglieder der (evangelischen) Gemeinde wurden auf dem Kirchhof bestattet. Der von dort stammende Steinkruzifixus von 1588 (nr. 277) und ein Pfarrergrabmal von 1633 (nr. 473) wurden nach der Auflassung des Kirchhofs im frühen 18. Jahrhundert auf den damals angelegten neuen, von dort wiederum 1813 auf den jetzigen Friedhof übertragen.

Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen denen von Adelsheim und dem Deutschen Orden führten zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Stiftung einer neuen (katholischen) Pfarrei in Stuppach (vgl. nr. 385), der die katholisch gebliebenen Deutschordensuntertanen in Wachbach fortan angehörten.

Laudenbach, kath. Pfarrkirche St. Margareta und Bergkirche U. L. Frau

Laudenbach65) wird erstmals im 8. Jahrhundert erwähnt, damals im Besitz des Klosters Fulda. Zu unbekanntem Zeitpunkt ging die Ortsherrschaft an die Herren von Hohenlohe über, 1382/88 an die von Finsterlohr. Letztere, die schon seit der Mitte des 14. Jahrhunderts im Ort ansässig gewesen waren und an Vogtei und Gerichtsbarkeit teilhatten, trugen Laudenbach dem Hochstift Würzburg zu Lehen auf. Dies hatte zur Folge, daß der Ort nach dem Aussterben des Geschlechts 1568 an Würzburg heimfiel. Die schon früh von den von Finsterlohr eingeführte Reformation wurde unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn wieder rückgängig gemacht. Erst nach über 70 Jahren direkter Herrschaft wurde 1641 das Lehen an die katholischen Grafen von Hatzfeldt neu ausgegeben. Nach Erlöschen der Linie Hatzfeldt-Trachenberg fiel Laudenbach 1794 abermals an das Hochstift heim.

Die Laudenbacher Kirche war bis 1309 Filial von Niederstetten. Die heutige Pfarrkirche ist ein Neubau von 1896. Lediglich der romanische Chorturm mit gotischem Netzgewölbe blieb erhalten. Die Kirche diente den Herren von Finsterlohr als Grablege. Ein Epitaph des ausgehenden 14. Jahrhunderts (nr. 29) und zwei aus nachreformatorischer Zeit (nrr. 162, 199) wurden nach dem Abbruch der alten Kirche im Untergeschoß des Turms aufgestellt, eine weitere bezeugte Grabplatte (nr. 176) ist heute verloren. Auf Kirchenrenovierungsmaßnahmen im Zuge der würzburgischen Gegenreformation deutet die Bauzahl 1580 im Turmobergeschoß (nr. 249) hin sowie eine vom Westportal der alten Kirche stammende Bau- und Gedenkinschrift auf das 40jährige Regierungsjubiläum des Bischofs Julius Echter von 1613 (nr. 407). Eine Glocke aus vorreformatorischer Zeit (nr. 128) und eine aus würzburgischer Zeit von 1605 (nr. 369) gingen zu unbekanntem Zeitpunkt – vermutlich beim Neubau der Kirche – verloren.

Im Bergwald auf der linken Vorbachseite, westlich des Dorfs, wurde im frühen 15. Jahrhundert eine Marienkapelle errichtet66). Mit dem Bau der „Bergkirche“ (nach Vorbild der Würzbuger Marienkapelle) wurde laut Bauinschrift am Chor (nr. 38) 1412 begonnen. Die Kapelle wurde sechs Jahre später der Laudenbacher Pfarrkirche inkorporiert. Der Polygonalchor ist sternrippengewölbt und zeigt zwischen reich verzierten Strebepfeilern hohe Maßwerkfenster. Vom ursprünglichen Langhaus sind West- und Südportal mit hervorragendem Figurenschmuck erhalten (vgl. nr. 65); das Tympanon [Druckseite XXVI] des 1748 abgebrochenen Nordportals mit Verkündigungsrelief (nr. 54) ist heute im Innern der Kapelle aufgestellt. Unter Hatzfeldtscher Herrschaft wurde die Bergkirche umfassend renoviert: die Außenmauern des Langhauses wurden mit Stützpfeilern versehen, auf die Westfassade wurde ein Barockgiebel aufgesetzt, der Turm wurde aufgestockt und mit einem Helm und bekrönendem Marienbild versehen, und das Innere des Langhauses wurde barock umgestaltet. 1659 – also bereits außerhalb des Bearbeitungszeitraums – wurde im Chor eine kunstvolle Tumba als Herzgrab des Generalfeldmarschalls Melchior Graf von Hatzfeldt († 1658) errichtet, die 1748 in eine eigens dafür angebaute Grabkapelle im Norden des Langhauses überführt wurde.

Die Bergkirche birgt ein Gnadenbild der Schmerzensmutter aus dem frühen 15. Jahrhundert. Von der Wallfahrt zeugen etliche von Pilgern angebrachte Kritzelinschriften an der Südseite von Chor und Langhaus, von denen die früheste erhaltene vielleicht noch von 1415 stammt und die bis ins 19. Jahrhundert reichen (nr. 40). Ebenso haben sich dort Handwerker verewigt, die am Bau der Kirche und an Renovierungsarbeiten beteiligt waren. Ausschließlich um Handwerkerinschriften dürfte es sich bei den Kritzeleien im Innern des Treppenturms sowie bei den 1642 im Dachstuhl aufgemalten Nameninschriften (nr. 494) handeln. Die Bemühungen um eine Wiederbelebung der Wallfahrt im Zuge der Gegenreformation dokumentieren sich u. a. in der inschriftlich auf einem Bildstock bezeugten Ausbesserung des Kreuzwegs zur Kapelle 1609 (nr. 393) und in der Renovierung des Kirchnerhauses bei der Kapelle 1605 (nr. 370).

Das kürzlich vorbildlich restaurierte Laudenbacher Schloß, über das keine wissenschaftliche Bauuntersuchung existiert67), birgt noch mittelalterliche Teile, darunter ein Spitzbogenportal mit inschriftlich ausgeführter Marienanrufung (nr. 84). Von Umbaumaßnahmen unter würzburgischer Herrschaft zeugen ein datiertes Portalgewände von 1576 (nr. 228) und eine (nicht erhaltene) Bauinschrift des Bischofs Julius Echter von 1582 am ehemaligen Speichergebäude (nr. 255). Von der Ortsbefestigung existiert noch ein Turm mit Bauinschrift der finsterlohrschen Ortsherrschaft von 1476 (nr. 62).

Zitationshinweis:

DI 54, Mergentheim, Einleitung, 2. Historischer Überblick (Harald Drös), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014e003.

  1. Vgl. Rudolf Goetz, Die natürlichen Grundlagen, in: Der Kreis Mergentheim 43–68; LdBW IV, 252–257. »
  2. Die Mineralquellen, denen Mergentheim seine Bedeutung als Heilbad und Kurort verdankt, wurden erst im 19. Jahrhundert entdeckt und fanden daher natürlich im Berichtszeitraum keinen inschriftlichen Niederschlag, wie dies bei spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bädern andernorts der Fall war; vgl. DI 30 (Calw) nrr. 371; 372, DI 41 (Göppingen) nrr. 258, 259, 260, Einl. XLIIIf. »
  3. Vgl. auch Emil Kost, Die Creglinger Tauberlandschaft. Ihre Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, in: Der Bergfried 2 (1950) 83–85, 93f.; Martina Heiermann/Klaus Bühn, Die vor- und frühmittelalterliche Besiedlung des Mergentheimer Raumes, in: Frankenland 42 (1990) 70–74. »
  4. Stoob, Städtebildung 561f. »
  5. Vgl. Die Würzburger Diözesanmatrikel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Mit einer Karte der Einteilung des Bistums in Archidiakonate und Landkapitel am Ausgang des Mittelalters, in: WDGB 2 H. 2 (1934), I–XXX, 1–46; Karte VIII 5 des Historischen Atlas von Baden-Württemberg. Kirchliche Gliederung um 1500 (Beiwort v. Meinrad Schaab, 1975); Hugo Ehrensperger, Zur Geschichte des Landkapitels Buchen und Mergentheim, in: FDA NF 3 (1902) 325–371, ebd. NF 4 (1903) 322–357; Julius Krieg, Die Landkapitel im Bistum Würzburg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts unter Benutzung ungedruckter Urkunden und Akten dargestellt (Veröff. der Sektion für Rechts- u. Sozialwiss. d. Görres-Gesellschaft 28), Paderborn 1916. »
  6. Vgl. u. a. Hermann Schreibmüller, Audulf der frühest bezeugte Graf im Taubergau, in: Mainfränk. Jb. 3 (1951) 53–69. »
  7. Vgl. Adolf Fischer, Geschichte des Hauses Hohenlohe, 2 Thle., Stuttgart 1866–71; Karl Weller, Geschichte des Hauses Hohenlohe, 2 Tle., Stuttgart 1903/08; Karl Schumm, Zur Territorialgeschichte Hohenlohes, in: WFr 58 (1974) 67–108; allg.: Friedrich Karl Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe. Bilder aus der Geschichte von Haus und Land, Neuenstein 41983; bester Überblick: Gerhard Taddey, Hohenlohe – ein geschichtlicher Überblick, in: Hohenlohe, hg. v. Otto Bauschert (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 21), Stuttgart Berlin Köln 1993, 21–53. »
  8. Vgl. Gerd Wunder, Die Edelherren von Weikersheim und Pfitzingen und die Anfänge des Hauses Hohenlohe, in: WFr 63 (1979) 3–12. »
  9. Vgl. Dieter Wojtecki, Der Deutsche Orden im württembergischen Franken. Zur Entwicklung, Besitz- und Personalgeschichte der Kommenden Mergentheim, Heilbronn und Horneck im 13. Jahrhundert, in: WFr 60 (1976) 55–113. »
  10. Zu Konrad vgl. Dieter Karasek, Konrad von Weinsberg. Studien zur Reichspolitik im Zeitalter Sigismunds, Diss. Erlangen-Nürnberg 1967; Hartmut Welck, Konrad von Weinsberg als Protektor des Basler Konzils (Forschungen aus Württembergisch Franken 37), Schwäbisch Hall 1973; Franz Irsigler, Konrad von Weinsberg (etwa 1370–1448), in: WFr 66 (1982) 59–80. »
  11. Vgl. allg. Gunther Franz, Die Reformation im Tauberland. Gebiet des Kirchenbezirks Weikersheim mit Mergentheim und Creglingen, in: Bll. f. württ. Kirchengeschichte 88 (1988) 78–110; Hans-Joachim König, Die Reformation im benachbarten oberen Bezirk des Kreises Mergentheim. Die politischen und kirchlichen Verhältnisse am Vorabend der Reformation, in: Frankenspiegel 22 (1970) 53–55. »
  12. Pfarrerbuch Württ. Franken I, 55, 91. »
  13. Vgl. Franz, Reformation im Tauberland (wie Anm. 20) 89–91; allg.: Paul Schattenmann, Die Einführung der Reformation in der ehemaligen Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber (1520–1580), (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 7), München 1928. »
  14. Vgl. grundlegend Gunther Franz, Reformation und landesherrliches Kirchenregiment in Hohenlohe, in: WFr 58 (1974) 120–152. »
  15. Ders., Reformation in Hohenlohe – 400 Jahre Hohenlohische Kirchenordnung 1578–1978, in: Bll. f. württ. Kirchengeschichte 79 (1979) 5–27. »
  16. Franz, Reformation im Tauberland 83f. »
  17. Vgl. auch v. Freeden/Engel, Fürstbischof Julius Echter als Bauherr; Gisela Herbst, Die Bautätigkeit des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn 1573–1617, Diss. Innsbruck 1967. »
  18. Vgl. Kapitel 3. Die historisch zu Mergentheim zählende, heute nach Igersheim eingemeindete Deutschordensburg Neuhaus hat nur mehr vier Inschriften aufzuweisen. »
  19. Eine wissenschaftlich fundierte Stadtgeschichte ist ein Desiderat; vgl. allg. nach wie vor OAB Mergentheim 318–432. »
  20. Zur Baugeschichte vgl. Klaiber, Hoch- u. Deutschmeisterschloß, passim; Raupp, Bautätigkeit, passim; Trenschel, Deutschordensschloß 4–15; zusammenfassend Hanemann, Schloss Mergentheim 3–15; vgl. ferner Demel, Mergentheim – Residenz d. Deutschen Ordens, passim. »
  21. Vgl. Gräter, Mergentheim 1972, 132. »
  22. Vgl. unten Kap. 4. 5. »
  23. Vgl. Seiler, Dt. Orden als Stadtherr 166 Anm. 51. »
  24. Zur Baugeschichte vgl. Appold/Häring 3–6. »
  25. Ebd. 4. »
  26. Ebd. 11. »
  27. Auch für Creglingen existiert bislang keine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Stadtgeschichte. Vorläufig: OAB Mergentheim 481–513; Nasse, Aus der Vergangenheit, passim; Schweikhardt, Creglingen einst und heute, passim. »
  28. Vgl. LdBW IV, 308f. »
  29. Vgl. nr. 110 Anm. 1. »
  30. Vgl. Muth, Herrgottskirche, passim; Ehmer, Herrgottskapelle, passim; Simon, Marienaltar 29–41. »
  31. Vgl. Ehmer, Herrgottskapelle 143. »
  32. Ebd. 148. »
  33. Angebliche Rötelinschrift; vgl. OAB Mergentheim 493; Baum, Herrgottskirche 4; Schmidt, Herrgottskirche 8. »
  34. Vgl. nr. 110 Anm. 1: 1460? Zu Jahrtagstiftungen, die bereits für das 15. Jahrhundert Bestattungen in der Herrgottskapelle nahelegen, vgl. ferner Ehmer, Herrgottskapelle 145f. »
  35. Sie sind jetzt aus dem Boden genommen und an den Chor- und Langhauswänden aufgerichtet. »
  36. Es existiert keine brauchbare wissenschaftlich erarbeitete Darstellung der Weikersheimer Stadtgeschichte; vgl. nach wie vor OAB Mergentheim 778–830; Gräter, Weikersheim, passim. »
  37. Zur Baugeschichte vgl. allg. Merten, Stadtkirche 1–10; OAB Mergentheim 779–783. »
  38. Vgl. S. XIV»
  39. Vgl. OAB Mergentheim 782; die Inschriften sind nicht überliefert. »
  40. Vgl. Merten, Stadtkirche 8. »
  41. Vgl. Merten, Schloß Weikersheim (Führer) 3; zur Baugeschichte ebd. 4–9; OAB Mergentheim 783–792; grundlegend: Walther-Gerd Fleck, Das Schloß Weikersheim. Seine Baugeschichte und seine Stellung innerhalb der Schloßbaukunst des 16. und des frühen 17. Jahrhunderts, Diss. Tübingen 1952 (masch.); Auszug: ders., Schloß Weikersheim und die hohenlohischen Schlösser der Renaissance (Tübinger Forschungen zur Kunstgeschichte 8), Tübingen 1954. »
  42. Vgl. Baum, Saalbau, passim. »
  43. Vgl. Max Hermann von Freeden, Der große Kamin in Weikersheim. Ein Werk Michael Junckers, in: Mainfränk. Jb. 2 (1950) 139–145. »
  44. Vgl. Weyer, Graf Wolfgang 64–120, 342–359; ders., Die Weikersheimer Schloßapotheke unter Graf Wolfgang II. und Gräfin Magdalena von Hohenlohe 1587–1610, in: Beiträge zur württ. Apothekengeschichte 17 (1990/92) 65–72. »
  45. Vgl. Hasso von Poser und Groß-Naedlitz, Der Schloßgarten in Weikersheim, in: Jb. d. Vereins für christl. Kunst 16 (1987) 115–131. »
  46. Viele Einzelaspekte der Stadtgeschichte sind gut aufgearbeitet in dem Sammelband 600 Jahre Stadt Niederstetten; eine umfassende Stadtgeschichte existiert gleichwohl noch nicht. »
  47. Vgl. Günter Stachel, Hochmittelalterliche Grabungsbefunde in St. Jakob zu Niederstetten, in: WFr 50 (1966) 52–71. Zur Baugeschichte allg. ausführlich Koch, St. Jakob, passim. »
  48. Vgl. Karl Gerheiser, Der ehemalige befestigte Friedhof um die Jakobskirche in Niederstetten, in: Frankenspiegel 27 (1975) 17–20; Walther-Gerd Fleck, Die Befestigungen von Niederstetten. Beschreibung und Geschichte, in: 650 Jahre Stadt Niederstetten 385–403, hier: 385–392. »
  49. Vgl. Fleck (wie Anm. 57) 391. »
  50. Vgl. Kdm. Jagstkreis I, 306. »
  51. Vgl. OAB Mergentheim 545–550; Schurr, Chronik Frauental; Treiber, Frauenklöster 105f. »
  52. Vgl. nr. 22 Anm. 6–9; vgl. ferner die 1515 begonnene Familien-Chronik des Ritters Michel von Ehenheim, hg. v. Christian Meyer, Würzburg 1891, 11f.: „… in demselben frauenkloster Frauental genannt liegen begraben die edeln und alte herrn von Brauneck …“. »
  53. Ebd. 11. Namentlich bezeugt ist nur die Bestattung von Hans (urk. 1406–12), Vater des Konrad von Ehenheim, vgl. ebd. 16 mit Anm. 4. »
  54. Einer der Verwalter liegt allerdings in der Creglinger Herrgottskapelle begraben, vgl. nr. 444»
  55. Vgl. Bengel, Ev. Kirche; zur Ortsgeschichte allg.: OAB Mergentheim 752–767; LdBW IV, 288f.; Bengel, Wachbach, bes. 22–96, 189–199. »
  56. Vgl. OAB Mergentheim 599–614; Muntsch, passim; LdBW IV, 360; Schneider, Wallfahrt Laudenbach, passim. »
  57. Vgl. Schermann, Bergkirche, passim; Schirmer, Bergkirche, passim. »
  58. Vgl. zuletzt Norbert Bongartz, Denkmalschutzpreis 2000: Das Schlösschen zu Laudenbach in Weikersheim-Laudenbach, in: Denkmalpflege in Baden-Württ. 30 (2001) 14–17. »