Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 55 Bad Mergentheim, kath. Pfarrkirche St. Marien 1. H. 15. Jh.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

Wandmalereien. Im Chor und an der Langhaus-Nordwand. Al secco; teils nur mehr fragmentarisch erhalten.
I. Chornordwand, rechts neben dem Kronberg-Epitaph (nr. 139). Fragment: thronende Muttergottes unter flachem Baldachin, links davor nur noch die Oberkörper zweier betender Ritter (mit Beckenhaube, Halsbrünne, Armzeug und Eisenhandschuhen) sichtbar, von denen ein bogenförmig geschwungenes Spruchband ausgeht und bis zu den Händen des Christuskinds reicht, das sich zu den Betenden herabbeugt. Die Inschrift ist auf dem Spruchband in schwarzer Farbe aufgemalt. Unterer Teil des Marienthrons zerstört, linker Abschnitt des Schriftbands bei Restaurierung ergänzt (ohne Schrift). Ob sich links unten ursprünglich weitere Oranten anschlossen, läßt sich nicht mehr feststellen. Schriftbefund durch Restaurierung verfälscht.

Maße: H. (Rest) 164, B. 90, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. [. . .] ṿịṛgọa) [– – –]ịndsb) serus de morte secundac)

II. Chornordwand, über dem Chorgestühl. Querrechteckiges Bildfeld mit breiter ockergelber Rahmenleiste. Vor rotbraunem, mit Kreuzblumen bestreutem Bildgrund der Gekreuzigte, flankiert von vier Heiligen: links Petrus Martyr in Dominikanertracht, mit Kopfwunde, in den Händen Krummsäbel und Beutelbuch haltend, und Maria mit vor der Brust gekreuzten Händen, rechts Johannes Evang. und Dominikus, in Ordenstracht, mit Buch und Reisestab. Auf der oberen Rahmenleiste in der Mitte über dem Kreuz der Kreuztitulus auf beidseitig eingerolltem weißen Schriftband (A), links und rechts über den beiden Ordensheiligen Namenbeischriften (B, C). Restauriert; Schriftbefund vermutlich verfälscht.

Maße: H. ca. 135, B. 178, Bu. ca. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    · i · n · r · i ·

  2. B

    · petrus ·

  3. C

    · s · · dominicus

III. Chorsüdwand, über dem Chorgestühl. Annähernd quadratisches Bildfeld. Bildaufbau wie bei II; der Bildgrund hier mit Rosetten bestreut. Links vom Kreuz neben Maria eine hl. Dominikanerin in Ordenstracht, mit Buch und Rosenkranz in Händen und einer Krone zu Füßen; rechts vom Kreuz neben Johannes Evang. der hl. Thomas von Aquin in Ordenstracht und mit Buch. Über dem Kreuz Schriftrolle mit Kreuztitulus (A), rechts außen auf der oberen Rahmenleiste Namenbeischrift, die auf der rechten Rahmenleiste in von außen zu lesender Schrift wiederholt ist (B). Schriftbefund durch Restaurierung verfälscht.

Maße: H. ca. 160, B. 162, Bu. ca. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    · i · n r · i ·

  2. B

    s(anctus) thom[as] de aqui(ṇ)ọ / s(anctus) thomas de aquinod)

IV. Langhausnordwand, im zweiten Joch von Osten des neugotischen Seitenschiffs. Stark fragmentierte Figurengruppe (Vierzehn Nothelfer?). Von roter Rahmenleiste eingefaßtes querrechteckiges Bildfeld, auf grünem Boden nebeneinander stehende Heilige; unten – innerhalb des Rahmens – Schriftleiste mit Namenbeischriften. Von links nach rechts: hl. Margareta mit Drachen, hl. Katharina mit Rad, hl. Barbara mit Kelch, hl. Mönch (Ägidius?) mit Hirschkuh (?); anschließend drei oder vier Figuren durch spätere Bemalung (Rosenkranz) verdeckt; es folgen fünf männliche Heilige: Bischof (hl. Blasius?) mit Mitra, Pedum und Stab (Wachsstock?); Jüngling in weltlicher Tracht (hl. Eustachius?), im Feuer stehend und einen unkenntlichen Gegenstand haltend; hl. Dionysius mit Pedum, den Kopf mit Mitra in Händen haltend; Diakon mit Buch und Palmzweig (hl. Cyriakus?); hl. Veit mit Kessel. Die letzte Figur ist nur noch teilweise sichtbar. Rechts davon ist vielleicht eine weitere Figur durch den im 19. Jahrhundert eingezogenen Pfeiler verdeckt. Beischriften verblaßt; nur mehr im linken Abschnitt Fragmente erkennbar.

Maße: H. 126, B. (Rest) 415, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. [m]a[rga]retha · katherina · [. . . . . . .] · [– – –]e)

Kommentar

Inschrift (I), die ursprünglich sicherlich eine Anrufung der Muttergottes enthielt, ergibt in ihrer jetzigen Buchstabenfolge keinen Sinn. Die drei Bilder im Chor sind sicherlich gleichzeitig entstanden. Sicherer terminus post quem ist die Einwölbung des Chors um 13801, doch weisen stilistische Merkmale der Malereien eher in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Heiligenreihe im Langhaus dürfte ebenfalls in dieser Zeitspanne entstanden sein.

Textkritischer Apparat

  1. Nur die unteren Teile der Buchstaben erhalten.
  2. So der jetzige Befund; wohl kaum ursprünglich.
  3. Danach Ranke als Zeilenfüller.
  4. Die Wiederholung des Heiligennamens in etwas unregelmäßiger, flüchtigerer Schrift, vermutlich von anderer Hand.
  5. Als Worttrenner große Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 68 Anm. 5.

Nachweise

  1. Bad Mergentheim. Kleiner Führer der ehemaligen Deutschordens-Residenz und späteren Kur- und Badstadt Bad Mergentheim, Wannweil 1996, 7 (IV., nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 55 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0005509.