Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

A1 Oberrimbach-Lichtel (Stadt Creglingen), ev. Pfarrkirche 1502, 1672

Beschreibung

Kelch. Herkunft unbekannt; wohl erst seit 1672 in Lichtel. Silber vergoldet, getrieben und graviert. Sechspaßfuß über abgetrepptem Sockel mit oben umlaufendem Perlstab; die senkrechte Zarge ist von Quadraten durchbrochen; auf einem der durch Grate getrennten Felder des Fußes ist der Erzengel Michael als Drachenkämpfer eingraviert, dabei die Jahreszahl (A). Sechseckiger Schaft und gedrungener, flachkugeliger Nodus mit Maßwerk- und Blütengravur; glockenförmige Cuppa. Auf der Unterseite des Fußes ist eine 2zeilige Gewichtsangabe (B) flüchtig eingeritzt. Nachträglich wurde oben auf dem Fuß in dem Feld, das der Michaelsdarstellung gegenüberliegt, ein silbernes Wappenschildchen mit zwei Nieten befestigt, darin das gravierte Wappenbild, oben und unten begleitet von Inschrift (C) in teilweise konturierter Schrift. Auf dem Sockel eingepunzte Nürnberger Beschaumarke (spiegelverkehrtes N)1.

Maße: H. 19,5, Dm. (Fuß) 14,6, (Cuppa) 10,6, Bu. 0,2 (B), 0,3 (C), Zi. 0,25 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Kursive (B), Kapitalis (C).

  1. A

    1502

  2. B

    ij marck / iij q(uint)a)2)

  3. C

    LICHTEL / 1672 .

Wappen:
Stadt Rothenburg.

Kommentar

Die Gewichtsangabe auf der Unterseite des Fußes könnte der Schrift nach noch aus der Entstehungszeit des Kelchs stammen, also vielleicht von dem Goldschmied eingeritzt sein, der den Kelch angefertigt hat. Denkbar ist aber auch, daß der Eintrag erst bei der herrschaftlichen Einziehung des Kirchengeräts im Zuge der Einführung der Reformation im rothenburgischen Gebiet 1544 vorgenommen wurde. Das gravierte Heiligenbild könnte ein Hinweis darauf sein, daß der Kelch ursprünglich in eine Michaelskirche gehörte. Im Herrschaftsgebiet der Reichsstadt Rothenburg kommt dafür am ehesten Gattenhofen (Gde. Steinsfeld, Lkr. Ansbach) in Frage, ferner Kirnberg (Gde. Gebsattel, Lkr. Ansbach), das ein Marien- und Michaelspatrozinium hatte3. 1672 scheint der Kelch dann von Rothenburg in die Pfarrkirche in Lichtel gestiftet worden zu sein.

Textkritischer Apparat

  1. q mit waagerecht durchstrichener Unterlänge.

Anmerkungen

  1. Zu den Nürnberger Beschaumarken vgl. Kohlhaussen, Nürnberger Goldschmiedekunst 506–508.
  2. 1 Quint = 1/64 Mark.
  3. Vgl. Dannheimer, Verzeichnis 22f. Weniger wahrscheinlich ist die Herkunft aus der innerhalb des rothenburgischen Gebiets gelegenen castellischen Patronats-Pfarrei Habelsee (Gde. Ohrenbach, Lkr. Ansbach), die ein Michaels- oder Jobst-Patrozinium hatte: ebd. 22.

Nachweise

  1. Pfarrbeschreibung Pfarrei Lichtel 1905/06 (LKA, A 29, 2561) 59.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, A1 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014a1000103.