Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 494 Laudenbach (Stadt Weikersheim), Bergkirche U. L. Frau 1642

Beschreibung

Handwerkerinschriften im Dachstuhl. Pfettendach mit liegendem Dachstuhl; über dem Chor befinden sich an vier Stellen Inschriften1: I. Auf der Südseite der nördlichen Mittelpfette, beim Durchgang zum Glockenturm, in schwarzer Farbe aufgemalte Inschrift (A); verblaßt, durch Holzabsplitterung vor allem im unteren Bereich beschädigt. II. Auf der Westseite des Kehlbalkens, der unmittelbar bei Inschrift (A) ansetzt, 2zeilige, mit schwarzer Farbe aufgemalte Inschrift (B); beide Zeilen werden in der Mitte von der Zeichnung eines Dachdeckerhammers unterbrochen; Beschädigungen durch Holzabsplitterung vorwiegend im oberen Teil der ersten Zeile. III. Am östlichsten Kehlbalken vor dem Chorschluß, auf der Westseite: ganz links über der Verstrebung ein mit schwarzer Farbe aufgemalter Buchstabe, dahinter fünf aus dünnem Blech ausgeschnittene und mit Stiften befestigte Buchstaben (C), rechts davon ein gemalter Dachdeckerhammer in herzförmiger Umrandung. Der zweite Metallbuchstabe ist zur Unkenntlichkeit verbogen2. IV. Auf demselben Balken weiter rechts ein in schwarzer Farbe aufgemalter Name (D).

Maße: H. 26 (Balken I, II), 20 (Balken III/IV), Bu. 7–9 (A, B), 7 (C), 7–10 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, C), Mischschrift aus Kapitalis und Fraktur (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    CASBARVS

  2. B

    CASBARVS // OḶḶINGER / 16//42

  3. C

    La) C [.] E H Tb)

  4. D

    H DILLer

Kommentar

Die Inschriften (A) und (B) sind in einer dünnstrichigen Kapitalis mit kräftigen, in der Regel im rechten Winkel angesetzten Sporen geschrieben. Besonders auffällig ist der linksschräg angesetzte Sporn am Balken des L, der genau so auch in Inschrift (C) vorkommt. A hat einen gebrochenen Mittelbalken.

Die inschriftlich Genannten waren nach Ausweis ihres abgebildeten Handwerkszeichens Dachdecker, die an der Fertigstellung des Dachs 1642 beteiligt waren. Im Zuge der würzburgischen Rekatholisierungsmaßnahmen in Laudenbach (vgl. nrr. 249, 370, 407) waren erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts Ausbesserungen am Dach der Wallfahrtskirche durchgeführt worden, die allerdings völlig unzureichend waren3. Der weitere Verfall während des Dreißigjährigen Krieges veranlaßte Fürstbischof Franz Graf von Hatzfeldt und seine Brüder Melchior und Hermann, denen Laudenbach mittlerweile 1641 zu Lehen gegeben worden war, umfangreiche Restaurierungsarbeiten vornehmen zu lassen, zu denen auch die Dachrenovierung gehörte4.

Textkritischer Apparat

  1. Aufgemalt, wohl von derselben Hand wie die Inschriften (A) und (B).
  2. Zum zweiten „Buchstaben“ vgl. Anm. 2.

Anmerkungen

  1. Die Kenntnis der Inschriften verdanke ich Herrn Mesner Kraft, Laudenbach.
  2. Den Resten nach könnte es sich auch um einen stilisierten Dachdeckerhammer handeln.
  3. Vgl. Schneider, Wallfahrt Laudenbach 43.
  4. Zum Abschluß der Bauarbeiten am Turm im März 1642 vgl. Muntsch, Laudenbach 11.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 494 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0049403.