Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 490(†) Bad Mergentheim, Mariahilf-Kapelle 1641

Beschreibung

Silbertafel mit Grundsteinlegungsinschrift. Zusammen mit einem pergamentenen „Denckzettel“1 im Grundstein der Kapelle eingeschlossen. Runde Silberplatte, beidseitig graviert: auf der Vorderseite zeilenweise zentriert angeordnete Inschriften (A) und (B), auf der Rückseite zweizeiliges Gebet (C), darunter Wappen und Titel (D) des Hoch- und Deutschmeisters von Stadion.

Beschreibung und Wortlaut nach Breitenbach (JL 425 Bd. 10).

  1. A

    In honorem / Dei O(ptimi) M(aximi) et Beatiss(imae) V(irginis) Mariae / ob / Imaginem ejusdem Miraculis illustrem / Hoc / Sacellum construi coeptum est / Per / Rev(eren)diss(imum) et Ill(ust)riss(imum) Princip(em) et D(omi)num, cujus Nomen et Jnsignia ex altera / Parte hujus tabellae posita sunt / Die XI. Mensis Martij / A(nn)o MDCXXXXI.

  2. B

    In omni tribulatione et angustia nostra Sucurre / Nobis B(eata) V(irgo) M(aria)

  3. C

    Dignare me laudare Te Virgo Sacrata, / Da mihi Virtutem contra hostes tuos.

  4. D

    Jo(annes) Casparus D(ei) G(ratia) Magni Magistratus / Prussiae Ord(inis) B(eatae) M(ariae) Teutonicorum / Administrator, Ejusdemque per German(iam) / et Ital(iam) Partesque transmarinas Magister

Übersetzung:

Zur Ehre des besten und größten Gottes und der allerseligsten Jungfrau Maria ist wegen ihres durch Wunder berühmten Bildes der Bau dieser Kapelle begonnen worden durch den ehrwürdigsten und durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, dessen Name und Wappen auf der anderen Seite dieser Tafel stehen, am 11. März 1641. – In all unserer Trübsal und Not komm uns zu Hilfe, selige Jungfrau Maria. – Erachte mich würdig, dich zu preisen, heilige Jungfrau. Gib mir Kraft gegen deine Feinde. – Johann Caspar, durch Gottes Gnade Administrator des Hochmeistertums in Preußen des Marianischen Deutschen Ordens und sein Meister in deutschen und welschen Landen2.

Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister)/Stadion3.

Kommentar

Anlaß für den Anbau der Mariahilf-Kapelle an die Nordseite der Kapuzinerkirche war die Wundertätigkeit eines Marienbilds, das – Kopie eines Passauer Gnadenbilds – zunächst ab 1635 in einer Kapelle im Klostergarten, dann ab 1637 auf dem Franziskusaltar der Klosterkirche aufgestellt war, großen Zulauf und Verehrung erfuhr und dem Ort den Namen „Zu unser lieben Frauen Hülff“ gab4. Der Bau der Kapelle reiht sich ein in die Maßnahmen des Hochmeisters von Stadion zur Förderung des katholischen Glaubens und dokumentiert seine besondere Marienverehrung. Im Februar 1642 erfolgte eine provisorische Kapellenweihe, die endgültige Weihe nahm Weihbischof und Generalvikar Johann Melchior Söllner allerdings erst am 30. Juni 1650 vor5. Das Gnadenbild befindet sich noch heute in der Kapelle.

Anmerkungen

  1. Wortlaut in StAL, JL 425 Bd. 10 (Slg. Breitenbach) Nr. 66.
  2. Vgl. nr. 479 Anm. 5.
  3. Durch Hochmeisterkreuz quadriert von Deutschem Orden und Stadion.
  4. Vgl. Wortlaut des „Denckzettels“ (wie Anm. 1); Sambeth, Kapuzinerkloster 32; Demel, Der Dt. Orden u. d. Kapuziner 68f. Zur Mariahilf-Verehrung allg. vgl. Walter Hartinger, Mariahilf ob Passau. Volkskundliche Untersuchung der Passauer Wallfahrt und der Mariahilf-Verehrung im deutschsprachigen Raum (Neue Veröff. d. Instituts für Ostbairische Heimatforschung d. Universität Passau 43), Passau 1985; Dieter J. Weiß, Die Mariahilf-Verehrung in Franken, in: Jb. für fränk. Landesforschung 53 (1992) 201–215 (zu Mergentheim: 203f.).
  5. Sambeth, Kapuzinerkloster 33; vgl. nr. 502.

Nachweise

  1. StAL, JL 425 Bd. 10 (Slg. Breitenbach) Nr. 66.
  2. StAL, B 236 Bü 42 (Breitenbach, 1828).
  3. StAL, E 258 VI Bü 2518 (Christian Friedrich Bauer, Anhang zur Chronik Mergentheims, um 1836).
  4. Sambeth, Bilder 5/62 (dt. Übersetzung).
  5. Ders., Kapuzinerkloster 31f. (dt. Übersetzung).
  6. Renz, Kapuzinerkloster I (dt. Übersetzung).
  7. 350 Jahre Kirche u. Kloster d. Kapuziner 62 (dt. Übersetzung).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 490(†) (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0049001.