Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 466 Creglingen, Friedhof 1631

Beschreibung

Grabplatte des Kleinkinds Martin Zacharias Matthäus Waltz. Aus der Herrgottskapelle; jetzt an der östlichen Umfassungsmauer des Friedhofs, gegenüber dem Chor der Kapelle unter einem Schutzdach angebracht. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen schmalen Rahmenleisten; im Feld vor einem Blendbogen die Gestalt eines Kleinkinds in Flachrelief. Das Kind trägt ein langes Kleid mit Halskrause und einen Schulterumhang und legt die Hände zum Gebet zusammen. Im unteren Viertel des Bildfelds ist die Figur überdeckt von einer Schrifttafel mit 8zeilig eingehauener Vers(?)inschrift (B). Stark abgetreten und verwittert, Ränder stellenweise weggebrochen; die rechte Hälfte des Bildreliefs und der Schrifttafel wurde nachträglich für eine Zweitverwendung des Steins fast völlig abgespitzt. Die rechte Schriftleiste der Umschrift ist zudem mit Mörtel zugesetzt, so daß die Inschrift dort kaum mehr erkennbar ist; der untere Rand ist um etwa 4–5 cm beschnitten, auch dadurch erheblicher Schriftverlust.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (Rest) 103,5, B. 58,5, Bu. 2,3 (A), 1,3 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), humanistische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    [A]n(n)o · 1 · 630 · den · 24 · Februarij is[t . . / – – –] Johaṇ[. . . .] Waltz[. . . . . . . . .] / Cạ[stne]rsza) aḷb)[– – – / . . . . . .] 1631 in Chriṣṭo entschlaffe(n) desen Se[. . . . . . . . . . . . . .]

  2. B

    H[or]rida mors [– – – / . . .] ṃortalia [– – – /. . .]prịṃịs [– – – / . .]ṛapis ip[– – – /. . . . .] Marti[– – – / Za]charias [– – – /Wa]ḷtziusc) Hị[– – – / . .]ịas // sị[– – –]

Übersetzung:

Schrecklicher Tod (…) du raubst (…).

Versmaß: Distichen?1

Datum: 6. März 1630 n. St.

Kommentar

Während die deutschsprachige Umschrift in einer sehr regelmäßigen, runden Fraktur ausgeführt ist, ist für die lateinischen, offensichtlich metrischen Verse eine humanistische Minuskel verwendet, die als auffälliges Merkmal ein auf der Grundlinie stehendes, ganz ins Mittelband eingefügtes p zeigt2. Die Frakturformen sind völlig identisch mit denen des Eyb-Epitaphs von 1628 in der Creglinger Stadtkirche (nr. 457), so daß an der Ausführung durch den jüngeren Niklas nicht zu zweifeln ist.

Der 24. Februar war der Geburtstag des Kindes. Martin Zacharias Matthäus ist am 16. Februar 1631 begraben worden, er starb im Alter von „einem Jahr weniger 11 Tagen“3, also am 13. oder 14. Februar; desen Se[l] in der Umschrift bezieht sich vermutlich auf das nach vergleichbaren Inschriften zu ergänzende Wort Söhnlein. Der Vater des Kindes war der Rittmeister und Kastner Johann Paul Waltz, der 1638 im Alter von 53 Jahren verstorben ist.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung konjiziert; die Stelle ist durch eine breite Eisenklammer verdeckt.
  2. Danach noch ein Schaft zu erkennen; wohl zu al[hie] zu ergänzen.
  3. Ergänzung nach Inschrift (A) konjiziert.

Anmerkungen

  1. Offenbar sind die Verse auf jeweils zwei Zeilen verteilt.
  2. Ähnlich auf einer Grabplatte von 1602 aus der Werkstatt Michel Niklas’, vgl. nr. 349.
  3. Vgl. Mägerlein 708, danach auch das Folgende.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 466 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0046602.