Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 426 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1619

Beschreibung

Grabplatte der Euphemia Junius geb. Herold. Innen an der Langhausnordwand; ursprünglich wohl im Boden des Chors. Sandstein. Umschrift (A) zwischen profilierten Rahmenleisten; im flach eingetieften Feld unter einem Bogen die Figur der Verstorbenen in Relief, mit langem Kleid, gefälteltem Mantel und Haube, in den gefalteten Händen ein Gebetbuch haltend. Die Figur ist in Kniehöhe mit zwei kleinen Wappenschilden, darunter mit einer querovalen Schriftkartusche mit Roll- und Beschlagwerkrahmen belegt, auf der ein Bibelvers (B) und ein weiterer Spruch (C) eingehauen sind; oben in den Bogenzwickeln zwei Engelsköpfe. Ränder, besonders rechts, beschädigt; leicht abgetreten.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 184,5, B. 96, Bu. 3,2 (A), 1,8 bzw. 3,5 (B), 2,7 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A, B), Kapitalis (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Anno 1619 Den 20 Juni zwischn 5 vnd 6 / uhr Des abensta) ist in Christo seliglichn entschlaffen die Ehrentugendsame Fraw Euphemia / Des Ehrwirdigen H(errn)b) Vlrici Junii pfarrers / alhie eheliche hausfraw 35 iahr Jres alters aber Jm 58: Dern seel Gott gnedig seÿ Amenc)

  2. B

    GEN: 32 . V . 27 .d) / HERRe) herr, ich lasse dich / nicht, du segnest mich denn .1)

  3. C

    VICISTI IN SALVATORE / O ANIMA MEA .

Übersetzung:

Du hast im Erlöser gesiegt, o meine Seele.

Datum: 30. Juni 1619 n. St.

Wappen:
Junius2, Herold3.

Kommentar

Die Komposition der Grabplatte erinnert an die Werke Michel Niklas’ von Reinsbronn, die Ausführung ist aber deutlich anders. Vor allem die Frakturschrift mit den häufig leicht nach rechts geneigten Schäften wirkt wesentlich steifer, und die Versalien weisen keine Anschwünge auf. Auffällig ist das aus dem kursiven Schleifen-s abgeleitete, aus einem Schaft und zwei Bögen zusammengesetzte Schluß-s, das wie ein kapitales B aussieht4.

Euphemia Herold heiratete in Schwabach 1586 den dortigen Kaplan Ulrich Junius (Jung)5, der 1603 Pfarrer in Creglingen wurde und 1630 starb. Auch seine Grabplatte ist in der Herrgottskirche erhalten (nr. 463).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Danach ein Zeilenfüller in Form einer von einer Raute überschnittenen liegenden Acht.
  4. Erste Zeile in Kapitalis.
  5. Das ganze Wort in Frakturversalien.

Anmerkungen

  1. 1 Mo 32, 26 (!).
  2. Nackter Knabe, in der Rechten ein Lilienszepter (?) haltend, die Linke in die Hüfte gestützt, zwischen den Beinen begleitet von einem Totenschädel.
  3. Bärtiger Mann, bekleidet mit Wams, Pluderhosen und Federhut, in der Rechten eine Hellebarde, in der Linken einen in die Hüfte gestemmten Heroldstab haltend.
  4. Zur Schrift des Steinmetzen, deren charakteristischstes Merkmal ein d mit scharf nach links abgeknicktem oberen freien Bogenende ist, vgl. Einl. LXVII.
  5. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 208 nr. 1218. Ob sie tatsächlich, wie ebd. angegeben, eine Bäckerstochter aus Ansbach ist, ist unsicher, da auch die Angabe, sie sei als Kammerfrau nach ihrem Mann, also nach 1630, verstorben, nicht stimmt. Der Hinweis bezieht sich möglicherweise auf eine zweite Frau des Ulrich Junius.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 426 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0042608.