Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 424 Wien, Schatzkammer des Deutschen Ordens vor 1619

Beschreibung

Schmuckanhänger mit waldsteinischem Wappen. Herkunft unbekannt, vermutlich aus dem Nachlaß des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Maximilian III. nach 1619 in den Ordensschatz gelangt; jedenfalls seit 1632 (Inventar Mainau) im Schatz nachweisbar, demnach spätestens seit 1619 (Flüchtung von Mergentheim über Heidelberg auf die Insel Mainau) Teil des Schatzes1; seit 1805 in Wien, Inv.-Nr. K-008. Goldenes flammendes Herz, rot emailliert, auf der Vorderseite Darstellung des Erzengels Michael als Seelenwäger, auf der Rückseite Wappenschild (Figur und Wappen farbig emailliert); die breite goldene Fassung trägt auf Vorder- und Rückseite jeweils gravierte und schwarz emaillierte Namen(?)initialen (A, C) und eine Devise (B, D) sowie oben und unten je eine Ringöse. Im oberen Drittel des Schmuckstücks ist auf beiden Seiten die schwarze Emailfüllung stellenweise ausgebrochen.

Maße: H. 4,3, B. 2,4, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Schatzkammer des Deutschen Ordens, Wien [1/4]

  1. A

    H · B · D · W ·a)

  2. B

    VIVE · PIE · ET · IVSTE · SALVVS · ERIS ·

  3. C

    H · Z · W ·b)

  4. D

    AMOR · VINCIT · OMNIA ·2)

Übersetzung:

Lebe fromm und gerecht, und du wirst gerettet sein. – Die Liebe überwindet alles.

Wappen:
Waldstein3.

Kommentar

Als Worttrenner dienen in den Inschriften (A) und (B) runde Punkte, in (C) und (D) sechsstrahlige Sterne auf halber Zeilenhöhe. Die Auflösung der Initialen und somit eine Zuordnung des Schmuckstücks ist bislang noch nicht gelungen4. Ebenso ist unklar, wie der Anhänger aus dem Familienbesitz der Waldstein in den Ordensschatz gelangt ist.

Textkritischer Apparat

  1. D(e) W(aldstein)?
  2. Z(u) W(aldstein)?

Anmerkungen

  1. Vgl. Dudík, Kleinodien 82.
  2. Nach Vergil, Ecl. 10, 69: omnia vincit amor.
  3. Stammwappen: blau-gold geviert mit 4 einwärts gekehrten Löwen in verwechselten Tinkturen.
  4. In den verschiedenen Linien des böhmischen Adelsgeschlechts gibt es in der 2. Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts etliche in Frage kommende Träger des Namens Heinrich oder Hannibal. In hervorgehobener Position als Obermünzmeister erscheint Hannibal Freiherr von Waldstein (1576–1622), Sohn Georgs von Waldstein zu Miletin aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth von Zierotin; vgl. Eur. Stammtaf. NF V, Taf. 174. War er der Besitzer oder Auftraggeber des Anhängers, könnten die Initialen aufgelöst werden als: H(annibal) B(aro) D(e) W(aldstein) bzw. H(annibal) Z(u) W(aldstein). Eine Verbindung Hannibals zum Deutschen Orden oder zu Hochmeister Maximilian kann ich freilich nicht nachweisen.

Nachweise

  1. Dudík, Kleinodien 82 (m. 2 Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 424 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0042404.